Geschäftsleute fürchten Rückkehr der Junkies – Polizei beruhigt

Haidhausen · Alte Zustände?

Die Gewerbetreibenden beobachten nach dem Kameraabbau die Rückkehr des Milieus.	Foto: js

Die Gewerbetreibenden beobachten nach dem Kameraabbau die Rückkehr des Milieus. Foto: js

Haidhausen · Vor wenigen Wochen sind die Kameras am Orleansplatz verschwunden. Seitdem die Geräte ans Sendlinger Tor verlegt wurden, beobachten Gewerbetreibende am Ostbahnhof erste Anzeichen für eine Rückkehr der Drogenszene. Ihre Forderung: Der Platz soll erneut überwacht werden.

Die Polizei teilt diesen Eindruck jedoch nicht. Eine Verschlechterung der Lage sei bislang nicht erkennbar, so Polizeisprecher Markus Dengler.

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»Haben Sie ein bisschen Kleingeld?«, fragt ein junger Mann die Passanten, die aus dem Untergeschoss der U-Bahn am Orleansplatz ankommen. Zügig gehen die Leute an ihm vorbei, keiner beachtet ihn. Außer ihm und seiner Freundin hält sich niemand auf dem Platz auf. »Wir kommen aus Nürnberg und sind nur zu Besuch hier«, sagt er. Von den Kameras, die dort bis vor kurzem installiert waren, weiß er nichts. »Ich bin gegen den Überwachungsstaat«, erklärt er. Von derartigen Maßnahmen lasse er sich nicht vertreiben: »Aus Protest gehe ich dann erst recht dort hin.« Bei der Münchner Drogen- und Trinkerszene, die bis vor drei Jahren am Orleansplatz beheimatet war, hat die Überwachung allerdings Wirkung gezeigt. »Als die Kameras kamen, waren plötzlich alle weg«, erinnert sich Daniel Kaussler, der dort einen Blumenstand betreibt. Sobald die Geräte entfernt worden seien, sei jedoch das alte Klientel zurückgekehrt: »Das hat nur wenige Tage gedauert.« In den vergangenen Wochen habe sich die Situation jedoch wieder entspannt. »Das könnte daran liegen, dass hier gerade Markt war.«

Er befürchtet, dass sich die alten Zustände wieder einstellen könnten: Die Süchtigen hätten seine Kunden vertrieben, sein Mobiltelefon und sogar seine Blumen gestohlen. Ähnliche Bedenken hat Do Mascimento Tarques von der Eisdiele in der Weißenburger Straße. Es seien zwar derzeit nicht so viele Abhängige auf dem Platz wie zu den Hochzeiten 2007. Vereinzelte Süchtige treffe man jedoch bereits wieder an. »Erst vor ein paar Tagen kam einer ins Geschäft und wollte Zitronen haben.« Zitronensäure wird benutzt, um Heroin zu verflüssigen, weiß der Ladeninhaber. Er und Kaussler sind sich einig: Um die alten Probleme nicht erst aufkommen zu lassen, sollte der Platz wieder überwacht werden. Die Polizei hält dies aber nicht für nötig. Da man nicht mehr gegen ein etabliertes Milieu vorgehen müsse, seien Polizeistreifen und Platzverweise künftig ausreichend, sagt Dengler.

J. Stark

Artikel vom 17.08.2010
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