Bedrohte Krummbeiner machen mobil: Dackelwanderung im Englischen Garten

Schwabing · A ganz a bsondere Rass’

Wotan mit Frauchen Renate Platzöder vorm Monopteros, wo sich am Samstag dutzende Dackel aus ganz Deutschland präsentieren werden. 	Foto: ko

Wotan mit Frauchen Renate Platzöder vorm Monopteros, wo sich am Samstag dutzende Dackel aus ganz Deutschland präsentieren werden. Foto: ko

Schwabing · Am Samstag, 5. September, ist der Englische Garten komplett in Dackels Hand, pardon, in Dackels Pfote. Unter der krummbeinigen Anleitung von Wotan von Schlendrian, seines Zeichens Dackel mit lange zurückreichendem Stammbaum (er ist der 262. derer von Schlendrians), geht es ab elf Uhr auf zur großen Dackelwanderung durch den Park.

Wotans Frauchen Renate Platzöder ist natürlich auch mit von der Partie. Sie hat die Wanderung im Namen der »Münchner Dackelfreunde« als eines von mehr als 200 Bürgerprojekten zum 850. Stadtgeburtstag organisiert. Über 60 Anmeldungen aus ganz Deutschland hat sie schon, allesamt von passionierten Dackelbesitzern. Viele haben nicht nur ein schnödes Fax zur Teilnahme geschickt, sondern auch oftmals per E-Mail gleich ein schmeichelhaftes Konterfei ihres vierbeinigen Lieblings.

Und die Gelegenheit, sich mitsamt Hund zu präsentieren, haben die Dackelwanderer während der Veranstaltung: Nach dem Treff am Startpunkt am Professor-Huber-Platz gegenüber der Uni und dem ersten Teil des etwa zweistündigen Spazierganges, wird ein Stopp am Monopteros eingelegt. Dort können sich Hundebesitzer und Zamperl den anderen Teilnehmern und allen »Schaulustigen« vorstellen. Für Wotan dürfte das gar kein Problem sein, er ist es als erfahrenes Model bereits gewohnt, zu posieren: Für Werbeaufnahmen hat er sein schwarzhaariges Gesicht schon oft in die Kamera gehalten. Zu sehen ist er etwa auch auf einem Plakat zum Münchner Stadtgeburtstag. Womöglich hat Wotan sogar den einen oder anderen Fotografen bei der Arbeit zur Weißglut gebracht, bevor ein stimmiges Bild entstanden ist.

Denn Dackel sind stur. »Er hat seinen eigenen Kopf«, sagt Renate Platzöder. Außerdem seien die Vierbeiner außerordentlich gute Beobachter, ziemlich einfallsreich und könnten sich gut durchsetzen. Viele dieser Eigenschaften hat der Dackel nicht von ungefähr. Sie sind wichtig für die Jagd im Dachs- und Fuchsbau, für die diese Hunderasse gezüchtet wurde. Da müsse der Hund schließlich Entscheidungen treffen, die auch mal fatal ausgehen könnten, erklärt Wotans Frauchen. Alles in allem sei der Dackel »kein pflegeleichter Hund«. Vielleicht ist dies der Grund dafür, dass diese Rasse auszusterben droht: Derzeit sind unter den 28.523 Münchner Hunden nur 464 Dackel gemeldet.

Dabei ist der Dackel doch das Symbol für München: und zwar genau der schwarzhaarige Kurzhaardackel (auch »Bierdackel« genannt) wie Wotan einer ist. Schon die bayerischen Wittelsbacher schätzten den Dackel als Jagdhund. Und unter dem Namen »Waldi« war das Isar-Zamperl 1972 das sympathische Maskottchen der Olympiade in München.

Mitgehen wird bei der Dackelwanderung übrigens auch ein Hundetrainer. Dass aber jeder Teilnehmer selbst die Verantwortung für seinen Hund trägt, versteht sich von selbst. Derzeit aktuelle Parkthemen wie »Rambo-Radler, Leinenzwang, Hundehäuferl und Eisbach-Surfen« möchte Platzöder während der Wanderung ausklammern. »Wir Dackelleute sind kooperativ und unsere Lieblinge manierlich.« Und wenn es mal mit den Hundemanieren nicht so klappt – eh klar, dass Dackelherrchen und -frauchen immer das entsprechende Tüterl dabei haben! Kirsten Ossoinig

Artikel vom 02.09.2008
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