Frank Schäfer wird am Sonntag, 17. April, feierlich verabschiedet

Moosach · Der Motorrad-Pfarrer geht

Mit dem Motorrad kam Pfarrer Frank Schäfer 2005 nach Moosach. Nun wird er die Gemeinde – natürlich mit dem Motorrad – wieder verlassen.  	Foto: ws

Mit dem Motorrad kam Pfarrer Frank Schäfer 2005 nach Moosach. Nun wird er die Gemeinde – natürlich mit dem Motorrad – wieder verlassen. Foto: ws

Moosach · »Um Gottes willen«: Auf zwei Rädern fühlt er sich wohler als auf vier. Frank Schäfer nimmt auf seinem Motorrad Platz und dreht uns den Rücken zu. Zum Abschied schaut sich der 42-Jährige noch einmal um und wirft einen Blick auf seine Magdalenenkirche. Der Mann ist Pfarrer. Was hat er in den vergangenen sechs Jahren bewirkt?

»Ich habe versucht, das geistliche Leben fortzuführen.« Zu seinem Alltag gehören Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen.

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Als Gemeindepfarrer in Moosach-West hat er rund 100 Kinder getauft, fünf Paare getraut und 120 Menschen beerdigt. Diese Zahlen erscheinen auf den ersten Blick nicht viel, möchte man meinen. Doch die Gemeinde ist klein: Das moderne Gotteshaus an der Ohlauer Straße, im Jahre 1989 eingeweiht, steht mitten in einem Wohngebiet, umgeben von Einfamilienhäusern. Weiter weg stehen auch größere Wohnblocks. »In Moosach-West leben etwa 2500 evangelische Christen«, berichtet der Theologe. Es ist Teil der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Heilig Geist, die räumlich weit verstreut ist und deshalb gleich drei Kirchen und drei Pfarrer hat: die Olympiakirche im Olympischen Dorf, die Heilig-Geist-Kirche an der Hugo-Troendle-Straße in Moosach und die Magdalenenkirche in Moosach-West.

Die drei Kirchen haben ein Motto: »Um Gottes willen – miteinander glauben und leben.« Der Sakralbau an der Ohlauer Straße 16 wird zur Verabschiedung von Frank Schäfer bei einem besonderen Gottesdienst am kommenden Palmsonntag, 17. April, um 10 Uhr wohl aus allen Nähten platzen.

Obwohl er sich selbst als »ganz normalen Gemeindepfarrer« bezeichnet, hat er – weithin sichtbar – der Gemeinde und sich ein Zeichen gesetzt und gleich nach seinem Amtsantritt (wir berichteten) im Jahr 2005 den Bau des Glockenturms initiiert und organisiert. Denn der Glockenturm sei für eine Kirche einfach ein Muss. 2006 wurde der gut zehn Meter hohe Turm eingeweiht. 110.000 Euro hat er gekostet, 40.000 Euro brachte der neue Pfarrer durch tatkräftiges Sammeln von Spenden zusammen. So konnte man bald danach – samt Glockenturm – ein besonderes Jubiläum begehen: die 20-Jahr-Feier der Magdalenenkirche im Jahr 2009.

Es sei ihm gelungen, Fernsehpfarrer Jürgen Fliege für diesen »großen Event« in Moosach-West zu gewinnen, berichtet Schäfer im Nachhinein voller Stolz. Doch leider – wie bei vielen Konzerten und anderen »tollen Sachen«, die er angeboten habe – sei die Resonanz der Bürger gering gewesen. Das stimmt ihn ein bisschen traurig und nachdenklich. Er glaubt, dass es wohl an der Fülle von Veranstaltungen liege, die den Bürgern jeden Tag in der Landeshauptstadt geboten sind. »Die Moosacher sind verwöhnt, die gehen lieber in ein Konzert im Gasteig als in der Magdalenenkirche.« Trotzdem habe er sich davon nicht entmutigen lassen und den rund 2500 Protestanten in seiner Gemeinde immer wieder Neues geboten: Kinder-Kirche, Sonntagabend-Kirche, Meditationsabende und Exerzitien in Form von Einkehrtagen. Nächste Woche ist damit erst einmal Schluss: Dann verlässt Frank Schäfer das »wunderschöne Pfarrhaus« und zieht mit seiner Familie, seiner Frau und seinen beiden Kindern, nach Regensburg.

