Im 13. Stadtbezirk sind Hortplätze Mangelware – Familien suchen verzweifelt Hilfe

Brennpunkt Bogenhausen

Vor der Gebeleschule in Bogenhausen: Carolin Rottländer kämpft um einen Hortplatz für ihren kleinen Oskar.	Foto: js

Vor der Gebeleschule in Bogenhausen: Carolin Rottländer kämpft um einen Hortplatz für ihren kleinen Oskar. Foto: js

Bogenhausen · Auch in diesem Jahr übersteigt die Zahl der Anmeldungen an den Bogenhausener Horten die vorhandenen Plätze deutlich. Immer wieder wenden sich verzweifelte Mütter an den Bezirksausschuss des Viertels (BA 13), der seit langem für einen Ausbau der Nachmittagsbetreuung kämpft. Auch das Schulreferat hat den gestiegenen Bedarf im Stadtteil erkannt. Allerdings sieht die Behörde nur begrenzte Möglichkeiten, die Zahl der Hortplätze aufzustocken und hofft auf die Einrichtung von Ganztagsschulen durch den Freistaat.

Carolin Rottländer ist verzweifelt. »Wenn Oskar im Herbst in die Schule kommt, fallen wir in ein tiefes Loch«, befürchtet sie. Der Grund: Die berufstätige Mutter hat für ihren Sohn noch immer keinen Betreuungsplatz. Alle zwei Wochen frage sie beim Hort der Gebeleschule nach, ob sich an der Warteliste etwas geändert habe. »Der Hortleiter ist sehr nett und hilfsbereit, aber er sagt, er könne mir keine Hoffnungen machen«, klagt sie.

Mehr als 50 Kinder wurden dieses Jahr am Hort der Gebeleschule abgewiesen, an der Grundschule an der Oberföhringer Straße waren es rund 30. »Immer wieder wenden sich berufstätige Mütter an uns, die nicht wissen, wo sie ihre Kinder nachmittags unterbringen sollen«, sagt die BA-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser (Grüne). Seit Jahren herrsche in Bogenhausen ein Betreuungsnotstand. »Wir finden diese Situation über alle Fraktionen hinweg höchst unbefriedigend«, so die BA-Chefin. Mehrfach habe das Stadtteilparlament das Schulreferat darauf hingewiesen, dass hier dringender Handlungsbedarf bestehe, »aber wir kriegen nur leere Versprechungen, es passiert einfach nichts«.

Rottländer hat sich mit ihrem Problem sogar an Oberbürgermeister Christian Ude gewendet. Allerdings habe sie auf ihr Schreiben keine Antwort erhalten, berichtet sie. »Außerdem habe ich beim Bayerischen Familienministerium angerufen«, erzählt die Mutter. Dort habe man sie an ihren Arbeitgeber verwiesen, der bereits eine betriebliche Kindertagesstätte führt, an der ihr Sohn bislang betreut wird: »Mir wurde entgegnet, meine Firma solle doch zusätzlich einen Hort eröffnen.« Rottländer findet diesen Vorschlag dreist. »Die Politik macht es sich hier sehr einfach«, kritisiert sie.

Die Sprecherin des Schulreferats, Eva-Maria Volland, zeigt zwar für die Situation der Eltern Verständnis. »Wir wissen, dass Bogenhausen beim Thema Kinderbetreuung zu den Brennpunkten gehört«, sagt sie. Jedoch seien die Möglichkeiten der Stadt, für ausreichende Plätze zu sorgen, begrenzt. »Der Bedarf ist in den vergangenen Jahren sprunghaft angestiegen«, erklärt sie. Für zusätzliche Horte brauche man Räumlichkeiten in Schulnähe, die nicht immer zur Verfügung stünden. Bis zu den Pfingstferien wolle die Stadt den genauen Bedarf ermitteln und prüfen, ob weitere Hortgruppen eingerichtet werden könnten.

Allerdings liege die Verantwortung auch beim Freistaat, der dem seit Jahren angekündigten Ausbau von Ganztagsschulen nicht nachkomme. Unterstützung bei der Suche nach einem Betreuungsplatz bietet übrigens die Bezirkssozialarbeit am Orleansplatz, die unter bestimmten Voraussetzungen Kontingentsplätze und Tagesmütter vermittelt. Wichtig sei, sich auch im Falle einer Absage regelmäßig beim Hort rückzumelden, da sonst der Platz auf der Warteliste verloren gehe, rät eine Mitarbeiterin der Stelle, die namentlich nicht genannt werden will. Erreichbar ist die Institution telefonisch unter 0 89/2 33-4 80 10.

Julia Stark

Artikel vom 12.05.2009
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