Bayerns einziges Fachgeschäft für Postkarten schließt

Ramersdorf · Ende Januar ist Schluss!

Der Raritätensammler Haidl unter einer Rarität: Den Engelspostkarten aus Amerika. Foto: A. Boschert

Der Raritätensammler Haidl unter einer Rarität: Den Engelspostkarten aus Amerika. Foto: A. Boschert

Ramersdorf · Unter Postkartensammlern ist er deutschland- und europaweit, vielleicht sogar weltweit bekannt und geschätzt: Norbert Haidl. Er ist die Adresse Nummer Eins für Sammler von Ansichtskarten und Briefen mit einem hauseigenen Zubehörprogramm. Jetzt schließt er seinen einzigartigen Laden in der Aribonenstraße 16 – aus gesundheitlichen Gründen.

»Ich schaffe die Sieben-Tage-Woche einfach nicht mehr. Werktags im Laden und am Wochenende auf Auktionen oder Flohmärkten, 60.000 Kilometer im Jahr, nein, das geht seit 2005 nicht mehr«, erklärt Haidl freimütig und zugleich mit resigniertem Kopfschütteln. Seine Gesundheit macht ihm zu schaffen. Und dann wurde er im Sommer auch noch beschimpft. Das ließ ihn den Termin setzen: Ende Januar ist Schluss.

Schon als Jugendlicher ging Haidl der Geschichte auf die Spur, sammelte auf Flohmärkten wahllos Postkarten, wurde von »den richtigen Leuten« gefördert und verließ 1982 endgültig den sicheren Stuhl eines Industriekaufmanns in der gehobenen Verwaltung. Drei Jahre zuvor hatte er mit einer so genannten Nebenerwerbsgenehmigung das erste bayerische Fachgeschäft für alte Postkarten in der Parkstraße auf der Schwanthalerhöhe eröffnet. Nach Stationen in München und Rosenheim zog er dann in die Ramersdorfer Aribonenstraße.

Hier sitzt er zwischen Kisten und dunklen Holzregalen, in denen sich Tausende Postkarten sorgfältig sortiert in Pappkartons stapeln. Immer hängt ein leicht staubiger Papiergeruch im Laden, ein kleines Lämpchen erhellt Haidls Schreibtisch, der ebenfalls mit Schachteln, Briefumschlägen und Papierunterlagen übersät ist. Mitarbeiter, die ihm hin und wieder im Laden helfen, sitzen auf alten Holzstühlen und sortieren Unterlagen. Eine herzliche Atmosphäre und Haidls spannende Erzählungen füllen den kleinen Raum. »Das Schlüsseljahr für die Postkarte war 1896, seitdem nahm sie ihren Lauf«, erzählt Haidl aus der Postgeschichte, die er naturgemäß auch kennt. Die historischen Stücke, die ihm besonders ans Herz gewachsen sind, trägt er bei sich: »Die Titanic – der gesunkene Ozeandampfer als Originalfoto von 1912, diese Karte habe ich gestern für 15 Euro gekauft!«, sagt er mit leuchtenden Augen. Auch die Postkarte vom »Verkehrsflugzeug Junker« des ehemaligen Ramersdorfer Flugzeugbauers Udet ist »eine echte Rarität!«.

Doch diese wie auch andere Schätze sind inzwischen verkauft, denn bei aller Sammelleidenschaft gehört auch der Verkauf zu seinem Geschäft. Nicht nur im Laden, sondern auch im Internet oder auf Auktionen, von denen er bislang sieben gemacht hat. Zu seinem 30-jährigen Tätigkeitsjubiläum plant er eine »München Spezial«-Auktion, nur mit Postkarten, Schriften und Plakaten von München. »So etwas hat es noch nie gegeben«, verspricht Haidl.

Wer noch Auktionsstücke hat, möge sich bei ihm melden unter Tel. 67 37 08 70. Haidl führt seine Leidenschaft in kleinem Rahmen von einem Büro aus weiter. In der Führichstraße 37 will er weiterhin besondere Stücke in kleinen Ausstellungen in einem Fenster der Öffentlichkeit zeigen.

Nähere Informationen gibt es auch im Internet unter www.histocard.info.

aha

Artikel vom 28.01.2009
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