Zum 1. September soll sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin den Dienst in Moosach-West antreten. Bis dahin müssen die beiden anderen Geistlichen von der Olympiakirche und von der Heilig-Geist-Kirche in der Magdalenenkirche einspringen. Ein neuer Pfarrer sei derzeit noch nicht in Sicht. Das liege wohl auch daran, dass seine jetzige Vollzeitstelle künftig auf eine Dreiviertelstelle gekürzt werde. Das sei auch ein Grund gewesen, weg zu gehen, berichtet Frank Schäfer.

Zurück in die Heimat nach Regensburg

Hauptsächlich habe er sich aber als sogenannter Schuldekan im Dekanat Regensburg beworben, weil damit ein beruflicher Aufstieg verbunden sei: und zwar in die mittlere Dekansebene. Zudem sei er gebürtiger Regensburger und freue sich nun auch auf die Rückkehr in seine Heimat, wo seine Eltern und seine Freunde leben. Schäfers Frau, Mareike Lachmann, wird jede Woche zwischen Regensburg und München pendeln müssen. Denn sie hat eine Halbzeitstelle als wissenschaftliche Assistentin an der Ludwig-Maximilians-Universität und bildet dort evangelische Pfarrer aus. Die Religion gehört also zum Familienalltag.

Frank Schäfer wird als einer von zwei Schulbeauftragten im Dekanat Regensburg Chef von 30 Religionslehrern sein und gemeinsam mit einer Kollegin deren Einsatz an 20 Schulen im Dekanatsbereich organisieren. Zugleich wird der scheidende Moosacher Gemeindepfarrer an zwei privaten Gymnasien in Regensburg selbst Religionsunterricht geben. In München war er am Theresia-Gerhardinger-Gymnasium am Anger tätig, einer reinen Mädchenschule. Mit seinem 53 PS starken Motorrad war der Moosacher Theologe in München zumindest ein wenig auch Motorrad-Pfarrer. Mit einem kleinen Kreis sei er regelmäßig in Kontakt gewesen, »die fanden das cool und super«.

Motorrad-Helme liegen vor dem Altar

Und einmal im Jahr hielt er sogar einen richtigen Motorrad-Gottesdienst: in der Evangeliumskirche am Stanigplatz 11 am Hasenbergl – der nächste findet am 17. September statt. Vor dem Gotteshaus stehen dann unzählige Motorräder, schwere Maschinen, und innen in der Kirche liegen vor dem Altar die Helme der Fahrer. Typische Gottesdienst-Lieder sind dann passé, »es wird in der Kirche Hard Rock gespielt«, berichtet der scheidende Moosacher Gemeindepfarrer. Der Schluss-Song sei jedes Mal »Take me home, countryroads«. Nach dem Gottesdienst unternehmen alle eine Ausfahrt, selbstverständlich samt Pfarrer, und eine gemeinsame Einkehr. Da werde dann über Motorräder gefachsimpelt.

Traumjob im hohen Norden

In Hamburg gibt es sogar einen hauptamtlichen Motorrad-Pfarrer: »Das wäre mein Traumjob«, sagt Frank Schäfer. Kann ja noch kommen, denn Schäfer ist erst 42 Jahre alt. Moosach war seine dritte Pfarrstelle: Neufahrn – Simbach/Inn – Moosach – Regensburg – Hamburg?

Übrigens: Der 24. Münchner Motorrad-Corso findet am Samstag, 7. Mai, statt. Aufstellung ist um 10.30 Uhr auf der Parkharfe am Olympiastadion. Los geht es um 12 Uhr. Geplante Route: Georg-Brauchle-Ring, Lerchenauer/ Moosacher Straße, Frankfurter Ring, Leopold-/Ludwigstraße, Briennerstraße, Platz der Opfer des Nationalsozialismus, Sonnenstraße und Lindwurmstraße zur Kirche St. Matthäus. Dort beginnt gegen 13 Uhr der Motorrad-Gottesdienst mit der Gruppe »Forgotten Heroes«. Wally Schmidt

Artikel vom 12.04.2011
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