Anwohner fürchten »Dauer-Remmidemmi« und Parkchaos

Harlaching/Giesing · Trubel um Tribüne

Gegen eine Zuschauertribüne in der neuen Dreifachturnhalle am Staudengarten protestieren unter anderem Hans-Jörg von Bieler und Christine Folz. 	Foto: HH

Gegen eine Zuschauertribüne in der neuen Dreifachturnhalle am Staudengarten protestieren unter anderem Hans-Jörg von Bieler und Christine Folz. Foto: HH

Harlaching/Giesing · Platz für Schul- und Vereinssport ist in München vielerorts Mangelware. Auch die Schulsporthalle des Theodolinden-Gymnasiums (TLG) ist nicht nur deutlich in die Jahre gekommen, sondern platzt auch aus allen Nähten. Damit soll nun bald Schluss sein.

Bereits im kommenden Jahr soll nach Auskünften des Referates für Bildung und Sport die alte Turnhalle am Staudengarten abgerissen und eine moderne Dreifachturnhalle nebst Tribünenplätzen für künftig 318 Zuschauer gebaut werden. Bereits im Juli erfolgte der Projektauftrag des Stadtrates. Derzeit liegt der Bauantrag nach Informationen des Referates bei der städtischen Lokalbaukommission. »Die Baugenehmigung ist in Arbeit«, erklärte Referatssprecherin Eva Maria Volland auf Anfrage. Doch es regt sich vor Ort entschiedener Widerstand gegen das nach Stadtangaben rund 13,4 Millionen Euro teure Projekt.

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Anwohner und der örtliche Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching befürchten im Zuge des geplanten Hallen-Baus ein Verkehrschaos im Umgriff der Lehreinrichtung und lehnen den Bau der Zuschauertribüne ab. Der BA will zuvor im sensiblen, weil engen gartenstädtischen Umfeld, ein schlüssiges Parkkonzept durchgesetzt sehen. »Ein Eventcenter im Mauseloch mit Dauer-Veranstaltungs-Remmidemmi wollen wir hier nicht und das widerspricht auch dem gartenstädtischen Charakter im Umfeld«, erklärt Anwohner Hans-Jörg von Bieler.

Um ihre Position zu stärken haben sich deshalb die Anwohner rund um die Bildungsreinrichtung zu einem »Aktionsbündnis TLG Turnhallen« zusammengeschlossen. Bei der Stadt reagiert man gelassen auf den Protest. Man sei im Dialog mit der Initiative, darüber hinaus seit langem auch mit dem BA, heißt es aus dem zuständigen Referat. »Wir treten ein für eine Turnhalle, welche gleichermaßen die Bedürfnisse der Schüler erfüllt und die Belange der Anwohner berücksichtigt«, führt von Bieler als erster Sprecher des Aktionsbündnisses bei einem Pressetermin aus. Man wolle nicht die Turnhallenplanungen torpedieren, spreche sich aber eindeutig gegen eine Tribüne für über 300 Zuschauer aus. »Schauen Sie sich doch einmal rund um den Staudengarten in den ohnehin engen Anwohnerstraßen um – die sind heute bereits total zugeparkt. Straßenreinigung und Rettung haben große Probleme dort durchzukommen«, erklärt von Bieler. Auch seine Mitstreiterinnen Christine Folz und Barbara Bendgens befürchten eine weitere Verschärfung der Parkplatzmisere. »Mit der neuen Tribüne befürchten wir vor allem einen noch extremeren Parksuchverkehr auch am Abend und am Wochenende – Zeit zum Durchschnaufen abseits des Schulalltags bleibt da nicht mehr«, ärgert sich beispielsweise Bendgens. Denn seitens der Initiative erwartet man keineswegs nur Schulveranstaltungen in der neuen Halle. »Die wird sicher auch von Fremdveranstaltern genutzt werden«, befürchtet von Bieler.

»318 Tribünenplätze sind schlicht zu viel – da dienen auch die 43 Lehrerparkplätze auf dem Gelände nur als Alibi und Tropfen auf den heißen Stein«, rügt die Initiative die städtischen Planungen. Der BA sieht die Dinge ebenso. Bereits bei der Projektvorstellung im Stadtteilgremium hatte die Politiker ein schlüssiges Parkkonzept zwingend gefordert So müsse etwa die in der Nachbarschaft befindliche P+R-Anlage für Veranstaltung dieser Größenordnung mit zur Verfügung stehen, lautete eine Forderung aus dem BA. »Allein auf den öffentlichen Personennahverkehr werden wir uns hier nicht verlassen können«, betonte BA-Chef Clemens Baumgärtner. Mit der Stadt geht das Aktionsbündnis hart ins Gericht. »Laut eines Schreibens des Oberbürgermeisters sollen die Anwohner in den Planungsprozess mit eingebunden werden«, betont von Bieler. Und weiter: »Nur das ist bisher noch überhaupt nicht geschehen.« Auch im Projektpapier des Rahmenbeschlusses aus der Feder des Referates für Bildung und Sport seien die Nöte der Anwohner und die spezifisch schwierige Verkehr- und Parksituation vor Ort nicht erwähnt. »Bei der Stadt stellt man sich gegenüber unseren Sorgen taub«, rügt von Bieler. Auch ins Lärmgutachten habe man bislang keinen Einblick erhalten. »Wir planen jetzt sogar einen Sit-In im Referat, sollten wir auf Sicht nicht Gehör finden.« Schließlich würden bereits über 20 aktive Mitglieder und 60 bis 70 weitere Interessenten die Initiative unterstützen. »Zumal die Schulleitung und der BA voll hinter unserem Anliegen stehen«, so der Initiator.

»Es gibt seit 4. Juli 2012 einen Projektauftrag des Münchner Stadtrates – daran ist nicht zu rütteln«, betont dagegen Referatssprecherin Volland. »Die Baugenehmigung ist in Arbeit«, informierte sie. »Vom frisch gegründeten Aktionsbündnis wissen wir seitens der Stadt erst seit kurzem«, betonte die Sprecherin der Stadtbehörde. Natürlich werde man auch den Kontakt zur Initiative suchen, habe diesen vor Wochenfrist auch aufgenommen. Zudem laufe der Bürgereinspruch ja bereits über den BA. Fest steht aber bereits: Im kommenden Jahr werde der Abbruch der alten Halle vollzogen und anschließend der Neubau errichtet. »Wir werden uns gegen diese Realisierung nach Kräften wehren«, kündigte dagegen von Bieler an. Harald Hettich

Artikel vom 23.10.2012
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