Sybille Schmitz zum 100.: Vortrag und »Titanic«

Zentrum · Tragödie eines Stars

Lebte in München: Schauspielerin Sybille Schmitz. Foto: Filmmuseum

Lebte in München: Schauspielerin Sybille Schmitz. Foto: Filmmuseum

Zentrum · In der »Open Scene« am Donnerstag, dem 3. Dezember um 19 Uhr, feiert das Filmmuseum den 100. Geburtstag der Schauspielerin Sybille Schmitz mit einem Vortrag des Filmhistorikers Friedemann Beyer und der anschließenden Vorführung des Katastrophenfilms Titanic (1943) von Herbert Selpin. Der Eintritt kostet 4/3 Euro für Mitglieder des MFZ. Karten können vorbestellt werden unter Tel. 23 39 64 50.

Sybille Schmitz geboren am 2. Dezember 1909 im rheinischen Düren und am 13. April 1955 in München freiwillig aus dem Leben geschieden, war eine der ungewöhnlichsten Erscheinungen des deutschen Films. Mit ihrer androgynen Ausstrahlung und ihrem herb-schönen Gesicht entzog sie sich gängigen Rollenfächern und verkörperte bevorzugt geheimnisvolle, ambivalente Frauen. »Die Verlorene: zum 100. Geburtstag von Sybille Schmitz«: Der Vortrag des Filmhistorikers Friedemann Beyer befasst sich mit den letzten Lebensjahren der Schauspielerin, die sie im Nachkriegs-München verbrachte, und die R.W. Fassbinder zu seinem Film »Die Sehnsucht der Veronika Voss« inspirierten.

Es ist die Zeit, in der Alkohol- und Drogenprobleme die Karriere von Sybille Schmitz immer stärker beeinträchtigen und sie zunehmend isolieren. Es ist aber auch die Zeit, in der sie mit der Regisseurin Beate von Molo (der Tochter von Alexander Moissi) eine enge private und berufliche Partnerschaft eingeht.

Der Vortrag beleuchtet die private Tragödie eines Stars, für den im Film der Adenauerzeit, wie sie selbst formulierte »kein Platz« mehr war. Der Vortrag behandelt aber auch die skandalumwitterte Entstehungsgeschichte von Herbert Selpins »Titanic« (1943), in dem Sybille Schmitz eine der weiblichen Hauptrollen spielt. Während der Dreharbeiten wurde der Regisseur Opfer einer tödlichen Denunziation, für die Selpins Drehbuchautor und Regieassistent Walter Zerlett-Olfenius verantwortlich gemacht und 1947 in einem Münchner Spruchkammerverfahren zu mehrjähriger Lagerhaft verurteilt wurde. (Friedemann Beyer).

Der vom NS-Propagandaministerium in antibritischer Absicht konzipierte Film wurde von Goebbels, nach der Uraufführung 1943 im besetzten Paris, wegen möglicher defätistischer Wirkung verboten, 1949 von der FSK freigegeben und 1950, nach der westdeutschen Premiere, von den West-Alliierten wieder verboten.

Artikel vom 01.12.2009
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