Albrecht Ackerland im Münchner SamstagsBlatt über grüne Wellen für Fußgänger

München · „Da schau her!“ Wellen für Fußgänger

München · Was einem nicht alles einfallen muss, wenn man Stadtrat ist. Dafür ist er ja auch da, so ein Stadtrat, dass er sieht, wo's hakt in der Stadt. Im Idealfall hat so ein Stadtrat nur seinen Bürger im Sinn, schließlich soll er ihn ja auch wieder wählen.

Marian Offman ist so einer. Nichts, als das Menschenwohl im Sinn, der Mann von Sepperl Schmids CSU. Doch nun schießt er über das Ziel hinaus. Marian Offman fordert, das KVR in menschgewordener Form von Wilfried Blume-Beyerle möge prüfen, ob sich die Grünphasen der Fußgängerampeln in der Stadt nicht auf 35 Sekunden ausweiten ließen. Auf eine halbe Ewigkeit also. Stadtrat Offman möchte damit gerade Älteren die Angst nehmen, dass die Ampel auf halber Strecke über die Straße auf Rot springt und dann das große Zaudern einsetzt, ob man nun umkehren oder unerschütterlich seinen gefährlichen Weg fortsetzen soll. Die Zeit, die es fürs reifliche Überlegen braucht, könnte Leben kosten! Wir können nur von Glück sprechen, dass wir in dieser Stadt noch kein einziges Grünphasenopfer zu beklagen haben – hoffe ich zumindest. Der Ampelrat hat ein löbliches Ziel, das weiß ich als seine Kernzielgruppe in dieser Sache. Ich bin leidenschaftlicher Fußgänger.

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Als solcher liebe ich rote Ampeln. In dieser hektischen Welt, gepeitscht vom steten Fortschrittswillen, ist die rote Ampel ein Mahnmahl. Sie lädt zum Innehalten ein, zum Verweilen, Genießen, Nachdenken, ist inspirative Insel im ewigen Verkehrsfluss. Wenn mich ein schwerer Gedanke plagt, dann kommt es nicht selten vor, dass ich mich an eine rote Ampel stelle. Und wenn dieses unverschämte Stück KVR-Stahl auf Grün springt, dann entfalte ich meine ganze widerborstige Kraft. Ich bleibe stehen. Und die Gedanken fließen und sprießen. Viel Zeit etwa, um darüber nachzudenken, wie ich reagieren sollte, spränge die Ampel während meiner Überquerung auf Rot. Das Kuriose daran: Ich gehe aber nicht. Dazu möchte ich Stadtrat Offman gerne einladen. Einfach mal stehen bleiben und gemeinsam eine Idee entwickeln, die weltweit Schule machen wird: der rote Tag. Einen ganzen Tag lang alle Ampeln auf Rot. Für die Autos, die Radler, die Fußgänger. In Zeiten, in denen moderne Autos von selbst bei längerem Halten den Motor abstellen, wäre das ein Segen für die Luft. Und die Gedanken sprießen, wir röten uns eine neue Welt. Dumm nur, dass der Offman ein Schwarzer ist.

Artikel vom 21.06.2012
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