Gudrun Hütter ist der Weihnachtsengel 2009 des Moosacher Anzeigers

Moosach · Ein offenes Ohr für Sorgen

Gudrun Hütter (links) ist der Weihnsachtsengel 2009 des Moosacher Anzeigers. Vorgeschlagen hatte sie Rosemarie Paulus.	Foto: mka

Gudrun Hütter (links) ist der Weihnsachtsengel 2009 des Moosacher Anzeigers. Vorgeschlagen hatte sie Rosemarie Paulus. Foto: mka

Moosach · »Mein besonderer Engel ist meine Gudrun. Ich lernte Gudrun vor drei Jahren kennen, als mein geliebter Mann starb. Gudrun hat immer ein offenes Ohr für mich und ist immer für mich da.« Rosemarie Paulus (66) schrieb uns diesen Brief auf unseren Aufruf zur Suche nach dem Weihnachtsengel des Jahres 2009. »Alle 14 Tage besucht Gudrun mich, geht mit mir spazieren und hört sich meine Sorgen an«, erklärt Rosemarie ihren Vorschag weiter.

Kennengelernt hat Paulus Gudrun Hütter vor drei Jahren. »Ich war damals am Boden zerstört und wusste einfach nicht mehr weiter«, sagt sie. Für Gudrun Hütter (67) ist es selbstverständlich, in ihrer Freizeit für andere dazusein. Seit sechs Jahren engagiert sie sich ehrenamtlich als Außenmitarbeiterin des Sozialbürgerhauses. »Als ich in Rente ging, wollte ich einfach irgend etwas Sinnvolles in meiner jetzt mehr vorhandenen Freizeit tun«, erklärt sie. »Und dann las ich, dass das Sozialbürgerhaus ehrenamtliche Helfer sucht, die einsame oder ältere Menschen zu Hause besuchen, mit ihnen reden, ihnen zuhören oder ein wenig mit ihnen spazieren gehen. Und dann sagte ich mir: Das ist das Richtige, das machst du!« Geholfen hatte die in Teschen an der polnisch-tschechischen Grenze geborene Gudrun Hütter schon immer gerne. »Und es hat mir immer schon Spaß gemacht, mit Menschen zusammenzusein«, fügt sie hinzu.

Seit 1961 lebt sie jetzt in Deutschland, war, nachdem ihr Bruder bereits in München wohnte, im Zuge der Familienzusammenführung mit ihrer Mutter hierher gekommen. Der Vater war im Krieg gefallen. »Dabei hatte ich eigentlich alles ganz anders geplant«, gibt sie zu. Ihr Wunsch sei es ursprünglich gewesen, in Krakau Musik zu studieren, »zuhause« zu bleiben. Doch sie kam, gerade 18 Jahre alt, dem Wunsch ihrer Mutter nach und siedelte mit ihr zusammen um. »Mit eher einem weinenden Auge als mit einem lachenden.« Zunächst war es schwer für sie in der neuen Heimat, sprach sie doch kein Wort Deutsch. Ihren Wunsch, Musik zu studieren und ins Lehramt zu gehen, musste sie aufgeben. Also besuchte sie eine Berufsschule und hier begann sie, sich mit der neuen Situation zu arrangieren, lernte »Hilfe und Zusammenhalt« kennen. »Ich habe plötzlich Gemeinsamkeiten mit Polen festgestellt und begann, mich hier wohl zu fühlen«, erklärt sie. 1966 lernte sie dann ihren Mann kennen, es folgte die Geburt des Sohnes und dann die der Enkelkinder.

Über Langeweile kann sich Gudrun Hütter nicht beklagen. Fünf Personen sind es, die sie an etwa fünf bis sieben Stunden in der Woche betreut. »Ich bin kein großer Redner, aber ich kann zuhören – und das hilft oft schon sehr«. Allerdings kann sie nicht immer einfach »abschalten«, wenn sie ihre »Schützlinge« wieder verlässt. Und nicht alle von ihnen sind so dankbar wie Rosemarie Paulus, die ihrerseits für einen behinderten Sohn zu sorgen hat. Gudrun Hütter unterstützt sie und ihre anderen Klienten jedoch nicht nur durch Zuhören. »Hilfe bei Formularen und Anträge etwa, oder auch mal Begleitung zu einer Behörde gehört auch dazu.« Ein richtiger Engel eben. mka

Artikel vom 22.12.2009
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