Seit dem Jahr 1510 steht der spätgotische Altar in der Alten St. Georgskirche

Milbertshofen · Ein Altar feiert Geburtstag

Anton Peter vor dem Altar in der Alten St. Georgskirche, der heuer 500 Jahre alt wird. Gefeiert wird das im April.	Foto: mka

Anton Peter vor dem Altar in der Alten St. Georgskirche, der heuer 500 Jahre alt wird. Gefeiert wird das im April. Foto: mka

Milbertshofen · »Im Laufe der Jahre hat der Altar schon viele verschiedene Gesichter gehabt, aber so, wie er heute hier steht, so hat er auch schon im Jahr 1510 ausgesehen.« Anton Peter, der erste Vorsitzende des »Fördervereins Alte St. Georgskirche Milbertshofen« kennt die Geschichte des kleinen Kirchleins und seines spätgotischen Altares wie seine Westentasche.

Der Altar, den das kleine, arg geschrumpfte Kirchlein birgt, ist besonders wertvoll, wie Anton Peter weiß: »Es gibt bayernweit nämlich nur noch zwei oder drei davon. Alle anderen sind im Lauf der Jahrhunderte zerstört worden.« Besonders wertvoll machen ihn die Flügelbilder, die den Besuchern ihre Pracht freilich nur an Sonn- und Feiertagen eröffnen, an Werktagen bleiben die Flügel geschlossen.

Die Gelegenheit, den geöffneten Altar zu besichtigen, gibt es für die Öffentlichkeit übrigens regelmäßig: Jeden Sonn- und Feiertag nämlich ist das Kirchlein zwischen 11.15 und 12 Uhr geöffnet und jedermann zugänglich und präsentiert sein Kleinod mit ausgebreiteten Flügeln. Aufwendig und in zahlreichen Details ist auf ihnen die Legende des St. Georg dargestellt, die ihren Ursprung irgendwo in der Zeit zwischen 700 und 800 nach Christus hat. Anders aber als die beiden Schutzpatrone der St. Georgskirche, die Heilige Juliane und der Heilige Dionys, auch sie sind auf dem Altar abgebildet, gab es St. Georg nie wirklich. »Und doch wird er auch in anderen Ländern und sogar bei den Muslimen verehrt«, erzählt Anton Peter.

Der Altar wurde von einem unbekannten Künstler geschaffen. Doch so unbekannt dieser Künstler war, er ging ganz offensichtlich aus einer großen Schule hervor. »Die Art und Weise, in der der Altar gefertigt wurde, lässt den eindeutigen Schluss zu, dass es sich bei dem Erbauer um einen Künstler aus der Werkstatt des Jan Polack handelt oder er zumindest stark von ihm beeinflusst war.« Aus der Werkstatt Polacks sind noch andere Altäre hervorgegangen. So heißt es etwa in einem Bericht des Bayerischen Landesamtes für Denkmalschutz anlässlich einer der zahlreichen Restaurierungen des Altares von 1925 bis 1929: »Die Gemälde gehören jener stillen, zwischen Mäleskircher und Pol(l)ack sich einschiebenden und durch die Niederlande beeinflussten Richtung an, die als wertvollste Leistung den Mörlbacher Altar uns hinterlassen hat.« Wenngleich also nicht sicher festzustellen ist, wer den reich bebilderten und detaillierten Altar letztendlich schuf, sicher ist, dass er 1599 bereits das erste Mal restauriert wurde.

Weitere Instandsetzungs- und Erhaltungsmaßnahmen folgten 1866, 1910, 1917, von 1925 bis 1929, 1969, 1981 und 1996 bis 2003. In dieser letzten Restaurierung erhielt der Altar sein ursprüngliches Aussehen wieder. »Das bezieht sich allerdings nur auf die Farben«, erklärt Anton Peter, »denn die hatte man immer wieder verändert und dem gerade angesagten Geschmack angepasst. So aber, wie wir ihn heute sehen, so wurde er 1510 geschaffen.« Seit 1990 wird der Altar jährlich gewartet und einer Notkonservierung unterzogen.

Daher auch das große Ziel des Vereines, einen Raum zu schaffen, der die klimatischen Bedingungen zur Erhaltung des Altares erfüllt. »Hier, im Rest der Alten St. Georgskirche, ist das einfach nicht hundertprozentig zu erfüllen«, räumt Anton Peter ein. Daher wünscht er sich einen neuen Raum, in dem die denkmalgeschützten Teile der St. Georgskirche, die im zweiten Weltkrieg zerstört wurde, sodass nur noch der Glockenturm und der Vorbau erhalten blieb, einbezieht.

Zunächst aber gilt es jetzt, den fünfhundertsten »Geburtstag« des Altares richtig zu feiern und der Termin dazu steht bereits fest: Nämlich im Frühjahr, am Wochenende Samstag, 24. und Sonntag, 25. April. Aber es gilt für Milbertshofen nicht nur, das Jubiläum des Altares zu feiern. Noch ein anderer runder Geburtstag steht dem Stadtteil ins Haus, denn in diesem Jahr jährt sich die Stadterhebung Milbertshofens zum hundertsten Mal und das sehr zeitnah an das Altarfest. Also hat sich der Verein dazu ein großes Programm einfallen lassen. Es beginnt am Samstag um 13 Uhr mit der Eröffnung der Ausstellung an der Alten St. Georgskirche.

Am Sonntag findet um 10 Uhr ein Festgottesdienst an der Kirche statt, zu dem Pfarrer Walter Hutterer die Festpredigt hält. Hutterer hatte 1981 den Verein, der heute rund neunzig Mitglieder hat, gegründet. Anschließend daran ist eine »politische Stunde« mit Ansprachen von Vertretern der Stadt München und des Bezirksausschusses geplant, bevor dann das Nachbarschaftsfest mit Bewirtung, Kaffee und Kuchen im Stadtteilzentrum beginnt. Dort gibt es auch einen Bildvortrag über die Restaurierung des Altares und die historische Geschichte Milbertshofens bis zu seiner Stadterhebung im Jahr 1910.

Das Festkonzert des BMW-Kammerorchesters im Kulturhaus in Milbertshofen um 20 Uhr beendet dann das festliche Jubiläums-Wochenende. mka

Artikel vom 23.02.2010
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