Vorfahren der Bajuwaren in Unterhaching aufgespürt

Unterhaching · Sensationsfund

Bei den Grabungsarbeiten im Jahr 2004 wurde unter anderem das Grab einer jungen Frau mit wertvollen Beigaben gefunden.    Foto: Goverts

Bei den Grabungsarbeiten im Jahr 2004 wurde unter anderem das Grab einer jungen Frau mit wertvollen Beigaben gefunden. Foto: Goverts

Unterhaching · Im Unterhachinger Untergrund schlummern noch viele historische Schätze, ist sich der Vorsitzende des Fördervereins des Heimatmuseums, Harald Nottmeyer sicher.

Erst im Dezember 2004 wurden bei Aushubarbeiten am Glonnerhof im Süden der Gemeinde Unterhaching acht Gräber aus der Zeit um 500 n. Chr. gefunden, deren Auswertungen jetzt nicht nur sein Herz höher schlagen lässt. Der Architekt Peter Jenkel hatte damals bei den Aushubarbeiten Bodenverfärbungen entdeckt und das Landesamt für Denkmalpflege informiert. Dieses rückte mit einem Trupp an und schnell wurde bei den archäologischen Ausgrabungen klar, dass man hier etwas ganz Besonderes gefunden hatte. Wie besonders, das fanden die Forscher erst im Laufe ihrer Arbeit heraus.

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In einem der Gräber wurde nämlich die Leiche einer jungen Frau gefunden, die mit äußerst wertvollen Grabbeigaben bestattet worden war. »Dank der Auswertungen wissen wir heute, dass ihr Gesicht und ihr Körper mit Seide umhüllt waren. Außerdem war ihr Gesicht mit Goldfäden bedeckt und sie trug eine mit Schmuckornamenten verzierte Fibel, was so etwas wie eine Brosche oder Sicherheitsnadel ist, mit der ihr Gewand zusammen gehalten wurde«, erläutert Nottmeyer. Die kunstvolle Fibel stammt aus dem östlichen Mittelmeerraum, so der Experte weiter. Die wertvollen Grabbeigaben, zu denen auch eine kunstvoll verzierte Schale zu ihren Füßen gehörte, lassen auf eine hochgestellte Persönlichkeit schließen. »Außerdem war ihr Gebiss sehr gepflegt, was auf eine gewisse Kultiviertheit der Lebensumstände hinweist«, fährt Nottmeyer in seinen Ausführungen fort.

In der Zeit, in der die Frau »in Unterhaching« gelebt hat, waren die römischen Soldaten nach dem Fall des weströmischen Reiches schon lange abgezogen. Möglicherweise gehört sie zu einer dieser Familien, die auf der Wanderung war, mutmaßt Nottmeyer. Es ist ja die große Zeit der Völkerwanderung gewesen. Sicher weiß man nur, dass sie ohne Gewalteinwirkungen starb, denn ihr Skelett weist keine derartigen Spuren auf. Spannend an der Geschichte sei außerdem die Tatsache, dass diese Bestattungsform an die Gräberausstattung der Bajuwaren erinnere, die allerdings erst ab der Mitte des 6. Jahrhundert nach Christus erwähnt werden. Möglicherweise gehöre diese Familie zu den frühen Vorfahren der Bajuwaren, so Nottmeyer. Aber nicht nur für die Unterhachinger ist die Tatsache, dass in ihrer Gemeinde wahrscheinlich eine Fürstin begraben wurde, die zu den Vor-Vorfahren der Bajuwaren gehörte, eine Sensation, sondern auch für die Archäologische Staatssammlung. Diese wird im Januar nächsten Jahres eine Ausstellung über die Bajuwaren zeigen und die Fundstücke aus Unterhaching werden dort zu den wichtigsten Exponaten zählen, erklärt Nottmeyer nicht ohne Stolz.

Das Heimatmuseum wird aller Voraussicht nach Repliken für seine Ausstellung bekommen. Endgültig eröffnet werden soll das Heimatmuseum in der Hauptstraße im Laufe des Oktobers. Aber das wertvoll ausgestattete Grab der jungen Unbekannten ist längst nicht der einzige Beweis dafür, dass die Menschen schon immer gerne »in Unterhaching« gewohnt haben. »Der Hachinger Bach ist schon immer ein beliebter Siedlungsraum gewesen. Ohne Wasser gibt es kein ­Leben und in der Schotterebene ist es nicht einfach entsprechende Brunnen zu bauen«, so Nottmeyer. Zu den ältesten Funden, die man in Unterhaching je gemacht hat, gehört ein Kupferbeil, das rund 5000 Jahre alt ist. Auch dieses Beil wird man im bald fertig gestellten Heimatmuseum zu sehen bekommen.

Noch feilt das Organisationskomitee allerdings an der endgültigen Ausgestaltung des Museums, das an die Gaststätte Kammerloher angrenzt und in früherer Zeit ein Teil des Wirtshauses war, bevor es nach dem zweiten Weltkrieg in ein Kino umgewandelt wurde. »In diesem Kino wurde so manche Ehe gestiftet, denn hier hat sich die Jugend der damaligen Zeit getroffen«, verrät Harald Nottmeyer Geheimnisse aus der jüngsten Geschichte seines Heimatortes. Nachdem das Kino in den späten 60er Jahren dann geschlossen wurde, war es lange ruhig um das Gebäude, dass nun mit neuem Leben und vor allem viel Geschichte und Geschichten gefüllt wird. Heike Woschée

Artikel vom 15.07.2009
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