Die Salih-Sanli-Moschee in Neuperlach soll geschlossen werden

Neuperlach · Bald kein Ort mehr zum Beten

Einer der Gebetsräume in der Salih-Sanli-Moschee in Neuperlach. Foto: aha

Einer der Gebetsräume in der Salih-Sanli-Moschee in Neuperlach. Foto: aha

Neuperlach · Wo können die Muslime im Münchner Osten bald noch beten? Die Salih-Sanli-Moschee in der Carl-Wery-Straße 60, die momentan einzige gemeinsame Gebetsmöglichkeit für Muslime im Stadtteil Neuperlach, wird bald aus baurechtlichen Gründen schließen.

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Da sich die Fläche im Außenbereich befindet, ist dort lediglich eine Nutzung als Gärtnerei oder mit Viehhaltung möglich, wie Michael Hardi vom Planungsreferat betont. Die jetzige Nutzung auf dem Grundstück sei einfach nicht rechtens und könne auf gar keinen Fall geduldet werden, betont er. Die bisherige zweite Gebetsmöglichkeit beim Verein Interkulturelle Bildung in München e.V. (IBM) fiel im Juni letzten Jahres weg, da der Verein seine jahrelang genutzten Vereinsräume in der Heinrich-Wieland-Straße 170 aufgeben musste (SOK berichtete).

Er sucht immer noch neue Räume für seine Arbeit. Daher fragte der Bezirksausschuss (BA) 16 Ramersdorf-Perlach beim Oberbürgermeister an, wie dieser Verein effektiv unterstützt werden kann. »In einem Stadtteil mit einem solch hohen Anteil an Mitbürgern muslimischen Glaubens ist ein gänzliches Fehlen jeglicher Gebetsmöglichkeiten für Muslime schwer zu ertragen und zu erklären«, betont die Initiatorin Nalan Köse, Integrationsbeauftragte des BA 16. Im Münchner Osten wohnen die meisten der 80.000 bis 100.000 Muslime Münchens.

Sie bilden die drittgrößte Religionsgemeinschaft in der Landeshauptstadt. »Ihre Anzahl ist allerdings nur aus den Herkunftsländern im Rahmen der Einwohnerstatistik hochrechen- bar, weil die Einwohnerstatistik Muslime als solche nicht kennt«, erklärt Privatdozent (PD) Stefan Jakob Wimmer von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ihre etwa 35 Moscheen in München sind zum größten Teil unauffällig in größeren Gebäuden oder in Hinterhöfen untergebracht.

Auch die Salih-Sanli-Moschee fällt als Gebäude nicht auf. Nach eigenen Angaben kommen etwa 750 Gläubige zum Freitagsgebet hierher sowie etwa 30 Frauen zum Gebet am Dienstag. Die nächstgelegenen Moscheen sind die Fati Camii Moschee in der Ramersdorfer Lutherstraße (500 Besucher beim Freitagsgebet) und zwei Moscheen in Berg am Laim. Jugendliche Muslime betonen, dass die Salih-Sanli-Moschee für sie gut zu erreichen sei, sogar ohne U-Bahn. Ein Wegfall wäre ein Verlust. Salih Sanli, Stiftungsratsvorsitzender des Deutsch-Islamischen Kulturzentrums e.V. vor Ort, sagt, die Gemeinde wäre bereit, eine neue Moschee zu bauen und diese so zu gestalten, dass sie mit dem geplanten Wohngebiet in der Carl-Wery-Straße »wunderbar harmonieren« würde.

Wie gut, zeigt sein Foto einer Moschee in Oman. »Im Planungsgebiet sind allerdings Wohn- und Gewerbebauten vorgesehen«, sagt Planungsreferats-Sprecher Michael Hardi, »einen Moscheebau muss man prüfen«. Auch der IBM, zu dem 300 bis 400 Gläubige zum Freitagsgebet kamen, wäre bereit, selbst ein Vereinsgebäude zu errichten und hatte an das Gelände der Gemeinschaftsunterkunft (GU) in der Heinrich-Wieland-Straße gedacht. Doch wird die GU, wie berichtet, wieder bezogen werden. Die Muslime müssen weiter suchen. A. Boschert

Artikel vom 14.04.2010
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