Gewerbetreibende setzen sich für Suchtkranke ein

Haidhausen · Aktiv im Viertel

Der IGH-Vorsitzende Christian Horn (re.) ist mit den Arbeitsleistungen des ehemaligen Drogenabhängigen Peter Dausus höchst zufrieden.	Foto: js

Der IGH-Vorsitzende Christian Horn (re.) ist mit den Arbeitsleistungen des ehemaligen Drogenabhängigen Peter Dausus höchst zufrieden. Foto: js

Haidhausen · Seit ihrer Gründung im Sommer 2007 engagiert sich die Interessengemeinschaft der Gewerbetreibenden in Haidhausen (IGH) für die Belange des Viertels. Sie wurde von engagierten Gewerbetreibenden rund um den Orleansplatz ins Leben gerufen. Auf der Internetseite der IGH heißt es: »Gemeinsam möchten wir uns für Haidhausen als lebendigen, abwechslungsreichen und attraktiven Einzelhandels- und Dienstleisungsstandort einsetzen.«

Auch am Widerstand gegen die zweite S-Bahn-Stammstrecke beteiligt sich die IGH rege. Aktiv ist die Initiative, die aufgrund der Probleme mit der Drogenszene am Ostbahnhof entstanden ist, aber vor allem in sozialen Projekten. »Wir haben im Oktober die erste Demonstration gegen den Tunnelbau organisiert«, erinnert sich der IGH-Vorsitzende und -Sprecher Christian Horn, Inhaber der Immobilienverwaltung Horn. Die IGH spricht sich weiterhin massiv gegen das Projekt aus. Das Hauptanliegen der Vereinigung ist es jedoch, sich sozial im Viertel zu engagieren. »An allen unseren Aktionen nehmen Suchtkranke teil«, erklärt Horn. Dabei arbeitet die IGH mit der Hilfsorganisation Condrobs und den Jobcentern zusammen.

Seit Jahren sorgen Abhängige und ehemalige Abhängige für die Weihnachtsbeleuchtung in der Weißenburger Straße. Im vergangenen Herbst haben sie dort außerdem die nicht bepflasterten, kleinen Flächen rund um die Bäume bepflanzt. Allerdings betont Horn: »Was die Guerilla-Gärtner heimlich tun, machen wir legal.« Die Gewerbetreibenden haben das Projekt in Absprache mit dem Gartenbaureferat organisiert. Im Frühjahr wird es Aufgabe der Süchtigen sein, die Pflanzen zu pflegen.

Eine besondere Aktion hat Horn diesmal für Ostern geplant: An Kinder sollen 1.000 Eier verteilt werden. Ehemalige Drogenkonsumenten werden dabei helfen. »Es ist wichtig, diesen Menschen eine Aufgabe zu geben«, sagt Horn. Nur so sei Resozialisierung wirksam möglich. Für ihren Einsatz bekommen die Suchtkranken von den Geschäftsbetrieben natürlich ein Gehalt.

»Ich kann wieder eigenverantwortlich arbeiten.«

Doch nicht nur für Aushilfstätigkeiten ziehen die Gewerbetreibenden Personen dieser Randgruppe heran. »Einer von ihnen arbeitet seit zwei Jahren regulär als Hausmeister bei mir«, erzählt Horn. Vor einem halben Jahr hat er den ehemaligen Drogenabhängigen Peter Dausus sogar fest angestellt: »Er hat seine Chance begriffen, ich bin mit seinen Arbeitsleistungen sehr zufrieden.« Peter Dausus: »Ich bin sehr froh, dass ich durch das Projekt der IGH diese Arbeitsstelle bekommen habe. Ich habe eine eigenverantwortliche und geregelte Beschäftigung. Für mich die optimale Lösung.« Ausschlaggebend für das soziale Engagement der Haidhausener Unternehmer war die Drogenszene, die sich 2007 am Orleansplatz entwickelt hatte. »Damals hatten wir massive Probleme, deshalb haben wir uns zusammengeschlossen, um etwas zu tun«, erinnert sich Horn. Als vor rund vier Jahren Überwachungskameras auf dem Platz installiert wurden, verschwanden die Süchtigen und kehrten selbst nach dem Abbau der Geräte im letzten Jahr nicht zurück. Für die IGH ist dies jedoch kein Grund, ihre Aktionen einzustellen. Den Abhängigen durch die Vermittlung von Arbeit zu helfen, hält Horn weiterhin für eine wichtige Aufgabe: »Schließlich sind diese Menschen nicht faul, sondern krank.« Julia Stark

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Artikel vom 22.03.2011
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