Albrecht Ackerland übers Skaten

München · Ein ganz besonderes Lebensgefühl

München · Die ersten gehen mittlerweile auf die Fünfzig zu – und viele gehen ihren Weg sehr erfolgreich. Gehen! Denn kaum einer der ersten Garde fährt noch auf seinem Rollbrett, die Knochen brechen mittlerweile leichter. Zum Beispiel Toni. Toni ist heute der Wirt eines stadtbekannten Szenelokals, ein Gastronom mit Herzblut. Toni war seiner eigenen Legende nach der allererste Skateboardfahrer Münchens.

Das war in den Siebzigern. Man glaubt es kaum: Die Gaudi, die bis heute bei den Alten mehr als nichtsnutzige Rüpelei denn als Sport gilt, ist selbst längst schwer erwachsen. Denn mit nun bald 50 Jahren darf man selbst aus Skatersicht dann doch langsam als ausgereift gelten. So alt ist der Sport nämlich bald – in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts verlagerten Jungs aus Kalifornien ihren Ritt auf den Wellen des Pazifiks auf ein Brett auf Rollen. Asphalt statt Salzwasser. Es dauerte eine Weile, bis davon auch die ersten Deutschen Wind bekamen. Wenn heute eine neue Sportart entsteht, weiß gefühlte zehn Sekunden später die ganze Welt davon. Jeder Grundschüler hat heute ein Internet-Handy und arbeitet als eine Art Reporter, ohne überhaupt zu wissen, was das ist. Das war im Fall vom Skater-Toni aus den Siebzigern noch anders.

Als er und bald auch seine coolen Spezln auf ihren wackeligen Bretteln mit Rollen standen, da ahnten sie alle sicher noch nicht, was für einen Weg ihr neuer Sport gehen würde. Den Weg zu einem Lebensgefühl, das eben längst auch haufenweise Erwachsene im besten Alter fühlen und pflegen. Den Weg zu einem riesengroßen Geschäft. Den Weg zu einem Lebensinhalt vieler Jugendlicher, die auf der Straße sind – und damit paradoxerweise weg von der Straße. Den Weg zu einer Olympischen Disziplin, zu Deutschen Meisterschaften, zu Ruhm und Fans und Profis.

Da stimmt es einen ja fast schon glücklich, dass sich bis heute noch ein paar Gefühlskalte und geistig Verarmte finden, die sich über das Skateboard-Geklapper auf irgendwelchen Plätzen aufregen. Wäre ja schlimm, wenn sich keiner mehr über die laute Jugend aufregte – denn das gehört eben dazu. Auch wenn diese laute Jugend teils auf die Fünfzig zugeht, die Gesellschaft prägt und sehr erfolgreich ihren Geschäften nachgeht.

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Artikel vom 05.01.2012
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