Sicherheitswacht in Schwabing und Umgebung: »Hinschauen statt wegschauen«

Schwabing · Zivilcourage vorleben

Wilhelm Auer (l.) und Roland Maurer (M.) lassen sich vom Leiter des Kontaktbereiches der Schwabinger Polizeiinspektion 13, Reinhold Eichhammer, zu Angehörigen der Sicherheitswacht ausbilden. 	Foto: ko

Wilhelm Auer (l.) und Roland Maurer (M.) lassen sich vom Leiter des Kontaktbereiches der Schwabinger Polizeiinspektion 13, Reinhold Eichhammer, zu Angehörigen der Sicherheitswacht ausbilden. Foto: ko

Schwabing · Es ist kurz vor halb zwölf am Samstagvormittag. Im Schulungsraum der Schwabinger Polizeiinspektion (PI 13) an der Johann-Fichte-Straße referiert der Leiter des Kontaktbereiches, Reinhold Eichhammer, gerade über Sexualdelikte. Seine Zuhörer sind Zivilpersonen: Münchner Bürger, die die Polizei als Angehörige der sogenannten Sicherheitswacht unterstützen wollen.

Bei der Ausbildung lernen die künftigen 16 Sicherheitswachtangehörigen in 40 Unterrichtseinheiten je 45 Minuten etwas über Straf- und Eingriffsrecht, Polizeidienstkunde und auch Psychologie. Unter den Teilnehmern sind auch viele Frauen. Ob es denn nicht gerade für sie erschreckend sei, im Moment noch in der Theorie, später womöglich auch in der Praxis mit Sexualstraftätern konfrontiert zu werden?.

»Ich habe keine Angst«, sagt Maria Rubach, »denn ich wusste ja schon vorher, dass es das gibt.« Außerdem hat die Schulungsteilnehmerin das Gefühl, sich verteidigen zu können. »Das soll nicht bedeuten, dass ich aggressiv bin, sondern ich bin abgeklärt, da ich schon viel von der Welt gesehen habe.« Für den Ernstfall sind die Mitglieder der Sicherheitswacht mit Pfefferspray ausgestattet. Das darf aber nur zur Selbstverteidigung eingesetzt werden. Sollte es sonst auf der Straße brenzlig werden, stehen alle Zivilstreifen über ein Funkgerät mit der nächsten Polizeiwache in Verbindung. So ist im Bedarfsfall innerhalb kürzester Zeit uniformierte Hilfe zur Stelle.

Wilhelm Auer hat bereits acht Jahre Erfahrung als Sicherheitswachtler auf Schwabings Straßen. Trotzdem nimmt er noch einmal an der Schulung teil. »Zur Auffrischung«, sagt er. Es sei schon eigenartig gewesen, das erste Mal mit der Sicherheitswacht-Armbinde auf der Straße. Denn damit präsentiere man sich »ganz anders der Öffentlichkeit«. Zwei ernste Vorfälle sind Auer aus den vergangenen Jahren besonders im Gedächtnis geblieben: ein Exhibitionist im Luitpoldpark und ein Drogenabhängiger, der seine Freundin geschlagen hat und dann mit einer Flasche auf Auer losgegangen ist. Glimpflich sei dies letztlich ausgegangen, da die Freundin selbst beschwichtigend eingegriffen habe.

Alle anderen Schulungsteilnehmer gehen nach der Ausbildung zum ersten Mal auf die Straße. Auch Roland Maurer: »Zu viele Menschen sehen bei Straftaten weg«, deswegen hat er sich für die Sicherheitswacht entschieden. Zivilcourage ist ihm wichtig. Und er hat kein mulmiges Gefühl, wenn er seinen ersten Dienst antritt. »Man muss Einhalt gebieten, bevor es schlimm wird, vielleicht können wir allein durch unsere Präsenz schon Straftaten im Keim ersticken.«

30 Planstellen für Sicherheitswachtangehörige gibt es in ganz München, die alle in Schwabing ausgebildet werden. Mit den aktuellen Schulungsteilnehmern sind nun alle Posten besetzt. Die Bürger sind in Schwabing, Milbertshofen, Perlach und am Olympiapark im Einsatz. Vor allem in der Nähe von Grünflächen und an »sozialen Brennpunkten« sehen die engagierten Münchner nach dem Rechten. Dabei dürfen sie Personalien feststellen und bei Gefahr im Verzug Platzverweise erteilen.

»Hinschauen statt wegschauen« ist laut Reinhold Eichhammer das Ziel der Sicherheitswacht: Die Bürger sollen mit für Sicherheit und Ordnung sorgen.

K. Ossoinig

Artikel vom 03.02.2009
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...