Neues Projekt: Hauptschulen gründen Schülerfirmen

Ramersdorf/Perlach/ Giesing · Firm in Sachen Job

Links oben: Stefan, Philipp, Tim, Jelena und Maximilian (v.li.) von der Schülerfirma »Klickit«, darunter: Redaktionssitzung in der Albert-Schweitzer-Schule und Produktion der Schülerzeitung am Computer (re.).	 Fotos: Privat

Links oben: Stefan, Philipp, Tim, Jelena und Maximilian (v.li.) von der Schülerfirma »Klickit«, darunter: Redaktionssitzung in der Albert-Schweitzer-Schule und Produktion der Schülerzeitung am Computer (re.). Fotos: Privat

Ramersdorf/Perlach/ Giesing · Wie kann man als Schüler bereits in einem Unternehmen mitarbeiten oder gar dessen Chef sein?

In einer Schülerfirma lernen Hauptschüler der 8. Klassen im Rahmen des Projektes »firm – Münchner Hauptschulen gründen Schülerfirmen« unter echten Bedingungen wie es in der Wirtschaft abläuft und erwerben so Schlüsselqualifikationen für das spätere Berufsleben. Die unterschiedlichsten Firmen wurden seit Herbst von den jungen Existenzgründern selbst erdacht, umgesetzt und werden nun von ihnen gemanagt. Unterstützung erhalten sie dabei von Lehrkräften, dem staatlichen Schulamt in der Landeshauptstadt München, sowie von Münchner Wirtschaftsunternehmen.

Fotoarbeiten, günstige Schulmahlzeiten, Getränkeverkauf und Catering oder eine Schülerzeitung – die von den Schülern entwickelten Geschäftsideen sind vielfältig. Gemeinsam ist allen Schülerfirmen, dass sie wie jede »normale« Firma in der Wirtschaft funktionieren, mit Mitarbeitern, Verträgen, Marketing und Businessplänen, sowie realem Zahlungsverkehr. Auch das erforderliche Startkapital müssen die Jungunternehmer durch den Verkauf von Anteilscheinen selbst besorgen.

Die Stadtsparkasse stellt ihnen für den Zeitraum des Projektes – in der Regel ein Jahr – ein kostenloses Girokonto zur Verfügung. »Die Schüler regeln den Zahlungsverkehr und tätigen Überweisungen oder prüfen Kontoabrechnungen und kommen so mit realen Bankgeschäften in Kontakt«, berichtet Gila Sonderwald, Lehrerin der Hauptschule an der Fromundstraße in Giesing. Ein besonderer Glücksfall: Sie ist auch gelernte Fotografin. Somit bekommen die acht Mitarbeiter der Schülerfirma »Klickit« nicht nur die Grundlagen in Betriebswirtschaft vermittelt, sondern auch in Fotografie. Die Lehrerin zeigt ihnen, wie sie ihre Mitschüler für Bewerbungs- und Klassenfotos ins richtige Licht setzen, und vertraut ihnen sogar ihre Spiegelreflexkamera an. »Vielleicht können wir den Fotoservice auch an Nachbarschulen anbieten«, spekulieren die jungen Unternehmer. Außerdem winkt ein Fotoauftrag für Modeschmuck. Wenn sie wirtschaftlich arbeiten und alles gut läuft, dürfen sich die »Firmenmitarbeiter« über eine Aufwandsentschädigung von 1,50 Euro pro Stunde freuen.

Eine andere Kalkulation haben die 20 Schülerinnen und Schüler der Führichschule für ihre Firma RMD (RaMersDorf) gemacht. Gemäß ihrem Motto »Wir wollen, dass sich Lehrer und Schüler an unserer Schule wohl fühlen«, haben sie einen Getränke service für Lehrer eingerichtet und bieten innerhalb eines Cateringservices im Schülercafé ein preiswertes und gesundes Frühstück für jedermann an.

Auch mittags versorgt RMD die Schüler mit einem Essensangebot, zweimal pro Woche sogar mit einem warmem Mittagessen zum Preis von 1 Euro. »Die Preise sind bewusst niedrig, wir haben lieber weniger Gewinn und mehr Gäste«, erklärt Konrektorin Michaela Märzendorfer. Sie unterstützt zusammen mit Hauswirtschaftslehrerin Katrin Eckl die Schülerfirma. Da die Aktivitäten überwiegend während der Schulzeit stattfinden und sich auf viele Schultern verteilen, wird derzeit noch kein Lohn an die »Mitarbeiter« gezahlt. »Ob der Gewinn auf die Einzelnen verteilt oder gemeinsam etwas unternommen und ein Teil gespendet wird, ist noch offen«, so Märzendorfer. Das Wichtigste sei, dass das Projekt den Schülern viel Freude bereite. Gleichzeitig fördere die Übernahme von produktiven und sozialen Aufgaben die Selbstständigkeit der Schüler und wecke das Interesse für eine spätere Berufswahl.

Ganz entsprechend ihren Fähigkeiten engagieren sich auch die Schüler der Albert-Schweitzer-Hauptschule in Neuperlach für ihr Projekt Schülerzeitung. »Während Sandro gerne mit der Bank verhandelt und die Finanzverwaltung übernommen hat, ist Ermelan der kreative Kopf der sieben-köpfigen Mannschaft«, erzählt Karin Nenninger, die als Lehrerin die Betreuung des »Firmenprojekts« übernommen hat. Nach Fertigstellung der neuesten Zeitungsausgabe werde man sich mit Feuereifer an die Abschlusspräsentation machen.

Auf der so genannten »firm-Messe« Ende Mai werden sich alle 21 Münchner Schülerfirmen einer Jury aus Schul- und Wirtschaftsvertretern vorstellen. Sie wird die beste Schülerfirma auswählen und mit einem Geldpreis prämieren.

Inge Stocker

Artikel vom 28.01.2009
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