Schwabing · Die nicht verbrannten Dichter

Schwabing · Der Seerosenkreis am 15. September, 19.30 Uhr in der Seidlvilla, Nikolaiplatz 1b, steht unter dem Thema »Die nicht verbrannten Dichter«. Der literarische Seerosenkreis meldet sich unmittelbar nach den Sommerferien zurück mit einem Thema, das eher unsommerlich ernst erscheinen mag aber – gerade im Gedenkjahr an die Bücherverbrennung – einige Aktualität hat.

Um die nicht-verbrannten Dichter wird es gehen, um Autoren, die im Dritten Reich nicht ins Exil gingen, sondern im Lande blieben und – wenn sie nicht ganz verstummten, entweder »für die Schublade« schrieben, auf Unverfängliches auswichen oder ihr Schreiben in den Dienst des Regimes stellten.

Ein umfangreicher und bislang noch wenig behandelter Stoff, der im Rahmen einer Abendveranstaltung nur schlaglichthaft beleuchtet werden kann – allerdings aus den unterschiedlichsten Blickwickeln: Der Germanist Professor Lutz Götze, der Rundfunkjournalist und Literaturkenner Michael Skasa und der Autor und Rezitator Anatol Regnier werden anhand von Textbeispielen heute noch bekannter sowie nur im Dritten Reich berühmter Autoren die Literaturszene beschreiben, die die Bevölkerung damals hierzulande vorfand. Stimmlich unterstützt werden sie dabei von der bekannten Schauspielerin Ilse Neubauer.

Nur wenige der nicht verbrannten Dichter sind noch heute in der Erinnerung lebendig: unter ihnen Gottfried Benn, Ernst Jünger, Stefan George und Gerhard Hauptmann. Viele sind nur noch einem kleinen Leserpublikum bekannt: Elisabeth Langgässer, Gertrud von le Fort, Ernst Wiechert, Stefan Andres, Wilhelm Lehmann, Oskar Loerke, Werner Bergengruen, Ernst Kreuder, Walter von Molo, Frank Thiess.

Nicht zu Unrecht weitgehend vergessen sind vor allem die linientreuen »Hofliteraten« der Nationalsozialisten wie Hans Grimm – einstmals berühmt mit rassistischen Schriften wie »Volk ohne Raum« oder Hanns Johst, der von 1935 bis 1945 als Präsident der Reichsschriftumskammer fungierte.

Artikel vom 03.09.2008
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