Ladenbesitzer befürchten, dass die Drogenszene zurückkehrt

Haidhausen · Keine Kameras mehr

»Vorsicht Kamera!« – das war einmal am Orleansplatz. Die in der letzten Woche abgebauten Geräte werden am Sendlinger Tor angebracht.	Foto: js

»Vorsicht Kamera!« – das war einmal am Orleansplatz. Die in der letzten Woche abgebauten Geräte werden am Sendlinger Tor angebracht. Foto: js

Haidhausen · In der vergangenen Woche hat die Polizei die Überwachungskameras am Orleansplatz abgebaut und am Sendlinger Tor installiert. Die Gewerbetreibenden in Haidhausen befürchten, dass der Platz nun wieder zum Treffpunkt für Alkohol- und ­Drogenabhängige werden könnte. Der Bezirksausschuss Au-Haidhausen (BA) begrüßt das Verschwinden der Kameras jedoch.

Allerdings plant die Polizei eine erneute Überwachung, falls die Kriminalität rund um den Ostbahnhof nun ansteigen sollte. Mit Schrecken erinnert sich Gabriele Rothmayer, die Besitzerin des Schreibwarenladens in der Wörthstraße, an die Situation von vor drei Jahren. »Oft standen schon um sieben Uhr morgens fünf bis sechs Leute mit Bierflaschen in der Hand in meinem Geschäft«, erzählt sie. Seit 2007 am Orleansplatz Kameras angebracht wurden, habe sich die Lage jedoch entspannt: »Das hat wirklich etwas genutzt.«

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Der Abbau der Geräte bereitet ihr daher große Sorge: »Die Süchtigen kommen bestimmt zurück.« Ähnliche Befürchtungen hegt Robert Schumann, der Betreiber des Kiosks am Pariser Platz. Alkohol- und Drogenkonsum und sogar Schlägereien in der Öffentlichkeit seien früher an der Tagesordnung gewesen. »Ich bin gespannt, ob wir diese Zustände jetzt wieder bekommen.« Der Abbau der Kameras sei »eine Katastrophe für den Wirtschaftsstandort«, erklärt auch Christian Horn, Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Gewerbe­treibenden in Haidhausen.

Dennoch sind die Geräte nun ans Sendlinger Tor verlagert worden. Der Grund: Dort ist die Kriminalität in den vergangenen Jahren stark angestiegen. »Hier haben wir nun die gleiche Situation wie vorher am Orleansplatz«, sagt Peter Reichl, Sprecher der Polizei. In Haidhausen seien die Straftaten seit der Videoüberwachung um 20 Prozent zurückgegangen. »Das hat hervorragend geklappt.« Beide Plätze könne man jedoch nicht durch Kameras kontrollieren. Dies sei zu teuer und auch politisch nicht erwünscht.

Von Anfang an gegen die Überwachung war der BA. »Wir wollten die Kameras nie und haben mehrfach beantragt, dass sie entfernt werden«, sagt die BA-Vorsitzende Adelheid Dietz-Will. Auch Gabriele Schmid, Leiterin der ARGE des Sozialbürgerhauses in Haidhausen, hält Videoüberwachung für keine geeignete Lösung: »Das ist ein Hin und Her, die Geräte werden an dem einen Ort ab- und woanders wieder aufgebaut.« Wichtiger sei es, den Abhängigen zu helfen: »Diese Menschen brauchen jemanden, der sich qualifiziert mit ihnen beschäftigt.« Die Polizei indes kündigt an, die Kameras im Falle einer erneuten Verschärfung der Lage an den Orleansplatz zurückzubringen. »Bei Bedarf können wir sie dort schnell wieder installieren«, sagt Reichl. Julia Stark

Artikel vom 29.06.2010
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