Moosacher Gymnasiasten opfern für Radioprojekt ihren Schlaf und Nerven

Moosach · Leben am Limit

Lehrerin Angelika Gassner, Rebecca Wendt, Matthias Roubal, Jonathan Seidel, Sina Arauner, Sebastian Schinner und Carina Kroiss (v. li.) gaben alles. 	Foto: sd

Lehrerin Angelika Gassner, Rebecca Wendt, Matthias Roubal, Jonathan Seidel, Sina Arauner, Sebastian Schinner und Carina Kroiss (v. li.) gaben alles. Foto: sd

Moosach · Wenn Schüler neben ihrem Lernstress auch noch für ein außerschulisches Projekt an ihre Grenzen gehen, ist das schon etwas Besonderes. Zum dritten Mal nahmen Schüler der Oberstufe des Moosacher Gymnasiums am bundesweit ausgeschriebenen Wettbewerb »Tatfunk« teil, bei dem Schüler für ein Jahr eine Radioredaktion zusammenstellen.

»Wir haben in dieser Zeit eine Menge gelernt«, erzählt Rebecca, eine der Teilnehmerinnen. Neben Teamgeist und Verantwortung mussten sie organisieren, das Budget verwalten, Dokumentationen über den Projektverlauf schreiben und natürlich die Sendungen selbst aufnehmen, schneiden und produzieren. Immerhin war das Ziel eine einstündige Sendung fertig zu stellen. »Das war gar nicht so einfach, erinnert sich Angelika Gassner, die betreuende Lehrerin der Schüler, denn die Gruppe musste sich erst finden und zusammenwachsen.« Sie gingen auf die Straße und befragten Menschen zu ihrer Meinung. Sie sprachen mit Notärzten, einer Journalistin, die aus Krisengebieten berichtet und einem Straßenmusiker. Doch irgendwie gerieten die Schüler bei der Themenfindung selbst an ihr Limit. Sie produzierten dann eine Sendung über die eigenen Erfahrungen, Hürden und Schwierigkeiten, die es bereitet hat, das Thema zu bearbeiten.

»Um in der knappen Zeit zum Ziel zu kommen, sind wir an unsere Grenzen gestoßen« erzählen Rebecca und Carina. So haben sie von abends sechs bis halb drei morgens ununterbrochen am Projektbuch gearbeitet, welches mit in die Bewertung einfließt. Es stellte sich als eine echte Herausforderung dar, die nicht jeder bereit war anzunehmen. Von den ursprünglich zehn Teilnehmern haben kurz vor Projektende zwei aufgegeben. »Es war dann doch zuviel Arbeit geworden, neben den schulischen Anforderungen«, sagten die verbleibenden Schüler.

Was im Jahr 2002 mit einer Pilotschule in München begann, hat sich nun zu einem deutschlandweiten Projekt entwickelt. Anstelle eines normalen Grundkurses stellen die Schüler für ein Jahr eine Radio-Redaktion zusammen, die von der Themenfindung bis zur fertigen Sendung alles in Eigenregie unternimmt. Im Vordergrund steht das Erlernen von unternehmerischen Grundkompetenzen. Dafür stellt die Stiftung den Schülern sogar ein Budget zur Verfügung, welches sie selbstständig verwalten und abrechnen müssen. Es dient dazu, sich durch eine externe Fachkraft, wie einem erfahrenen Journalisten, beraten und in die Materie des Radio-Journalismus einführen zu lassen. Sie gewannen schließlich als Interviewpartner Thomas Huber, den Extremkletterer aus dem Kinofilm »Am Limit« und zeigten selbst erstaunliche Talente als Schauspieler, indem sie eine Szene von zwei jugendlichen Graffiti-Sprühern für das Radio nachspielten, die von der Polizei erwischt werden.

In den vergangenen zwei Jahren hat das Moosacher Gymnasium das Siegertreppchen knapp verfehlt. Doch dieses Jahr ist die Hoffnung groß, mit unter den ersten dreien dabei zu sein. Sollten sie wieder nichts gewinnen, so ginge die Welt auch nicht unter, versichern die Schüler. Immerhin bleiben ihnen eine Urkunde und zahlreiche Erfahrungen, die sie für das spätere Berufsleben verwenden können. Sofia Delgado

Artikel vom 05.08.2008
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