Was macht man mit pikanten Familiengeschichten, die nicht öffentlich werden sollen? Man schließt sie wie im Fall des bayrischen Königs Ludwig I. in einen „Giftschrank“ im Archiv und hofft, dass sie dort sicher sind. Die Historikerin Carolin Philipps hat sie trotzdem aufgespürt und erzählt mit Hilfe der Originaldokumente die Geschichte der Königin Therese, die sich 1848 auf die Seite des Volkes stellte und des Königs Rücktritt mitverursachte.
Carolin Philipps liest am Mittwoch, 12. Februar, um 16 Uhr im Bier- und Oktoberfest-Museum (Sterneckerstraße 2) aus „Therese von Bayern: Eine Königin zwischen Liebe, Pflicht und Widerstand“. Im Anschluss Weinverkostung verschiedener - anlässlich des 200. Thronjubiläums hergestellten - Theresienweine von Winzerinnen. Anmeldung bitte mit einer Mail an daniela@coworking-hibu.de.
Zum Gehorsam erzogen heiratete Prinzessin Therese 1810 den späteren bayrischen König Ludwig I. Die zahllosen Affären ihres Mannes, mit denen er sie auch öffentlich demütigte, ertrug sie zunächst als ihr Frauenschicksal. Erst als sie 1847 seine Geliebte Lola Montez bei Hof empfangen sollte, ging sie in den passiven Widerstand, gefolgt vom ganzen Hof. Während die Menschen hungerten, gab der König Unsummen für seine Geliebte aus. Wer Kritik äußerte, verlor seinen Posten oder wurde verhaftet. Es kam zu blutigen Aufständen, die königliche Residenz wurde angegriffen. Ludwig ließ Soldaten in München einrücken. Ein Bürgerkrieg stand bevor, der nur verhindert werden konnte, weil die Königin sich auf die Seite des Volkes gegen ihren Mann stellte, dem nichts anderes übrigblieb, als im März 1848 seine Geliebte auszuweisen und selbst zurückzutreten.
Präsentiert und angeregt wurde das Event in München von der Theresiengesellschaft Hildburghausen, die sich 2022 mit Hinblick auf das Krönungsjubiläum gegründet hat. Die Gesellschaft ist zuhause in der Heimat der Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen, die später bayerische Königin wurde. Das Tun des Vereins ist vielschichtig und reicht von der Vernetzung starker Frauen unter Thereses Stern, über historische Picknicke und Tafeln bis hin zu Themenabenden und Kunstausstellungen. Nach München wurden Mitte 2024 erste Bande geknüpft. Daraus resultiert eine Gruppe Theresen-interessierter Menschen aus Wirtschaft und Kultur und der Medienlandschaft. Die Lesung ist das erste öffentliche Event in der Landeshauptstadt. Weitere sollen folgen, unter anderem ein Picknick in Kooperation mit der Pasinger Fabrik. Autorin Carolin Philipps aus Hamburg gehört zu den aktiven Unterstützerinnen der Theresiengesellschaft, ist erste Ehrenordensträgerin des Theresienordens 2.0 und Mitglied des Netzwerkes „Neuzeittheresen”. Sie hat die Lesung in München gemeinsam mit Daniela Rust, zweite Vorsitzende der Theresiengesellschaft, vorbereitet.