Der pensionierte Schreinermeister Rudolf Böck feiert 90. Geburtstag

Moosach · Ein wahres Moosacher Urgestein

Sein Schreinerberuf lässt Rudolf Böck auch mit 90 Jahren nicht los.	 Foto: wei/Privat

Sein Schreinerberuf lässt Rudolf Böck auch mit 90 Jahren nicht los. Foto: wei/Privat

Moosach · Kaum ein Stadtteilbewohner verkörpert Moosach so sehr wie Rudolf Böck. Seine Familie lebt bereits seit 1880 auf einem Anwesen in der Bingener Straße. Vor kurzem feierte er seinen 90. Geburtstag. Für uns vom Moosacher Anzeiger Grund genug, sich das Leben des Moosacher Originals mal etwas näher anzuschauen.

Der berufliche Weg Böcks war schon bei seiner Geburt am 31. Januar 1919 vorgezeichnet. Auf dem Familienanwesen führte bereits sein Großvater eine Schreinerwerkstatt. Um die Tradition fortzuführen absolvierte der junge Böck, nach dem Besuch der Leipziger Schule, ab 1933 eine vierjährige Schreinerlehre. Auf die Arbeit im Familienbetrieb konnte er sich jedoch nicht allzulange konzentrieren – der zweite Weltkrieg brach aus und Böck musste einrücken.

Die Befehlshaber schickten ihn unter anderem nach Frankreich und Russland. Die Brutalität des Krieges bekam Böck zweimal am eigenen Leib zu spüren. 1941 und 1943 wurde er in Russland verwundet und zur Genesung in die Heimat verlegt. Nachdem Böck 1944 zum zweiten Mal in das Kriegsgebiet zurückkam, geriet er kurz darauf in russische Gefangenschaft. Mit viel Glück konnte er diese im November 1945 wieder verlassen und endlich in »sein Moosach« heimkehren.

Erstmal zu Hause, packte er sein Leben richtig an. Der bestandenen Schreinermeisterprüfung im Jahr 1952 folgte das private Glück – Rudolf heiratete seine Katharina, die ihm zwei Kinder schenkte. Nach 25 Ehejahren musste Rudolf Böck ein tragisches Unglück verkraften – Ehefrau Katharina starb bei einem Autounfall. In der Zeit der Trauer trat eine Frau in Böcks Leben, die noch heute fest an seiner Seite steht – Irmgard Karl. Die ebenfalls verwitwete Fränkin zog 1978 zu Böck nach Moosach.

Mit der neuen Lebensgefährtin teilt er seitdem seine zahlreichen liebgewonnenen Freizeitbeschäftigungen. Egal ob die vielen Wanderungen, Urlaube oder Biergartenbesuche – Stillstand kam bei den beiden nie auf. Auch mit seinen vielen Freunden und Bekannten ist er noch »auf der Roas«. Vor allem auf das Treffen mit seinen Stammtischbrüdern im Hofbräuhaus, Hirschgarten oder Spieglwirt will Rudolf Böck nicht verzichten. Seine Lebensgefährtin hat schon lange erkannt: »Die Geselligkeit ist das Höchste für ihn.« Davon zeugen auch viele Mitgliedschaften in traditionellen Moosacher Vereinen.

Sein Schreinerberuf hat Böck auch nach der Pension nie losgelassen. Hier und da werkelt er immer noch in der großen Werkstatt, in der zum Beispiel das große Jesuskreuz, das in der Moosacher Pfarrkirche St. Martin hängt, entstanden ist. Ein wenig basteln und für Bekannte einen Winkel schneiden – mehr ist es heute nicht mehr. Trotzdem möchte Böck »solange noch alle Finger dran sind« weiterhin die Familientradition fortführen. Einen Nachfolger, der die Werkstatt übernehmen möchte, gibt es nicht. Der Schreinermeister hat Verständnis: »Was ist heute schon ein kleiner Schreiner? Früher haben wir ganze Häuser fertiggestellt und heute kümmert man sich höchstens noch um ein Fenster.«

Trotz der jahrelangen harten körperlichen Arbeit ist Böck noch richtig fit. Augenzwinkernd gibt er sein Rezept preis: »Die gute Pflege meiner Frau und der Stammtisch!« Für die Zukunft hat er einen ganz besonderen Wunsch, der das Naturell des Moosacher Urgesteins widerspiegelt: »Ich möchte noch erleben, dass ich vor meiner Haustüre in eine U-Bahn einsteige und direkt bis zum Hofbräuhaus durchfahren kann«.

Andreas Weiß

Artikel vom 18.02.2009
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