25 Jahre gibt es das »Haus vom heiligen Benedikt Labre« in Milbertshofen

Milbertshofen · Das Werk vom Herrgott

Walter Lorenz ist vor 25 Jahren gemeinsam mit Obdachlosen in die WG »Haus vom heiligen Benedikt Labre« an der Pommernstraße eingezogen. 	Foto: ko

Walter Lorenz ist vor 25 Jahren gemeinsam mit Obdachlosen in die WG »Haus vom heiligen Benedikt Labre« an der Pommernstraße eingezogen. Foto: ko

Milbertshofen · Seit knapp 30 Jahren kümmert sich Walter Lorenz um Obdachlose. Seit 25 Jahren lebt er mit ihnen unter einem Dach in einem Haus an der Milbertshofener Pommernstraße. Am kommenden Samstag, 8. Mai, wird das Jubiläum des Vereins »Schwestern und Brüder vom heiligen Benedikt Labre« im mittlerweile dritten Haus, das ehemaligen Obdachlosen zur Verfügung steht, in Ludwigsfeld gebührend gefeiert.

Walter Lorenz sieht ein wenig erschöpft aus. Bis spät am Abend war er am Tag zuvor mit der »Möwe Jonathan« unterwegs, einem blauen Kleinbus, mit dem Lorenz mit seinen Schwestern und Brüdern im Geiste heißen Tee und belegte Brote zu Menschen bringt, die auf der Straße leben. »Manchmal denke ich schon, jetzt reicht’s«, sagt Lorenz. Im gleichen Moment gibt er aber zu, »glücklich zu sein, am Werk vom Herrgott mitarbeiten zu dürfen«. Denn die Kraft für seine schwere Aufgabe, mit Leid und Not der Obdachlosen umzugehen, zieht er aus seiner tiefen Gläubigkeit, Gebeten und Gottesdiensten.

Und der Gemeinschaft im Haus an der Pommernstraße, wo Lorenz aktuell mit zwei »Schwestern«, einem »Bruder« und 24 ehemaligen Obdachlosen zusammen wohnt. »Allein wäre es mühsam, die Gemeinschaft gibt Gelassenheit«, sagt Lorenz. Er hat den Vergleich, denn bevor sein jetziges Leben in der WG begann, hat der frühere Lokführer allein gewohnt. Der Alltag unter dem Dach des Vereins ist laut Lorenz »intensiv und familiär«. Jeder trägt sein Scherflein zum Tagesablauf bei. Alle Bewohner müssen vier Stunden am Tag arbeiten.

Dazu gehört etwa Essen kochen, Büroarbeit, Telefondienst oder den Hof kehren. Am Morgen beten die Bewohner gemeinsam. Und abends spielen sie Karten oder unterhalten sich. Lorenz hofft, durch das Beisammensein nach Feierabend seine Schützlinge vom Trinken abzuhalten. Denn Regeln diesbezüglich gibt es nicht. »Wir sind kein trockenes Haus, sondern versuchen mit den Schwächen unserer Bewohner zu leben, so wie sie mit unseren«. Angefangen hat für Walter Lorenz alles mit einem »tief religiösen Schlüsselerlebnis« als er im Jahr 1982 zwei Obdachlosen spontan einen Kuchen geschenkt hat. Danach hat er immer wieder Essen an Menschen auf der Straße verteilt und schließlich fünf Obdachlose in seiner Wohnung aufgenommen. Dieser Zustand war auf Dauer aber unhaltbar.

Mit Unterstützung des Katholischen Männerfürsorgevereins und der Erzdiözese München und Freising, die das heutige »Haus vom heiligen Benedikt Labre« an der Pommernstraße kaufte, gründete Lorenz dort dann die erste WG für die Obdachlosen. Am 3. April 1985 sind die ersten Bewohner eingezogen, 1986 wurde der eigene Trägerverein »Schwestern und Brüder vom heiligen Benedikt Labre« gegründet. Benoît Joseph Labre, auch Benedikt Joseph Labre (geboren 1748 in Amettes, Frankreich, gestorben 1783 in Rom) war ein heiliger Pilger und Mystiker. Er gilt als Heiliger der Obdachlosen. Walter Lorenz freut sich auf das Jubiläum am Samstag, wenn im Namen des Heiligen gefeiert wird. Er und seine Mitstreiter haben sich dafür entschieden, die Veranstaltung nur für rund 300 geladene Gäste auszurichten. »Sonst müssten wir ein Zelt für mindestens 1000 Personen aufstellen.« Kirsten Ossoinig

Artikel vom 04.05.2010
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