Kurzzeitpflegestation muss am 16. Februar schließen

Ottobrunn · Station vor dem Aus

Geschäftsführer Jan Steinbach und Diakonievorsitzender Johannes Schattenmann bedauern die Schließung der Kurzzeitpflege. Schon bald soll aber im Pflegezentrum St. Michael ein neues Projekt starten. Foto: Woschée

Geschäftsführer Jan Steinbach und Diakonievorsitzender Johannes Schattenmann bedauern die Schließung der Kurzzeitpflege. Schon bald soll aber im Pflegezentrum St. Michael ein neues Projekt starten. Foto: Woschée

Ottobrunn · »Am 16. Februar wird unser letzter Patient das Haus verlassen«, erklärt der Geschäftsführer des Pflegezentrums St. Michael, Jan Steinbach, seufzend.

Damit wird die Kurzzeitpflegestation, die 22 Plätze anbietet, rund zehn Jahre nach ihrer feierlichen Eröffnung geschlossen. Die letzte, reine Kurzzeitpflegeeinrichtung dieser Art wird damit im Münchner Raum zusperren. Hier konnten pflegende Angehörige für die Zeit ihres Urlaubs oder während einer Krankheit ihre Verwandten für eine kurze Weile unterbringen.

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Nicht geschlossen werden indes sowohl die Tagespflege als auch der Ambulante Dienst, betont Steinbach, der von vielen besorgten Angehörigen und Patienten bereits mehrfach danach gefragt wurde. Das Konzept, drei ineinander greifende Pflegedienstleistungen unter einem Dach anzubieten, ist damit zum Bedauern des Betreibers, der Diakonie, nicht aufgegangen. Und das, so betont Steinbach, nicht weil die Nachfrage nach dem Betreuungsangebot nicht groß genug war. »In den letzten Jahren haben sich die Rahmenbedingungen für das Anbieten von Pflegeplätzen sehr verändert. An eine Kurzzeitpflege werden dabei die gleichen Anforderungen gestellt, wie an eine Dauereinrichtung«, berichtet der Geschäftsführer.

So muss beispielsweise für jeden Patienten eine umfangreiche Pflegeplanung und ein Biografiebogen erstellt werden. Beides intensive Aufgaben, die sich bei einer kurzen Verweildauer einfach nicht rechnen, erläutert Steinbach weiter.

Auch bei der Besetzung der Stellen ist eine kleine Einrichtung wie die Kurzzeitpflege St. Michael benachteiligt, da sie den gleichen Fachkräfteschlüssel wie eine normale Pflegeeinrichtung erfüllen muss. »Ist in einer normalen Pflegeeinrichtung eine examinierte Kraft in der Nachtwache für rund 40 Patienten und mehr zuständig, betreut eine Fachkraft bei uns maximal 22 Patienten«, erläutert Steinbach.

Trotz guter Auslastung habe die Kurzzeitpflege rote Zahlen geschrieben, im letzten Jahr lag das Minus im sechsstelligen Bereich, berichtet der 1. Vorsitzende des Diakonievereins, Johannes Schattenmann.

Der Diakonieverein hat das Minus übernommen, kann diese finanzielle Belastung jedoch nicht auf Jahre hinaus weiter tragen, erläutert Schattenmann einen der Gründe für die Schließung. Das andere Problem stellte für die Einrichtung die hohe Zahl an Pflegefachkräften dar, die es zur Besetzung seiner Stellen gebraucht hätte. »Der Fachkräftemangel ist enorm, der Markt von Pflegefachkräften leergefegt«, so Steinbach, der seit sieben Jahren das Pflegezentrum St. Michael leitet. Um die frei werdenden Mitarbeiter nicht im Regen stehen zu lassen, arbeitet das Pflegezentrum mit dem Lore-Malsch-Pflegezentrum in Hohenbrunn zusammen.

»Wir konnten allen Fachkräften anbieten entweder in unsere ambulante Pflege zu wechseln oder ins Lore-Malsch-Haus«, freut sich der Pflegeexperte. Für die Hilfskräfte werde derzeit noch intensiv nach Lösungen gesucht, informiert Steinbacher.

Im Gegensatz zur Kurzzeitpflege tragen sich die Tagesbetreuung sowie der ambulante Pflegedienst finanziell selber. In der Tagespflege stehen 13 Plätze zur Verfügung, der ambulante Dienst versorgt derzeit rund 140 Personen.

Das Pflegezentrum St. Michael hat im Gegensatz zu vielen Altenheimen, die ebenfalls eingestreut in ihr normales Angebot vereinzelt Kurzzeitpflegeplätze anbieten, Reservierungen für eine kurze Verweildauer und lange im Voraus angenommen. »Oft lag die Aufenthaltszeit der Patienten in der Kurzzeitpflege unter zehn Tagen«, berichtet Steinbach. Von Angehörigen wurde ihm berichtet, dass sie sich schwer tun würden, in den umliegenden Pflegeeinrichtungen für so eine kurze Zeit überhaupt angenommen zu werden. Mit der Schließung unserer Einrichtung sei eine echte Lücke entstanden, sind sich Steinbach und Schattenmann einig. Lange leerstehen soll die Station im 1. Obergeschoss mit ihren 19 Zimmern nicht, schon, um den Geldgebern, die da sind: Landkreis, Land und Bund, die maßgeblich zur Errichtung der Station beigetragen haben, zu zeigen, dass sie ihr Geld gut angelegt haben.

Intensiv wird nun beraten auf welches Spezialsegment im Bereich der Pflege man hier ausweichen könnte, um kostendeckend zu arbeiten. Im Gespräch sind dabei eine Station für Wachkomapatienten einzurichten oder eine beschützende Abteilung für demente Patienten oder aber mit dem Hospizkreis zusammen etwas aufzuziehen. Schon bald, so hoffen Jan Steinbach und der Diakonieverein, wird sich eine Lösung finden.

Heike Woschée

Artikel vom 04.02.2009
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