Die etwas andere Kunstauktion begeistert die Bogenhauser

Bogenhausen · Wenn eine Villa zum Museum wird

Entstanden sind die Werke des jungen Künstlers Matthias Wurm auf einer Asienreise. 	Foto: js

Entstanden sind die Werke des jungen Künstlers Matthias Wurm auf einer Asienreise. Foto: js

Bogenhausen · Für einen Abend hat sich eine der schönen, alten Villen in der Rudliebstraße in Bogenhausen in ein kleines Museum verwandelt. Mehr als 20 Künstler, die an der Akademie der Bildenden Künste in München studieren oder ihre Ausbildung dort bereits beendet haben, haben dort insgesamt 115 Werke ausgestellt. Das besondere daran: Die rund 300 Besucher konnten sämtliche Bilder ersteigern.

Wer das Werk mit nach Hause nehmen durfte, wurde jedoch nicht nur anhand des Preisgebots entschieden. Auf kleinen gelben Zetteln mussten die Kaufinteressenten schriftlich begründen, warum der Künstler gerade ihnen sein Werk anvertrauen soll.

»Auf dieses Bild zu schauen, ist für mich wie ein Blick in den Himmel«, schwärmt Miriam Schnitzke. Fasziniert steht sie vor einem abstrakten Werk der Malerin Pia Fichte. »Ich hoffe, dass mein Mann mich nicht überbietet«, sagt sie und lacht. Das Bogenhausener Ehepaar hat sich vorgenommen, gleich mehrere Werke der Künstlerin zu ersteigern. »Das Bild darunter will ich auch«, erklärt sie und verrät sogar den Preis, den sie zu zahlen bereit ist: »Ich würde 150 Euro dafür ausgeben.«

Doch auf das Geld allein kommt es bei der Auktion nicht an. »Ziel der Veranstaltung ist es, Kunst in die Wohnzimmer zu bringen«, sagt die Veranstalterin Melanie von Wangenheim. Damit nicht nur reiche Mäzene zum Zuge kommen, konnten die Käufer die Künstler auch mit Argumenten überzeugen. Der Akademiestudent Robert Weissenbacher, der zwei seiner Bilder in der Villa ausgestellt hatte, findet die Idee gut: »Für mich ist es sehr interessant, auf diesem Weg ein Feedback zu meinen Werken zu kriegen.« Bei einer guten Begründung sei ihm die Bezahlung nicht so wichtig. »Ich gebe mein Bild auch jemandem, der keinen dicken Geldbeutel hat, wenn es ihm wirklich gefällt«, sagt er.

Der gleichen Meinung ist Matthias Wurm, ebenfalls Student an der Akademie, der auf der Veranstaltung seine großformatigen Fotografien aus Tokyo zeigte. »Meine Bilder sollen nicht nur eine Wohnungsdekoration sein, ich will, dass der Besitzer das Konzept dahinter versteht«, sagt er. Bei guten Argumenten werde er sich auch mit wenig Geld begnügen. Ausschlaggebend sei etwa, ob der Käufer selbst schon einmal in Japan gewesen sei. »Jemandem, der das Land kennt, würde ich den Vorzug geben«, erklärt er. Allerdings räumt er ein: »Für weniger als 500 Euro kann ich die Bilder nicht hergeben, schon wegen der Materialkosten.«

Die Gäste haben von der Möglichkeit, den Künstlern zu erklären, weshalb gerade sie der optimale Besitzer für das Werk seien, auch reichlich Gebrauch gemacht – und zwar nicht nur schriftlich. In kleinen Gruppen wurde eifrig diskutiert und verhandelt. Von Wangenheim plant, künftig öfter Auktionen dieser Art zu veranstalten.

Allerdings fehlt es bislang noch an Räumlichkeiten dafür. Das Haus in der Rudliebstraße soll nämlich demnächst verkauft werden. »Wenn ich jemanden finde, der mir seine Immobilie dafür zur Verfügung stellt, würde ich so etwas gern noch einmal im Viertel machen«, sagt sie. Mehr über die Veranstaltung und die Künstler lesen Sie am Wochenende im Samstagsblatt. Julia Stark

Artikel vom 25.08.2009
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