Schließung der Station im Zentrum St. Michael war unumgänglich

Ottobrunn · Weitere Kurzzeitpflegeplätze geschaffen

Ottobrunn · »Auch ein Non-Profit-Unternehmen muss wirtschaftlich arbeiten«, brachte Patrik Demke, Mitglied der Mitarbeitervertretung des Prodekanats München Südost die Diskussion um die Schließung der Kurzzeitpflegestation im Pflegezentrum St. Michael auf den Punkt.

Bereits seit 2003 schreibt die Kurzzeitpflege rote Zahlen, die Höhe der Verluste sei mit steigendem Verwaltungsaufwand jedoch gestiegen, am Ende habe man ein Minus im sechsstelligen Bereich eingefahren, teilte der Vorsitzende des Diakonievereins, Johannes Schattenmann, mit. Während die anfänglichen Verluste noch durch das Plus, das die beiden anderen Pflegedienste (Ambulante Pflege und Tagesbetreuung, Anm. d. Red.) erwirtschaftet haben, ausgeglichen werden konnten, musste am Ende der Verein tief in die Tasche greifen.

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Wie Ende Januar im Südost-Kurier berichtet, musste die Kurzzeitpflege am 16. Februar als letzte ihrer Art in ganz Bayern ihre Pforten schließen. Nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern auch weil durch den leergefegten Markt an examinierten Fachkräften die Schichten nicht mehr vorschriftsgemäß besetzt werden konnten. Die Schließung hatte sowohl bei den betroffenen Angehörigen als auch beim Personal hohe Wellen geschlagen. Diese wollten die Vertreter der Diakonie aber auch Bürgermeister Thomas Loderer bei einem gemeinsamen Pressetermin nun glätten.

Wie der Sprecher der Mitarbeitervertretung Patrik Demke bestätigte, wurden allen von Entlassung bedrohten examinierten Mitarbeitern eine Übernahme entweder in den ambulanten Dienst oder ins Pflegeheim Lore-Malsch-Haus angeboten. »Natürlich gab es eine sehr große Enttäuschung auf Seiten der Mitarbeiter, als sie von der Schließung der Pflege gehört haben«, erklärte Demke. Jedoch, so betonte er weiter, hätte hier der Arbeitgeber mehr als nur seine Pflicht getan bei der Hilfe, einen neuen Arbeitsplatz zu finden.

Schon im Vorfeld der Diskussion über die Schließung habe es personelle Veränderungen gegeben, die auf Anraten eines externen Spezialisten und Beraters getroffen wurden. Mit der alten Pflegedienstleistung waren einige Qualitätsmerkmale nicht durchzusetzen gewesen, deswegen wurde eine neue Kraft für diesen Posten eingestellt, informierte der Geschäftsführer des Pflegezentrums, Jan Steinbach. Ein Bericht der Heimaufsicht hatte beispielsweise auf eine Verbesserung der Sicherstellung der Medikamentgabe gedrungen. Bürgermeister Thomas Loderer betonte, dass nicht die Fehlleistungen der Geschäftsführung für die Schließung verantwortlich zu machen ist, sondern dies in den politischen Rahmenbedingungen zu suchen sei. Die Vorschriften, die für eine reine Kurzzeitpflegeeinrichtung gebe, machten einen wirtschaftlichen Betrieb unmöglich, so der Rathauschef. Um die Angehörigen nicht im Regen stehen zu lassen, hat der Diakonieverein nun eine Vereinbarung mit dem Diakoniewerk Hohenbrunn geschlossen. In der 303-Betten umfassenden Einrichtung werden nun vermehrt Kurzzeitpflegeplätze eingestreut, um auch eine längerfristige Planung zu ermöglichen. Die Zusammenarbeit hat bereits jetzt Früchte getragen, denn in den leerstehenden Zimmern im Pflegezentrum St. Michael wird sich schon bald wieder etwas tun. Während der Umbauphase des Altenheimes Lore-Malsch-Haus in Riemerling, die zwischen acht und zwölf Monate in Anspruch nehmen wird, werden Bewohner des Hauses zeitweilig umquartiert, um zum einen die Arbeiten schneller vorantreiben zu können, zum anderen aber auch um die Bewohner vor Lärm und Schmutz zu schützen, informierte die Leiterin des Hauses, Gabriele Hubitschka-Geßner.

Wie es danach mit der ehemaligen Kurzzeitpflegestation weitergehen wird, weiß der Diakonieverein noch nicht. Mit dem Landratsamt wurde eine Frist bis 1. Juli vereinbart, in der ein neues Konzept für die freistehenden Zimmer gefunden werden muss. Bürgermeister Loderer dankte dem Diakonieverein und allen voran dem Leiter des Pflegezentrums St. Michael, Jan Steinbach, für das große Engagement in der Vergangenheit und forderte die Gesetzgeber auf, die Regelung der Kurzzeitpflege im Sinne der pflegenden Angehörigen zu verbessern, damit Pflege zuhause überhaupt in Zukunft noch möglich sei.

Woschée

Artikel vom 25.02.2009
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