Diskussionsabend mit Kultusminister am Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium

Bogenhausen · »Am G 8 ist nicht mehr zu rütteln«

Diskussionsveranstaltung in der Turnhalle des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums. Von links nach rechts: Schülersprecher Simon Peh, Schülersprecherin Jenny Biel, Schulleiter Wolfgang Hansjakob, Schülersprecherin Sevil Kabasakal, Kultusminister Ludwig Spänle.

Diskussionsveranstaltung in der Turnhalle des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums. Von links nach rechts: Schülersprecher Simon Peh, Schülersprecherin Jenny Biel, Schulleiter Wolfgang Hansjakob, Schülersprecherin Sevil Kabasakal, Kultusminister Ludwig Spänle.

Bogenhausen · Bei einer Diskussionsveranstaltung am Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium hat Kultusminister Ludwig Spänle kürzlich den Fragen von Lehrern, Eltern und Schülern Rede und Antwort gestanden. Schulleiter Wolfgang Hansjakob und die Elternbeiratsvorsitzende Sabine Behr beklagten fehlende Ganztagsangebote und unzureichende soziale Betreuung, Lehrer kritisierten die immense Stofffülle des neu eingeführten achtjährigen Gymnasiums (G 8). Der Minister indes betonte, an der Schulreform geben es »nichts mehr zu rütteln«.

Das Bayerische Gymnasium befinde sich derzeit in einem weitreichenden Umbruch, sagte Spänle: »Das G 8 bedeutet eine ähnliche Zäsur wie die Einführung der Kollegstufe.« Er stehe zu der Entscheidung, die Schulzeit von neun auf acht Jahre zu verkürzen. Allerdings müsse das Gymnasium dennoch dem Anspruch gerecht werden, Schüler auf ein wissenschaftliches Studium vorzubereiten und die Fähigkeit zu fördern, im Arbeitsleben Führungspositionen auszufüllen. Wichtig sei daher die fachliche Qualifikation der Lehrer, »wir müssen die besten für dieses Fach gewinnen.«

Hansjakob allerdings räumte ein, dass die Schule auch zunehmend Erziehungsaufgaben übernehmen müsse. »Viele Eltern kümmern sich nicht ausreichend um ihre Kinder«, sagte er. »Sie können es nicht, weil sie berufstätig sind.«

Grund dafür sei unter anderem der hohe Anteil an Alleinerziehenden. Etwa die Hälfte seiner Schüler sei nachmittags sich selbst überlassen. »Keiner weiß, was sie in dieser Zeit tun und mit wem sie zusammen sind«, mahnte er. Ganztagsbetreuung sei daher dringend nötig, an seiner Schule liege der Bedarf bei etwa zwei Klassen pro Jahrgang. Jedoch habe er hierfür weder die personelle, noch die räumliche Ausstattung.

Behr schloss sich dieser Forderung an und ergänzte, dass auch begleitende Schulsozialarbeit wichtig sei. »Früher wurde gesagt, das wäre an Gymnasien nicht erforderlich«, sagte sie. »Aber ich finde, das sollte an jeder Schule Standard sein.« Susanne Geuder, Vorsitzende des Lehrerpersonalrats, erklärte, dass der umfangreiche Unterrichtsstoff des G 8 oft nicht mehr genügend Raum lasse, um sich mit den psychischen und sozialen Belangen der Schüler zu beschäftigen. »Wir müssen sie fachlich zur Hochschulreife bringen, zu mehr reicht die Zeit nicht«, sagte sie.

Spänle sagte jedoch, dass die Finanzierung von Ganztagsangeboten bislang nur für die Grundschulen geklärt sei. Mittel für ähnliche Angebote an weiterführenden Schulen könnten regulär erst in der kommenden Haushaltsperiode zur Verfügung gestellt werden. »Allerdings steht der nächste Haushalt unter dem Zeichen der Wirtschaftskrise«, kündigte er an. Zudem sei geplant, die Nachmittagsbetreuung zunächst an Hauptschulen einzuführen. Jugendhilfe und Sozialarbeit sei grundsätzlich nicht die Aufgabe des Freistaats, sondern Sache der Kommunen. »Der Staat geht hier in ein Feld hinein, das nicht seine Pflicht ist«, so Spänle. Bei der Jugendsozialarbeit setze er sich aber dafür ein, dass Stadt und Land gemeinsam Verantwortung übernehmen. Julia Stark

Artikel vom 06.05.2009
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