Hallensport löst »rumhängen« ab – das Sportprojekt »nightball« in Moosach

Moosach · Nächtliches »Zocken«

Für Ibrahim Furaha, Thomas Grüner und Oliver Juric hat »nightball« einen besonders großen Stellenwert. Viele junge Moosacher nehmen die Einladung zum nächtlichen Kicken in der Schulturnhalle an. F: wei / VA

Für Ibrahim Furaha, Thomas Grüner und Oliver Juric hat »nightball« einen besonders großen Stellenwert. Viele junge Moosacher nehmen die Einladung zum nächtlichen Kicken in der Schulturnhalle an. F: wei / VA

Moosach · Es ist Freitag, 21.30 Uhr. In der Turnhalle des Schulgebäudes in der Dieselstraße brennt noch Licht. Hier trifft sich Dipl. Sozialpädagoge Thomas Grüner mit einer Handvoll Jugendlicher. Grüner, das ist der Projektleiter von »nightball«; die Jugendlichen sind sportbegeisterte, junge Moosacher. Egal welche Nationalität, Hautfarbe oder Vergangenheit – beim »nightball« sind die willkommen, die lieber Basketball oder Fußball spielen wollen als nur »abzuhängen«.

Projektleiter Grüner trifft sich nun schon seit acht Jahren mit seinen Schützlingen, die ab 14 Jahren an dem Projekt teilnehmen dürfen. Im Durchschnitt trainiert er mit etwa 25 Jugendlichen. Zur Zeit findet »nightball« allerdings nicht mehr ganz so viel Zuspruch wie gewohnt. Grüner erklärt: »Momentan findet hier ein Umbruch statt. Viele, die das Projekt bisher besucht haben, haben eine Ausbildung begonnen und können am Freitagabend nicht mehr die Energie oder die Zeit aufbringen.« Das weiß auch »nightball«-Trainer Oliver Juric, der sich trotzdem ein wenig über das Fernbleiben seiner Spieler ärgert: »Wir haben hier doch ein Superangebot. Die Leute sollen lieber zu uns kommen, bevor sie draußen irgendwo abhängen und sich womöglich einen kiffen.«

Juric, ein gebürtiger Moosacher, ist von Beginn an dabei. Anfangs war er selbst Spieler, später bot ihm Grüner den Trainerposten an. Noch nicht ganz so lange kommt Ibrahim Furaha in die Schulturnhalle. Der gebürtige Somali hatte 2004, ein Jahr nach seiner Einreise nach Deutschland, das Projekt über einen Freund kennengelernt. Für den begeisterten Basketballer ist das Angebot viel mehr als »nur« Sport. Es half ihm bei der Integration und bescherte ihm echte Freundschaften. »Für mich ist es wichtig, sich mit den Leuten zu unterhalten. Mich interessiert wie sie leben, reagieren und denken«, erzählt Furaha. Die Konversation gebe ihm etwas für das Leben außerhalb der Turnhalle mit. Solche Worte hört Grüner gerne. Das Beispiel Furaha zeigt, dass das »nightball«-Konzept greift. Anders als vermutet geht es bei Grüners Projekt nicht ausschließlich um Gewaltprävention bei sozial randständigen Jugendlichen. Es geht um die Beziehung untereinander, das Akzeptieren von Regeln, die Bestätigung und um Erfolgserlebnisse.

Seinen Ursprung hat »nightball« in den USA, wo es Mitte der 80er-Jahre aufkam. 1986 gründeten die Organisatoren sogar eine eigene Basketballliga. In 50 Städten nahmen etwa 10.000 Jugendliche am Spielbetrieb teil. Nachdem das Sportprojekt 1995 in Köln Deutschlandpremiere feierte, hielt es auch in Münchner Sporthallen Einzug. In Moosach besteht das Sportangebot, das von der Freizeiteinrichtung boomerang in der Pelkovenstraße ausgeht und von der Stadt finanziert wird, seit über zehn Jahren.

Anders als beim amerikanischen Vorbild wird hierzulande auch Fußball angeboten. Daher tauften die Organisatoren das Angebot auch von »Basketball um Mitternacht« in »nightball« um. Egal unter welchem Namen das Projekt weiterläuft – Furaha, Grüner und Juric werden weiter in die Halle kommen um sich auszupowern und die »Sache« zu unterstützen. Andreas Weiß

Artikel vom 10.02.2009
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