Maler für »echte Milbertshofener« gefunden

Milbertshofen · Die »Galerie« wächst

So sieht die Malerin Karin Huß den Münchner und Milbertshofener Reiner Hofer – und so hat sie ihn für die »Galerie der echten Münchner« gemalt. 	Bild: VA

So sieht die Malerin Karin Huß den Münchner und Milbertshofener Reiner Hofer – und so hat sie ihn für die »Galerie der echten Münchner« gemalt. Bild: VA

Milbertshofen · Erinnern Sie sich noch an unseren Aufruf für die »Galerie der echten Milbertshofener«? Ihre Reaktionen waren überwältigend. Ebenso, als wir Sie im Januar aufriefen, die gefundenen »echten Milbertshofener in einem eigens dafür eingerichteten Kurs zu malen. Jetzt werden die Geschichten der ausgesuchten Milbertshofener also aufgeschrieben und ihre Porträts gemalt – um etwa ab Mitte des Jahres im Kulturhaus Milbertshofen als »Galerie der echten Milbertshofener« ausgestellt zu werden.

Um die Vorfreude der Milbertshofener zu steigern, druckt die Münchener Nord-Rundschau bis zu deren Eröffnung Geschichten von Milbertshofenern ab, die bereits in der »Galerie der echten Münchner« zu finden sind – heute die von Reiner Hofer, die Renate Winkler-Schlang unter dem Titel »Alleine schon wegen dem Bier« aufgezeichnet hat: Reiner Hofer, 53, war Dachdecker und Spengler, bis ihn ein Bandscheibenschaden zu einem passionierten Wärter im Stadtmuseum machte.

Immer wieder führt ihn sein Weg vorbei am großen hölzernen München-Modell und an den alten Stadtansichten. Viele Kilometer legt Reiner Hofer täglich im Münchner Stadtmuseum zurück – wenn er die Mitarbeiter eingeteilt und die Kasse aufgemacht hat. Einem Japaner erklärt er, wo die alten Musikinstrumente zu finden sind. Und er sieht sehr würdevoll und sehr erfahren aus in seiner Dienstuniform. Dabei muss Hofer selbst noch Vieles lernen über die Schätze dieses Hauses. Erst seit Januar ist er von seinem Sicherheitsdienst dem Stadtmuseum zugeteilt.

Früher verbrachte der Münchner als Dachdecker und Spengler seine Tage über den Dächern der Stadt. Dann machte das Kreuz nicht mehr mit. Während eines Dreivierteljahres Arbeitslosigkeit sei er »fast blöd worn dahoam«. Die neue Aufgabe im Museum hat der heute 53-Jährige einem »guten Spezl« zu verdanken. Wie so Vieles andere im Leben, das nicht so gut gelaufen wäre ohne seine »Spezln«.

Die ältesten Freundschaften bestehen seit der Jugend in Haidhausen: Tassilowiese und Postwiese, das waren die Reviere des ältesten von fünf Buben. Im Laufe seines Lebens lernte er viele Münchner Viertel genauer kennen: Harthof, Hasenbergl, Westend, Milbertshofen – das waren seine Lebensstationen. »Das Weiteste war Olching: Drei Monate, dann hat es gereicht.«

Am besten gefällt ihm heute die Stadtmitte, der Viktualienmarkt. Dort hat er sein Stammlokal, das Heilig-Geist-Stüberl, gleich bei der Kirche: Angenehm gemischt sei das Publikum, »vom Arbeiter bis zum Multimillionär«, sagt Hofer. Und die Wirtin, die Bobby, kenne Gott und die Welt. Einem Freund hat Hofer auch seine liebste Freizeitbeschäftigung zu verdanken, das Dartspiel als Wettkampfsport. In seinem Verein fühlt er sich auch zu Hause.

»Ich könnte nicht woanders wohnen. Alleine schon wegen dem Bier«, sagt er. Augustiner gebe es eben nicht überall. Becks? »Das sollen die Auswärtigen trinken.« Und dann die Wiesn: »Automatisch« habe er immer am nächsten Tag frei genommen. Auch die Dult liebe er und die Feuerzangenbowle auf dem Christkindlmarkt. Das alles, diese Mischung, das sei sein München. Eine Stadt, von der er viele Dächer kennenlernte, auch das vom Alten Peter. Jetzt schaut er wieder von oben auf die alte Kirche hinab, wenn er vor dem Stadtmodell steht und Touristen den Alten Peter in Miniatur zeigt.

Artikel vom 19.02.2009
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...