Geschichtsträchtiges bewahren

Unterhaching · Reihengräberfeld im Bereich Hotel Huber vermutet

Unterhaching · Was wäre, wenn sich im Bereich des ehemaligen Hotels Huber ein Reihengräberfeld aus dem frühen Mittelalter befände? Noch unentdeckt, ein geschichtsträchtiger Schatz. Das Problem ist nur, das dort gebaut werden soll. Der Bauausschuss der Gemeinde führte darüber eine lange, kontroverse Diskussion.

Um sich auf sicherem Terrain zu bewegen, wurde bereits das Landesamt für Denkmalpflege hinzugezogen. Der Bauträger, die Firma Schrobenhauser, sagte zu, das betreffende Areal zunächst zu sondieren, um Fakten zu haben. Denn in dem Gebiet, in dem die geplante Bebauung stattfinden soll, gab es bereits bedeutende und teils ausgegrabene Bodendenkmäler. Darüber hinaus liegt es im Bereich eines weiteren Bodendenkmals, amtlich »D-1-7935-0074«. Dabei handelt es sich um ein vermutlich ausgedehntes Ortsgräberfeld des 6./7. Jahrhunderts nach Christus, dessen genaue Begrenzung heute noch nicht bekannt ist. Was also, wenn es zwischen der Hans-Durach-Straße, dem Glonner- und dem Oberweg besagte Gräber gibt? Vor diese Frage sahen sich Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) und die Ausschussmitglieder gestellt. »Wenn dort tatsächlich ein Gräberfeld ist, bauen wir drüber und erhalten es so für kommende Generationen oder graben wir`s aus?«. Für Susanne Schweizer (Grüne) gab es kein Vertun. Allein schon aus Neugierde an der Ortsgeschichte sollten die Funde geborgen werden, so die Gemeinderätin. Christian Franke von der Bauverwaltung warf hingegen ein, dass alles, was gefunden würde, aber auch konserviert werden müsse. Das koste viel Geld.

Um das Bauleitverfahren fortführen zu können, hatten Gemeinde und Bauträger entsprechend angedacht, im betreffenden Areal auf eine Unterkellerung der Gebäude zu verzichten. Das Landesamt für Denkmalpflege stimmte dem Deckeln grundsätzlich zu. Nicht aber Harald Nottmeyer (SPD), Denkmalschutzbeauftragter der Gemeinde und Historiker. Ihn überrasche diese Zustimmung, denn aus seiner Sicht verändere sich im Falle einer Überbetonierung der Boden. Trockenheit und Druck könnten Funde zerstören. Eine Bodenversiegelung zum Erhalt für spätere Generationen sei aus seiner Sicht nicht zu empfehlen. Bislang hätte die Firma Schrobenhauser immer vorbildlich auf archäologische Funde reagiert. »Da gibt’s noch ganz andere«, weiß Nottmeyer aus leidiger Erfahrung.

Panzer brachte die Diskussion abschließend auf den Punkt: »Wir werden das Grundstück zunächst denkmalrechtlich prüfen, damit wir Gewissheit haben«. Im Zuge der Sondierungsmaßnahmen würden Suchgräben gemäß eines Rasters gezogen. Werde etwas gefunden, werde die Gemeinde erneut abwägen und das Verfahren entsprechend weiterführen. Was jetzt zugelassen würde, könne später schließlich nur schwer wieder rückgängig gemacht werden. Entsprechend votierte der Bauausschuss dafür, das Bebauungsplanverfahren fortzuführen und das Ergebnis der Sondierung abzuwarten. Damit rechnet Panzer witterungsbedingt aber erst im nächsten Frühjahr. K. Kohnke

Artikel vom 07.12.2013
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