Denkmal beschlossen: Kritik an geplanter Inschrift

Altstadt · »Entpolitisierung« Kurt Eisners

Inschrift im Fokus: Das Denkmal für Kurt Eisner von Rotraut Fischer.	Foto: Baureferat

Inschrift im Fokus: Das Denkmal für Kurt Eisner von Rotraut Fischer. Foto: Baureferat

Altstadt · Die Inschrift für das neue Denkmal für Bayerns ersten Ministerpräsidenten Kurt Eisner, sollte dringend noch überarbeitet werden, fordern die Stadtrats-Grünen in einem Antrag vom 19. Januar. An diesem Tag beschloss der Bauausschuss endgültig die Aufstellung des Denkmals für Kurt Eisner, Gründer des Freistaates Bayern, Pazifist und Mitglied der USPD (Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands).

Der Entwurf sieht »eine Skulptur aus mehreren gläsernen Elementen vor. Die Glaselemente sollen als Gesamtobjekt körperhaft wirken. Die Anordnung der Scheiben und die entstehenden Spiegelungen sollen Bewegung assoziieren.« (Zitat Juryentscheidung). Eine Inschrift wird auf Kurt Eisner hinweisen, als dessen zentrale Aussage auf der entscheidenden Stirnseite sich das Zitat: »Jedes Menschenleben soll heilig sein« wiederfinden soll. Nach langer kontroverser Diskussion hatte sich die Jury mehrheitlich für einen Entwurf der Künstlerin Rotraut Fischer ausgesprochen. Am Kunstwettbewerb für das Kurt-Eisner-Denkmal hatten sich fast 90 Künstler beteiligt. Über die eingereichten Bewerbungen hinaus waren noch renommierte KünstlerInnen in die engere Auswahl aufgenommen worden.

»Ich begrüße ausdrücklich, dass auf unsere Initiative hin Kurt Eisner jetzt endlich ein Denkmal im Straßenraum errichtet wird. Ob der gläserne Körper auch tagsüber – und nicht nur nachts, wenn er angestrahlt wird – eine wirkliche Raumwirkung entfaltet, wird sich zeigen müssen«, so Siegfried Benker, Fraktionsvorsitzender der Grünen. »Entscheidend ist aber noch eine Änderung des Zitats, die ich hiermit anmahne: Der einzige inhaltliche Satz ›Jedes Menschenleben soll heilig sein‹ ist eine Entpolitisierung Kurt Eisners. So pathetisch korrekt dieser Satz nach dem I. Weltkrieg war, so belanglos wirkt er, wenn er heute zusammenhanglos zur zentralen Aussage Eisners erhoben wird. Ein solcher aus dem Zusammenhang gerissener Satz könnte auch von Albert Schweitzer oder dem Papst stammen: Er entkleidet Eisner jeglichen historischen Zusammenhangs.« Der Satz solle durch eine politische Aussage ersetzt werden, etwa durch Eisners wohl berühmtesten Satz: »Bayern ist fortan ein Freistaat!«

Bislang erinnern eine Bodenplatte in der Kardinal-Faulhaber-Straße an Eisners Ermordung und eine Stele im Mathäser am Stachus an die Ausrufung des Freistaates.

Artikel vom 19.01.2010
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