Führungen zum Tag des offenen Denkmals im 13. Stadtbezirk

Bogenhausen · Der Blick geht zurück

Dr. Willibald Karl bietet beim Tag des offenen Denkmals eine Führung durch Alt-Bogenhausen an. Er verschafft den Teilnehmern einen Einblick in das ehemals dörfliche Leben in Bogenhausen. Foto: ak/NordOstKultur

Dr. Willibald Karl bietet beim Tag des offenen Denkmals eine Führung durch Alt-Bogenhausen an. Er verschafft den Teilnehmern einen Einblick in das ehemals dörfliche Leben in Bogenhausen. Foto: ak/NordOstKultur

Bogenhausen · In blumiger Sprache, mit leidenschaftlicher Gestik und in weichem Münchner Dialekt beeindruckt Dr. Willibald Karl mit Namen, Geschichtsdaten und historischen Details über den alten Dorfkern Bogenhausens. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen meint der Historiker: »Keiner kennt sich besser im Viertel aus…«

Und genau deshalb bietet der pensionierte Leiter der Münchner Volkshochschule beim Tag des offenen Denkmals am 14. September um 10 Uhr auch eine Führung durch den historischen Ortskern Bogenhausens an.

»Anhand alter Kartenausschnitte werde ich den Besuchern die Wandlung Bogenhausens vom bäuerlichen Dorf zu einem der nobelsten Stadtviertel Münchens erläutern«, sagt Karl. Treffpunkt für die Führung ist am Friedhofseingang des alten Bogenhauser Kircherls St. Georg in der Neuberghauser Straße.

Trockene Jahreszahlen, blanke historische Fakten – das ist nichts für Karl. Er erzählt Geschichten über Gebäudespekulanten, blaues Blut und rauschende Feste. Dennoch kommen historische Details bei seinen Ausführungen nicht zu kurz. So kann er beispielsweise jeden Bauern, der ab 1812 in Bogenhausen ansässig war, mit Namen nennen. Auch die verschiedenen Besitzer der Bogenhauser Landsitze mit jeweils passenden Biografien hat Karl parat. So berichtet er exemplarisch über den Adelssitz Neuberghausen – heute an der Maria-Theresia-Straße 35 gelegen.

Der letzte adelige Eigentümer war Johann Wilhelm Friedrich Freiherr von Hompesch, der das Schlössl 1808 erwarb. Zu dieser Zeit war auch noch die komplette Schlossanlage mit Nutzgärten und großzügiger Auffahrtsallee – die heutige Hompeschstraße – erhalten. In der Mitte des 19. Jahrhunderts ließ König Maximilian II. das Schlössl zur Ausflugsgaststätte umfunktionieren. »Um 1860 war das ›Neuberghausen‹ ein echtes ›In-Lokal‹«, erzählt Karl. Dort hätten sowohl die jungen Offiziere gerne ihre Damenbekanntschaften hingeführt als auch Intellektuelle des politischen Vormärz debattiert.

Aber nicht nur mit blumigen Worten, sondern auch mit historischen Illustrationen will Karl die Besucher auf eine Reise in längst vergangene Tage schicken. So wird Karl auch den weiteren Weg des Schlössls zur »Königlichen Versorgungsanstalt für Beamtentöchter« über die »Lauer-Villa« bis hin zur heutigen Musikschule skizzieren.

Auch der NordOstKulturVerein beteiligt sich am diesjährigen Tag des offenen Denkmals. Mit einer archäologischen Radtour zur Römerstraße und zum bajuwarischen Dorf an der Savitstraße gibt der Verein Einblick über die archäologischen Funde im 13. Stadtbezirk. Abfahrt ist jeweils um 12.30, 14 und 15.30 Uhr am S-Bahnhof Johanneskirchen. Zum Thema Denning in der Römer- und Merowinger Zeit spricht die Archäologin Katja Niemela. Ihre Vorträge beginnen um 13.30, 15 und 16 Uhr am Platz »Zur Deutschen Einheit« am Denkmal.

Eine Anmeldungen ist für diese Veranstaltungen nicht nötig. Praktischerweise enden die Radtouren pünktlich am Ort der zweiten Führung. »Wir wollen den Besuchern einen Eindruck vom Leben der römischen Soldaten geben und darstellen wer nach ihrer Herrschaft das heutige Johanneskirchen und Dennig bevölkerte«, erklärt Roland Krack, Vorsitzender des NordOstKulturVereins.

Wer Lust hat ein bisschen in der Vergangenheit zu stöbern und schon immer wissen wollte, wie das eigene Stadtviertel vor vielen hundert Jahren ausgesehen hat, sollte sich den 14. September schon einmal freihalten, denn da gibt es Geschichte zum Anfassen.

A. Koller

Artikel vom 09.09.2008
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