Bürgerversammlung beantragt Bänke und Bäume für Curt-Mezger-Platz

Milbertshofen - Am Hart · Nochmal alles neu?

»Ich liebe diese Leere« sagt BA-Vorsitzende Antonie Thomsen über den neuen Curt-Mezger Platz – die Mehrheit der Bürgerversammlung der vergangenen Woche sieht das anders. Fotos: em

»Ich liebe diese Leere« sagt BA-Vorsitzende Antonie Thomsen über den neuen Curt-Mezger Platz – die Mehrheit der Bürgerversammlung der vergangenen Woche sieht das anders. Fotos: em

Milbertshofen/Am Hart · Verkehrsprobleme bestimmten den größten Teil der gut besuchten Einwohnerversammlung des 11. Stadtbezirks, Milbertshofen - Am Hart, in der vergangenen Woche. Sie leitete der Fraktionschef der Münchner Grünen, Siegfried Benker. Die meisten Wortmeldungen betrafen Anwohner kleinerer Straßenzüge, zwei aber den gesamten Bezirk und Pendler und Passanten aus der ganzen Stadt.

Eine stammte von Karl Wagner vom Gewerbeverein »Milbertshofen in Aktion«, dessen Antrag pro forma Bezirksausschuss (BA)-Vorsitzende Antonie Thomsen übernahm, da Wagner nicht im Bezirk wohnt. Er forderte, dass die Linksabbiegerspur vom Frankfurter Ring in die Knorrstraße wieder geöffnet werde. Doch die klare Argumentation von Peter Geck aus dem Kreisverwaltungsreferat, bekräftigt von Joachim Schell, Leiter der zuständigen Polizeiinspektion 47, überzeugte die Stadtteilbewohner, den Antrag abzulehnen: Die Zahl der Unfälle sei an dieser Stelle von 34 auf einen im Jahr gesunken, und Lieferanten wie Anwohner hätten längst ihre Alternativroute über die Lauchstädter Straße gefunden.

Applaus und eine große Abstimmungsmehrheit fand hingegen der Antrag von Friedrich Hornung, auf dem gerade erst neu gestalteten Curt-Mezger-Platz Bäume und Bänke aufzustellen – es gelte, »so etwas wie den Feldmochinger Walter-Sedlmayr-Platz« zu verhindern. In seiner jetzigen Form sei der Platz eine »Beton- und Pflasterwüste«.

Differenzierter gibt sich Hornung bei einem »Ortstermin« mit der Münchner Nord-Rundschau: »Es ist ja schon ein Fortschritt, dass es den Platz gibt:« Doch »damit Leben auf den Platz kommt, die Leute was miteinander trinken und sich unterhalten können«, wünscht er sich mehr Aufenthaltsqualität, Bänke mit Rückenlehnen und Bäume. »Elegant und mit eigener Note« wünscht er sich den Curt-Mezger-Platz, denn jetzt sei er »tot, öde und leer«. Diese Einschätzung teilen auch Passanten auf dem Platz, wie sie der Nord-Rundschau auf Nachfrage verraten. Gitta (34) und ihre Tochter Mi­chelle (14) aus dem Hasenbergl würden sich mit mehr Bäumen und Bänken »wohler fühlen«. René (35) aus Unterhaching fände mehr Grün »insgesamt gut« – bezweifelt aber, dass ein Platz direkt an der Schleißheimer Straße überhaupt zum Verweilen einladen könne.

Münir Ünlü, der einen Imbiss neben der Dankeskirche betreibt, wünscht sich außerdem einen Brunnen. »Wo Wasser und Grün sind, ist Leben, sagt man in der Türkei«, erklärt er. Seine Frau Emine meint, bei einer einladenderen Gestaltung des Platzes »würde ich mich gerne hinsetzen und vielleicht mal ein Eis essen.« Nur der 17-jährige Manuel aus dem Hasenbergl sagt: »Ich finde den Platz eigentlich ganz gut, so wie er ist. Er erinnert mich ein bisschen an ein Dorf von früher.«

Um Gelassenheit bemüht sich BA-Vorsitzende Antonie Thomsen, als wir sie um eine Reaktion bitten. Sie hat sich sehr für den Entwurf des Architekturbüros morpho-logic eingesetzt, der Grundlage der jetzigen Gestaltung des Curt-Mezger-Platzes ist. Zwar habe, sagt sie, das Baureferat den Entwurf »verschlimmbessert« mit der abgesenkten Straße, die nun eine Schneise durch den Platz zieht. Dennoch: »Ich liebe diese Leere«, verteidigt sie das jetzige Aussehen des Curt-Mezger-Platzes. »Aber ich kann die Leute schon verstehen – der Platz ist ihnen unheimlich, weil sie nirgendwo Schutz finden. Sie wollen es kuschelig haben. Gerade in diesen Zeiten sind die Leute verunsichert«, argumentiert die SPD-Politikern psychologisch. Und warnt mit klaren Worten gleichzeitig, dass auch ein nach dem Wunsch der Bürgerversammlung umgestalteter Platz wenig gemütlich werden könnte: »Es wird keinen kuscheligen Platz geben, wenn da die Alkis und Junkies kommen!«

Der BA werde den Antrag nun einfach an die Stadt weiterleiten – »dramatisch fände ich mehr Bänke und Bäume für den Platz nicht«, sagt Thomsen. Für den eigentlich geplanten Wochenmarkt sieht sie allerdings bei Verwirklichung des Antrags keinen Platz mehr: »Das verfolge ich jetzt erstmal nicht weiter, so lange nicht über diesen Antrag entschieden ist. Denn die Großmarkthalle macht da so sicher nicht mit.« Das klingt nach einer Menge Diskussionsstoff in Milbertshofen.

Eva Mäkler

Artikel vom 07.07.2009
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