Giesing · Musikgenuss für alle

»Singen ohne Barrieren« lautet das Konzept des neuen Chores unter Leitung von Dorothea Leberfinger (l.). Foto: Harald Hettich

Giesing · »Du, du liegst mir im Herzen, du, du liegst mir im Sinn!« – norddeutsches Volksliedgut aus dem Jahr 1820 schallt einem wohltönend und vielstimmig aus dem Gemeindehaus der Giesinger Lutherkirche an der Weinbauernstraße 9 entgegen. Drinnen hat sich eine ganz besondere Mischung von rund zwei Dutzend sangesfreudigen Menschen zum aller ersten Mal getroffen. »Singen ohne Barrieren« lautet das Motto des frisch gebackenen Chores.

»Singen ohne Barrieren« nennt sich dieser Chor, bei dem Menschen mit und ohne Handicap gemeinsam singen und musizieren wollen. »Musik befreit, hat heilende Kräfte, kennt keine Grenzen und bringt die Menschen zusammen!« Marion Geiger sprüht förmlich vor Begeisterung über ihre neue Aufgabe. »Mir gibt die Musik so viel«, schildert die Initiatorin des neuen musischen Projekts begeistert. Geiger weiß, wovon sie spricht. Die so fröhliche junge Frau leidet an Multipler Sklerose und schwerem Asthma.

Doch unterkriegen lässt sie sich deshalb noch lange nicht. »Es ist wichtig, dass die Menschen sich nach solchen Schlägen nicht einfach fallen lassen – sondern etwas tun, was ihnen Freude bereitet«, schildert die vielseitige Sängerin und Klarinettistin ihr Lebensmotto. »Wichtig ist vor allem«, freut sich Geiger weiter, »dass wir hier vor Ort einen barrierefreien Zugang zum Probenraum im Gemeindehaus haben«.

Erfreulich viele sind dann auch der Einladung gefolgt – Menschen ohne Handicap, Rollstuhlfahrer, Gehbehinderte, Jüngere, Ältere gleich welche Couleur oder Glaubenszugehörigkeit haben den Weg zur gemeinsamen Sangeskunst gefunden. »Wir sind nicht konfessionsgebunden, herzlich willkommen sind alle Musikfreunde, gleich ob Anfänger oder Profi«, beschreibt Geiger den Grundgedanken des Chores. »Alle, die neugierig sind und Lust auf gemeinsames Singen haben, sollten einmal vorbeischauen.« Frei nach dem Motto: »Raus aus den eigenen vier Wänden und rein in eine flotte und gesellige Singrunde mit viel Spaß«, schmunzelt die Sangesfeudige und intoniert nebenbei aus dem Bauch heraus die zweite Strophe von »Kein schöner Land ...«.

Gerade Neulinge des Chorgesanges dürfen sich dabei auf eine höchst sach- und fachkundige Leitung freuen: in Dorothea Leberfinger konnte Geiger als musikalische Leitung des Projekts die langjährige Kantorin und Chorleiterin der Lutherkirche für das Projekt gewinnen. Die versierte Musikerin ist seit 40 Jahren in diesem Metier tätig und damit ein echtes Urgestein in der Luthergemeinde. Von Anfang an war sie von der neuen Choridee begeistert – »das war sehr wichtig«, so Marion Geiger. Leberfinger und Geiger stimmten auch bereits das grundsätzliche Repertoire des neuen Musikprojekts ab: Volkslieder, aber auch Schlager und vor allem klassische Melodien für mehrstimmige Ensembles will man künftig zum Besten geben – dazu sind auch Spiritualgesänge und Gospels fest eingeplant. »Aber unsere Chorsänger sollen sich bei der Auswahl auch selbst mit einbringen können«, meint Geiger. Auch Auftritte sind angedacht. »Da ist noch nichts Konkretes geplant, wir sind ja erst in der Startphase«, informiert die Initiatorin. »Aber sowohl bei Festen wie auch in Krankenhäusern oder Seniorenheimen kann ich mir Auftritte dieses neuen Chors schon nach den heutigen Eindrücken gut vorstellen«, gibt sie sich optimistisch.

Mit dem Landesverband Bayern der Multiple-Sklerosegesellschaft konnte man einen wichtigen Unterstützer bereits an Land ziehen. »Die werden uns Instrumententransporte und Fahrten ermöglichen oder auch zu Ausflügen fahren«, lobt sie deren Entgegenkommen. »Weitere Unterstützung und auch Sponsoren sind uns natürlich herzlich willkommen«, informiert Geiger.

Apropos Kosten: die Mitwirkung im Chor ist völlig kostenlos – wer Lust bekommen hat, sollte bei der nächsten Probe am Samstag, 26. Juni, um 15.00 Uhr, einfach vorbeikommen. Mehr Informationen gibt es unter Telefon 2 01 65 80 oder unter der Nummer: 01 52/01 94 39 92, E-Mail: marion.geiger@kuerzl-walter.de oder einfach mal im Gemeindehaus der Lutherkirche vorbeischauen und nachfragen. H. Hettich

Artikel vom 08.06.2010
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