Unterwegs mit neuen Sicherheitswachtmitgliedern auf Schwabings Straßen

Schwabing · »Nicht Rambo spielen«

Angehörige der Sicherheitswacht dürfen Personalien feststellen und bei Gefahr im Verzug Platzverweise erteilen: Wilhelm Auer und Lilo Aßhauer-Hennenlotter in Schwabing bei der Ausweiskontrolle.	Foto: ko

Angehörige der Sicherheitswacht dürfen Personalien feststellen und bei Gefahr im Verzug Platzverweise erteilen: Wilhelm Auer und Lilo Aßhauer-Hennenlotter in Schwabing bei der Ausweiskontrolle. Foto: ko

Schwabing · Lilo Aßhauer-Hennenlotter hat Hundekottüten in der Jackentasche. Damit, so hofft sie, kann sie widerspenstigen Zamperlbesitzern den Wind aus den Segeln nehmen, wenn sie sie darauf hinweisen muss, die Hinterlassenschaften ihrer Tiere zu entsorgen. An ihrem ersten Tag als Teil der Sicherheitswacht Anfang April setzt die Wahlmünchnerin beim Rundgang in Schwabing auf gute Kommunikation mit den Menschen, denen sie unterwegs begegnet.

Auf der Straße nach dem Rechten schauen, vor allem an Schwabings Brennpunkten an der Münchner Freiheit, am Scheid- und am Hohenzollernplatz, wo unter anderem Alkohol und Drogen konsumiert werden, ist mitunter kein Zuckerschlecken. Lilo Aßhauer-Hennenlotter fühlt sich gut darauf vorbereitet. Zum einen durch die Ausbildung bei der Polizeiinspektion Schwabing (die »Schwabinger Seiten« berichteten im Februar in dem Artikel »Zivilcourage vorleben«) und auch durch ihre eigene Offenheit: »Ich habe kein Problem, auf Leute zuzugehen.«

Dazu kommt, dass die engagierte Bürgerin an ihrer Seite einen erfahrenen Partner hat: Wilhelm Auer ist ein alter Hase auf Schwabings Straßen, acht Jahre hat er bisher als dienstältester Sicherheitswachtler für Recht und Ordnung gesorgt. Nach einer Pause und einer erneuten Schulung »zur Auffrischung« ist er nun wieder im Stadtviertel unterwegs. Auer hat schon die eine oder andere brenzlige Situation erlebt. Ein Angriff mit einer leeren Flasche, Spanner, Exhibitionisten, handgreifliche Auseinandersetzungen und randalierende Betrunkene sind ihm im Dienst der Sicherheitswacht untergekommen. In manchen Fällen reiche es, »ruhig und höflich« auf Fehlverhalten aufmerksam zu machen, sagt er. »Schließlich sollen wir ja nicht Rambo spielen.«

Wird eine Straftat begangen, rufen die Angehörigen der Sicherheitswacht über Funk die Polizei. Zur Selbstverteidigung sind Wilhelm Auer und in Schwabing drei weitere Kollegen mit Pfefferspray ausgestattet. Sie dürfen Personalien feststellen und bei Gefahr im Verzug Platzverweise erteilen. Der erste Tag bei der Sicherheitswacht war für Lilo Aßhauer-Hennenlotter eher ruhig. Dafür hat Wilhelm Auer gesorgt: »Ich wollte meine Kollegin nicht gleich so strapazieren«. Seine Partnerin solle langsam auf »neuralgische Punkte« vorbereitet werden. Da reicht zu Anfang schon der gewaltige Fußmarsch von vier Stunden durchs Viertel.

Am Englischen Garten haben die beiden unter anderem nach dem Rechten gesehen und an der Karl-Theodor- und der Elisabethstraße. Trotz schmerzender Füße und ein wenig Lampenfieber bei ihrer Premiere will Lilo Aßhauer-Hennenlotter weiterhin zur Sicherheit in München beitragen. Der aus Bielefeld stammenden Wahlbayerin hat »die Polizeipräsenz in München von Anfang an ein gutes Gefühl gegeben. Und von der Idee, bei der Sicherheitswacht mitzumachen, habe ich mich spontan richtig angesprochen gefühlt.«

Wilhelm Auer wünscht der neuen Kollegin jedenfalls viel Glück. Denn später seien die Angehörigen der Sicherheitswacht alleine unterwegs und manchmal eben in Situationen, »die gerade für Frauen nicht so angenehm sind«. Kirsten Ossoinig

Artikel vom 07.04.2009
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