Albrecht Ackerland über Fasching im Advent

„Da schau her“ - Zum Thema: Lachen hilft (fast) immer

München · Der Münchner an sich hat ja ein sonniges Gemüt, es weiß nur keiner. Nur eines macht den Münchner wirklich sauer: Wenn ihm das Weißbier im Glas zusammenfällt, weil wieder irgendeiner mit seinen fettigen Fingern das Spülmittel nicht gescheit ausgewaschen hat.

Vor lauter Wut kommt dann eine fahrige Handbewegung, das Glas mit dem berüchtigt miserablen Schwerpunkt fällt - und zwar direkt auf den Wohnungsmarkt in der Zeitung, wodurch die letzte provisionsfreie Wohnung für weniger als 15 Euro pro Quadratmeter für den verärgerten Weißbiertrinker nun auch Geschichte wäre. Vom schaumlosen Weißbier verzehrt. Es gibt schönere Arten zu sterben. Weil der Münchner aber stets zukunftsgewandt ist, hat der Groll eine kurze Halbwertszeit. Deshalb sind wir im Land auch so ganz weit vorne, haben alles bis auf einen Transrapid und eine Olympiade, aber wen juckt das schon, denn wir haben ja einen Fasching, der in der Welt seinesgleichen sucht. Rio hat vielleicht eine Fußballweltmeisterschaft, aber einen Fasching, also so einen richtigen Münchner Fasching mit Hausball und so? Da kannst am Zuckerhut lange suchen.

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Kein Wunder also, dass jetzt, mitten in der Vorweihnachtszeit, eine Aktion laufen wird, die sich »Fasching mit Herz« nennt, deren Organisatoren, die Faschingsgesellschaft Narrhalla, damit einer winterlichen Depression bei den Münchnern vorbeugen wollen. Das finde ich gut. Und selbstverständlich überflüssig. Die Frohnatur »Münchner« macht doch nicht einmal der greißlige Glühwein auf den Christkindlmärkten sauer, außer vielleicht im Magen. Das einzige was den Münchner in den dunklen Monaten richtig schockt, ist, wenn beim Beck am Rathauseck die Lola-Montez-Christbaumkugeln schon wieder ausverkauft sind. Und hier setzt »Fasching mit Herz« an.

Ich ziehe meine Nikolausmitra vor so viel positiver Haltung und Zukunftsgewandtheit. Ich für meinen Teil gehe da allerdings in diesen Tagen noch einen Schritt weiter, überspringe Fasching, Ostern, ersten Biergartenrausch, Hitzewelle und Novemberblues - und steige direkt ein in die Vorweihnachtszeit 2014. Ich beantrage Titelschutz für den Spruch »Das Jetzt gehört der Zukunft« und verkaufe höchstbietend. Der Erlös geht jetzt schon an die Opfer des Jahrhunderthochwassers von 2017.

Artikel vom 01.12.2013
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