Freestyle Skateboard: Münchner richten Meisterschaften aus

München · Handstand in voller Fahrt

Der Münchner Horand Thönges und seine Kollegen wollen die Urform des Skateboardfahrens wieder beleben. Foto: VA

Der Münchner Horand Thönges und seine Kollegen wollen die Urform des Skateboardfahrens wieder beleben. Foto: VA

München · „Etwas fast schon Vergessenes wieder aufleben lassen“, das ist das Ziel von Horand Thönges. Der Münchner ist einer von nur etwa 60 aktiven Freestyle-Skateboard-Fahrern in ganz Deutschland. Die Freestyle-Variante der Sportart gilt als die Urform aller ihrer heutigen Formen. „Damit fing alles an“, schwärmt Thönges, „heute gibt es viele Tricks nur noch in Büchern.“ Einige dieser Tricks werden am 14. Januar im Freisinger Jugendzentrum Tollhaus Actionhall wieder ausgegraben.

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Dort richtet Thönges mit seinem Label Freestyle Rocket die Deutschen Meisterschaften im Freestyle Skateboarden aus.Die heutzutage bekannteste Form des Skateboardens ist die Street-Variante. Die Boards sind an beiden Enden nach oben geschwungen, gefahren wird oft in sogenannten Halfpipes oder in leeren Swimmingpools – Plätzen also, an denen man mit Schwung eine Wand hochfährt, um oben abzuspringen und in der Luft Tricks vorzuführen. Ebenso beliebt sind Geländer oder ähnliche Hindernisse, auf denen die Fahrer mit ihren Boards rutschen können.

Das Freestyle-Skateboarden, das Thönges und Kollegen wiederbeleben wollen, ist grundlegend anders. Die Boards sind nur am hinteren Ende nach oben gebogen und im Gegensatz zu den modernen Brettern nicht komplett rund. „Wir Freestyler machen deshalb ganz andere Tricks, die Streetfahrer gar nicht machen können.“ Da Springen mit den traditionellen Freestyle-Boards schwierig ist, werden Tricks fast ausschließlich „auf geraden Flächen“ gemacht, erklärt Thönges. Die Freestyler wechseln etwa während der Fahrt in den Handstand auf dem Brett oder drehen Pirouetten.

Den Ursprung findet die Sportart in den USA. In den 50er- Jahren soll ein passionierter Surfer nach einer Alternative für wellenarme Zeiten gesucht haben. Also demontierte er die Rollen seiner Rollschuhe und schraubte sie unter ein Holzbrett – die Geburtsstunde des ersten Skateboards. Klar, dass sich viele Jugendliche, vor allem solche aus der Surferszene, schnell für diesen neuen Trend begeisterten. In den 60er-Jahren schließlich wurden erste Wettbewerbe ausgetragen – und schon damals entwickelte sich aus der Freestyle-Variante die heute so populäre Street-Variante. Die komplette Entwicklung war anfangs auf Kalifornien begrenzt, erst ab etwa 1975 schwappte die Welle über die Grenzen des US-Staats hinaus. Von da an eroberte das Skateboarden die Welt, der Freestyle-Version allerdings blieb und bleibt bis heute nur eine untergeordnete Rolle.

Die Freestyle-Tricks umzusetzen, sei technisch sehr anspruchsvoll, erläutert Thönges: „Man muss lange nachdenken, muss alles mehrmals durchgehen, bevor man es in die Tat umsetzt.“ Eben dies macht für ihn die Faszination am Freestyle Skateboarden aus. Auch die Tatsache, dass die Sportart mittlerweile von ihren Nachgängern überholt und fast vergessen ist, mache einen ganz besonderen Reiz aus. Um die Urform nun wieder populärer zu machen, hat sich der Münchner zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit seiner Kollegin Yildiz Saglik (Thönges: „Sie ist eine von nur drei oder vier Fahrerinnen weltweit.“) Kurse zu geben und Veranstaltungen zu organisieren. Leicht ist das nicht, denn Plätze für den Freestyle-Sport sind rar. In München trifft sich die Szene meist am Skateplatz an der Theresienwiese oder am Max-Josefs-Platz vor der Oper. Da es für schlechte Wetterverhältnisse keine einzige Halle gibt, seien Busbahnhöfe oder U-Bahn-Stationen sehr beliebt, erzählt Thönges, „aber da riskieren die Leute immer eine Anzeige“.

Den Plan, einen kleinen Wettbewerb in Freising zu veranstalten, musste Thönges vor einigen Wochen verwerfen. „Wir konnten uns vor Anfragen kaum noch retten, also kam es dazu, dass wir kurzfristig die Deutschen Meisterschaften austragen.“ Ein Blitzstart für das Label Freestyle Rocket, das erst im August 2011 gegründet wurde. Zu dem Event am 14. Januar werden auch einige Topstars aus dem Mutterland des Freestyle Skateboardens USA erwartet. Für Zuschauer ist der Eintritt kostenlos, am Wettbewerb kann jeder Interessierte teilnehmen, die Startgebühr beträgt fünf Euro. Das Aufwärmen im Tollhaus Actionhall beginnt um 10 Uhr, Start der Freestyle-Meisterschaft ist dann um 11 Uhr. Später gibt es auch noch Wettbewerbe in der modernen und populären Street-Variante. An diesem Tage wird also nicht nur fast Vergessenes wieder aufleben gelassen, es werden Tradition und Moderne zusammengeführt.

Von Jan Lüdeke

Artikel vom 05.01.2012
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