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Albrecht Ackerland im Münchner SamstagsBlatt über Expeditionen
„Da schau her“ – zum Thema der Woche: Expeditionen
München · Das gefällt mir: Zwei Typen marschieren über einen Gletscher und haben auf ihren Rucksäcken ein Windrad aufgebaut. Kunst freilich, ein Mords-Brimborium umadum, das gehört zu so etwas dazu, und hinter allem steckt ein ernstes Thema.
So weit, so bierernst. Wenn allerdings zwei Typen die Idee haben, nach Island
zu fliegen und über ein Mordstrumm Gletscher zu hatschen, dann klingt mir
das auch ein bisserl nach Bier, nicht nach reinem Ernst. Ich jedenfalls
bin traurig, dass mir am Berg solche Kandidaten noch nie begegnet sind,
es sind nur immer wieder entweder die spaßbefreiten Kniebundhosenträger
in gedeckten Brauntönen oder Wandersfamilien mit papageienbunter Hochalpinausrüstung
schon für die Kleinsten, anzutreffen auf Forststraßen. Deren Ziel ist in
der Regel eine Bergwirtschaft, zu der die Bedienung mit ihrem Golf Cabrio
fahren kann, was ja alles schon auch sehr lustig ist und ich mich manchmal
frage, ob solche Wandersleut’ vielleicht doch nur eine Satire auf das Wahnsinns-Geschäft
mit der Outdoor-Ware abliefern wollen. Aber irgendwann langt’s dann auch
wieder.
Wie sehr würde ich da zwei Typen begrüßen, die ein Windradl
auf ihre Rucksäcke gebaut haben. Ich würde mit ihnen ins Gespräch kommen
und langsam würde ich den Berg und das Bergsteigen ganz anders betrachten.
Als Sinnbild.
- Münchner Künstler mit Windrädern auf Europas größten Gletscher
Artikel vom 07.09.2013: »powerwalk«: Kritik an hohem Energieverbrauch unserer Konsumgesellschaft - Umfrage zum Thema „powerwalk“
Umfrage vom 07.09.2013: Was halten Sie von der Kunstaktion "powerwalk"? - Energiepolitik und Aktionskunst
Artikel vom 08.09.2013: So seh ich das! Münchner SamstagsBlatt-Volontär Benjamin Schuldt zum Thema der Woche
Ein paar Tage darauf war ich am Lago Maggiore, ein wunderschöner See an der Grenze von Schweiz und Italien, auf dessen Westseite herrliche Zweitausender stehen, auf die alle paar Wochen mal einer hinaufsteigt, weil zum Lago fährt man schließlich eigentlich zum Baden. Ich bin in die Berge. Nachdem ich schon ein paar Gipferl hinter mir hatte, wollte ich zum großen Finale auf den Piz Marona, auf den ich mehr kletterte als lief. Kurz vorm großen Gipfelglück stockte ich. Auf dem Gipfel standen zwanzig Bergziegen und sie machten nicht den Anschein, dass sie mir mein Gipfelglück gönnten. Vielleicht habe ich eine tiefsitzende Bergziegenangst, die ich nun mit einer Therapie lösen muss, vielleicht war es aber auch nur reiner Menschenverstand: einen Bergziegenangriff an dieser felsigen ausgesetzten steilen Stelle würde ich nicht überleben, dachte ich mir. Ich machte kehrt. Das kann jetzt bedeuten, dass man im Leben auch mal umdrehen können muss. Es kann aber auch bedeuten, dass der Weg einfach das Ziel ist – oder dass man seine Ziele ändern darf. So geschah es: Flugs hatte ich das Ziel »Weißbier«. Und ich marschierte zurück zur Hütte. Ein Weißbier gab’s keines, aber das italienische Bier hat in diesem Moment wirklich sehr gut geschmeckt.
Artikel vom 06.09.2013Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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