Ehrlicher Handwerker bringt das Geld aus einer Moosacher Wohnung zur Polizei

Moosach · 100.000 Euro gefunden

Inzwischen ist das Bad komplett demontiert. Als die Wanne noch in dem Haus im Hintergrund stand, setzte sich Kai Struve erstmal drauf, um eine Zigarette zu rauchen. Er hatte gerade über 100.000 Euro gefunden.	Foto: cr

Inzwischen ist das Bad komplett demontiert. Als die Wanne noch in dem Haus im Hintergrund stand, setzte sich Kai Struve erstmal drauf, um eine Zigarette zu rauchen. Er hatte gerade über 100.000 Euro gefunden. Foto: cr

Moosach · Bei Demontagearbeiten im Badezimmer einer leerstehenden Moosacher Wohnung hat der 23-jährige Gas- und Wasserinstallateur Kai Struve gestern über 100.000 Euro gefunden. Seine erste Reaktion: »Ich war geschockt.« Die zweite: »Ich hab mich erstmal auf die Badewanne gesetzt und eine geraucht.« Es war ein Auftrag wie jeder andere. Kai Struve sollte das Badezimmer in der Wohnung in der Lauinger Straße abbauen.

Der ehemalige Bewohner, ein heute 87-jähriger Mann, war vor wenigen Monaten in ein Heim gezogen. Jetzt sollten die Räume für neue Bewohner hergerichtet werden. Um zwanzig nach neun kam Struve an den Revisionszugang der Badewanne. Er öffnete die Abdeckung, die bei älteren Installationen außen neben dem Abfluss der Wanne zu finden ist, und entdeckte etwas. Im nächsten Moment zog er einen Kulturbeutel heraus und dachte noch, es könnte vielleicht etwas drin sein, was der Besitzer gerne wiederhaben möchte. Er sollte Recht behalten.

»Ich habe reingeschaut und ein Bündel 500-Euro-Scheine gefunden«, erzählt der 23-Jährige, der aus der Nähe von Bonn stammt und zurzeit auf Montagearbeiten in München ist. Über 200 Scheine zählte die Polizei später, fein säuberlich zusammengehalten von einer Banderole. Gedanken schossen dem Handwerker durch den Kopf. Sind die Scheine echt? Was ist da jetzt eigentlich passiert? Woher kommt das Geld? Aus einem Banküberfall? Für einen kurzen Moment war auch der Gedanke da, das Geld zu behalten, aber sofort dachte Struve: »Das kannst du nicht bringen, da kannst du nie wieder ruhig schlafen.«

Nachdem er die Beruhigungszigarette geraucht hatte, rief er seinen Chef Wolfgang Wittmann an. Der glaubte zunächst, Struve wollte ihn auf den Arm nehmen. Doch der junge Mann konnte den Chef überzeugen. In der Lauinger Straße angekommen, traute er seinen Augen nicht. »Sowas ist uns noch nie passiert«, berichtete Wittmann später. Von Kollegen hatte er solche Geschichten schon bisweilen gehört. Jetzt kann er selbst eine erzählen.

Als Erstes brachte er das Geld zur Polizei nach Moosach, die Polizeiinspektion ist nur ein paar hundert Meter entfernt. Die Beamten staunten nicht schlecht, als sie das Geld sahen. Dann nahmen sie den Fall auf und ermittelten bald den Eigentümer des Geldes.

Einen Teil darf der junge Mann behalten. Wie viel, das wussten die Polizeibeamten des Präsidiums in der Ettstraße zunächst auch nicht. »In der Größenordnung ist ein solcher Fund bei uns noch nicht vorgekommen«, berichtet Stefan Sonntag von der Pressestelle der Polizei. Drei Prozent, also über 3.000 Euro, darf der Finder behalten. Das ist mehr als Struve in zwei Monaten netto verdient. Was er mit dem Geld anfängt, weiß er auch schon: »Ich mache erst mal den Führerschein, den brauche ich einfach in meinem Beruf.« Was man auch immer gebrauchen kann, sind gute Nerven und Besonnenheit. Die hat Kai Struve gestern gezeigt. Carsten Clever-Rott

Artikel vom 02.03.2010
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