Türen, Fenster, Kompass, Höhenmesser, Motor – alles in Ordnung. Nachdem Pilot Johann Schwarz, genannt Blacky, nach dem Tanken nochmal alles überprüft hat, geht es los. Mit an Bord der Cessna: Klaus Ablaßmeier, Flugbeobachter des ADAC. Es ist Sonntag und vom Flugplatz Ellermühle bei Landshut startet das Flugzeug Richtung Tauernautobahn A10. Auftrag des ADAC-Flugbeobachters: Aus der Luft die Straßen beobachten und Staus und Verkehrsbehinderungen melden.
„We leave to the south, direction Salzburg“, funkt Blacky an den Tower. Dann verteilt er Bonbons an die Mitflieger - „Bordversorgung“. Blacky ist pensionierter Fluglotse und arbeitet als Fluglehrer bei der Firma PTL, die auch die Cessna für die Verkehrsbeobachtung stellt. Er wechselt sich bei den Einsätzen für den ADAC mit einem Kollegen ab. Seinen Flugschein hat Blacky 1975 gemacht, er verfügt über die nötige langjährige Erfahrung.
„Die Fluglehrer-Lizenz und jahrzehntelange Flugerfahrung sind Voraussetzung für diesen Job“, erklärt er. „Schließlich trägt man Verantwortung.“ Neben dem Flugunterricht, den er gibt, ist das „Spazierenfliegen“ bei den Verkehrsbeobachtungs-Flügen für Blacky eine willkommene Abwechslung. „Ich mag besonders in geringen Höhen über die Autobahn zu fliegen und das Fliegen in den Bergen.“ Das sei eine besondere Herausforderung. „Außerdem hat man nur hier die Möglichkeit, über Kontrollzonen wie den Münchner Flughafen zu fliegen.“
In etwa 200 Metern Höhe geht es mit 180 km/h über die Autobahn A9. Am Autobahndreieck Holledau die erste Nachricht von Klaus Ablaßmeier an den Radiosender Antenne Bayern, für den der ADAC mit dem Verkehrsbeobachtungsflugzeug unterwegs ist. „Keine Störungen, gute Fahrt.“ Blacky holt per Funk das Wetter von Salzburg ein. Schlechte Nachrichten: Es regnet. Ob wie geplant bis zur Tauernautobahn geflogen werden kann, ist unklar. Doch noch ist das Wetter gut und das Flugzeug fliegt entlang der A8 über den Seehamer See und das Mangfalltal. „Diese Wolkenformation ist ein Traum“, schwärmt Blacky. „Es macht viel mehr Spaß, wenn ein paar Wolken am Himmel sind. Da gibt es mehr zu sehen als bei strahlend blauem Himmel.“ Klaus Ablaßmeier stimmt zu.
Über den Chiemsee geht es Richtung Salzburg. In Waging am See dann der erste Stau: Auf der A8 Richtung München gab es einen Unfall, vom Flugzeug aus sieht man, wie sich der Notarztwagen seinen Weg zur Unfallstelle bahnt. „Fünf Kilometer Stau“, gibt Ablaßmeier an den ADAC und Antenne Bayern weiter.
Klaus Ablaßmeier hat Informatik und Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet beim ADAC eigentlich als Fachbereichsleiter in der Softwareentwicklung. Über einen Kollegen kam er dann zur „Stau-Patrouille“ des ADAC. Dazu gehören neben der Flugbeobachtung auch die Stauberater auf dem Motorrad und die „Gelben Engel“ der Straßenwacht. Seit 13 Jahren ist Ablaßmeier mit Auto und Motorrad auf der Straße unterwegs, seit fünf Jahren auch als Flugbeobachter. Dabei wechselt er sich mit drei Kollegen ab.
Bis nach Salzburg schafft es der Flieger, bevor er wetterbedingt umkehren muss. Auf dem Rückweg der nächste Unfall: Am Samerberg ist die linke Spur blockiert, der Verkehr staut sich auf einer Länge von ein bis zwei Kilometern. Wieder benachrichtigt Klaus Ablaßmeier die Kollegen und das Radio. Doch das soll es für heute gewesen sein. Insgesamt war es ein ruhiger Flug. „Wir sind vor allem dazu da, frisch entstandene Staus zu melden“, erklärt Ablaßmeier. Bis er die Staulängen aus der Luft abschätzen konnte, hat es ein bisschen gedauert: „Eine Saison habe ich etwa gebraucht, bis ich das konnte.“ Auch eine Karte zur Orientierung braucht Ablaßmeier nicht mehr. „Mittlerweile kenne ich die Ausfahrten und markante Punkte.“
Die ADAC-Flugbeobachter sind zur Sommerferienzeit von Ende Juni bis Mitte September jeden Samstag und Sonntag unterwegs – sofern das Wetter es zulässt. Auch bei Großereignissen wie der Fußball-Welt- und -Europameisterschaft waren die Flugbeobachter im Einsatz. Dabei beobachten sie die Autobahnen A8, A9, A99 und A10. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.adac.de.