Am Freitag Kulturereignis im Moosacher U-Bahnschacht: Beethovens »Fidelio«

Moosach · Oper im Untergrund

Noch ist der U-Bahnhof Moosach eine Baustelle, aus der Norbert Kästle (r.) und viele Helfer den passenden Rahmen für »Fidelio« am Freitag schaffen.	Foto: ko

Noch ist der U-Bahnhof Moosach eine Baustelle, aus der Norbert Kästle (r.) und viele Helfer den passenden Rahmen für »Fidelio« am Freitag schaffen. Foto: ko

Moosach · Statt Plüsch und schwere Vorhänge sind Glühwein und warme Kleidung angesagt. Denn zugig und kühl könnte es schon werden beim Moosacher Spektakel »Fidelio« am kommenden Freitag, 15. Mai. Dann setzen im Sperrengeschoß des künftigen U-Bahnhofs Moosach Norbert Kästle, Verantwortlicher des Projekts »Moosach macht Oper«, und der Moosacher Kulturverein »Die Linie 1« Ludwig van Beethovens einzige Oper auf einer Großbildleinwand in Szene.

Beginn ist um 20 Uhr, Einlass ab 19 Uhr. Karten zu fünf Euro gibt es noch an der Abendkasse oder bei Robraoptik, Pelkovenstraße 59, und Pelkovenapotheke, Bunzlauer Straße 15. Denen seien die Tickets laut Kästle »aus den Händen gerissen worden«.

Das große Interesse der Zuschauer liegt sicher auch an dem besonderen Aufführungsort. Das »verlieshafte« Ambiente ist es, was Kästle und Günther Frohnauer, Vorsitzender von »Die Linie 1«, an der Darbietung im Untergrund reizt. Das passe zur Oper, denn »Fidelio« beschreibt das Schicksal von Gefangenen in einem spanischen Staatsgefängnis bei Sevilla im 18. Jahrhundert. Tatsächlich kann man sich eine Woche vor der Veranstaltung im U-Bahnschacht nicht vorstellen, dass hier ein kultureller Hochgenuss über die Leinwand flimmern soll – in gepflegtem Stil mit Catering, das ob der erwarteten kühlen Temperaturen auch Glühwein zu bieten hat. Ein paar Tage davor zeigt sich der Ort als das, was er derzeit noch ist, als Baustelle: Kabel, Schutt und Werkzeuge liegen herum, Baufahrzeuge parken dort, wo später Fahrgäste Tickets ziehen, und ohrenbetäubendes Schlagen von Metall auf Metall. Am Freitag muss das alles Geschichte sein.

Denn neben dem abendlichen kulturellen Stelldichein, findet vorher ab 11 Uhr das Richtfest des U-Bahnhofes statt. Für Kästle und Frohnauer bedeutet dies ein Wettlauf gegen die Zeit. Denn nach dem offiziellen städtischen Bauheben der Haltestation sind nur vier Stunden Zeit, um das Sperrengeschoss für ihre Oper vorzubereiten. 75 Biertischgarnituren und eventuell Sitzreihen für rund 600 Gäste müssen aufgestellt, die Leinwand an Ort und Stelle gerückt, Dekoration angebracht und Licht installiert werden. Gott sei Dank haben Norbert Kästle und Günther Frohnauer Helfer. »Die dürfen richtig reinhauen, wir haben einen militärischen Zeitplan«, sagt Kästle.

»Fidelio« im Untergrund ist nicht das erste ungewöhnliche Projekt, das Kästle auf die Beine stellt. Nachdem er 2007 die Idee kam, »mehr Klassik fürs breite Publikum« anzubieten, organisierte er eine Videoprojektion von Georges Bizets Oper »Carmen« vor dem Pelkoven­schlössl. »Das ist dermaßen gut angekommen, dass die Sitzgelegenheiten für die vielen Zuschauer nicht ausgereicht haben«, erzählt Kästle. Dann lud er zum Sängercasting, um eine eigene Operngruppe unter anderem für »La Cenerentola« von Rossini zusammenzustellen. Im November 2009 wollen Kästle und Frohnauer mit ihrem Ensemble die Oper »Hänsel und Gretel« auf die Bühne bringen, der Veranstaltungsort steht noch nicht ganz fest.

Doch für das ehrgeizige Projekt fehlen noch 6.000 Euro von den Produktionskosten von insgesamt zirka 34.000 Euro, erzählt Kästle und betont: »Wir suchen verzweifelt Sponsoren«.

Kirsten Ossoinig

Artikel vom 12.05.2009
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