Stadtrat Kronawitter möchte Transportmittel nach Biberger Vorbild

Trudering · Ein Bürgerbus auch für Trudering?

Trudering · Nach dem Vorbild des Biberger Bürgerbusses in einem Ortsteil Oberhachings möchte Georg Kronawitter (CSU), Stadtrat und Mitglied des Bezirksausschusses (BA) 15, Trudering-Riem, eine solche Fahrgelegenheit auch in Trudering einrichten. Denn das öffentliche Verkehrssystem in Trudering-Riem weist für Kronawitter »strukturelle Lücken« auf, die mit städtischen Standardlösungen nicht abgedeckt werden könnten.

Der privat betriebene Bus soll vor allem auf der Strecke zwischen dem Geschäftszentrum an der Wasserburger Landstraße und den südlichen Wohnvierteln Waldtruderings eingesetzt werden. Denn gerade Waldtruderinger Senioren würden sich schwer tun, die Geschäfte und Ärzte an der Wasserburger Landstraße zu erreichen. »Autofahren ist für ältere Menschen zu stressig oder schlichtweg nicht mehr verantwortbar, Fahrrad fahren scheitert an mangelnder Fitness, Taxi ist zu teuer und der Fußweg ist zu weit«, sagt Kronawitter.

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Eine mögliche Route wäre für den CSU-Stadtrat ein Rundkurs, der von der Endhaltestelle des Busses mit der Nummer 194, Nauestraße, über die Schwedensteinsiedlung und dann über die Nord-Süd-Achse Tsingtauerstraße/Von-Erkert-Straße das Geschäftszentrum erreicht. Zurück soll es dann über die Waldtruderinger oder Turnerstraße gehen. Kronawitter kann sich vorstellen, dass ein Kleinbus oder sogar bloß ein Van als Fahrzeug ausreichen würde. Auch bei den Betriebszeiten sei klar, dass sie nicht die der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), etwa im Berufsverkehr, schultern könnten.

Da das aber gar nicht abgedeckt werden müsse, sei dies durchaus zulässig. Für Kronawitter ist das Projekt ein »Langläufer«, der seine Zeit brauche. Zuerst einmal müssten die »rechtlichen Voraussetzungen« geklärt werden, etwa wenn wie beim Biberger Vorbild Privatpersonen am Steuer sitzen. Die Stadt München soll nun gemeinsam mit den Münchner Verkehrsbetrieben laut Kronawitter Auskunft geben, »unter welchen Umständen ein das MVG-Netz ergänzende Bürgerbus-Projekt in Trudering Sinn machen könnte«.

In Oberhaching haben die Mitglieder des Vereins »Biberger Bürgerbus« am vergangenen Samstag gerade ihr erfolgreiches fünfjähriges Bestehen gefeiert. Auch sie haben sich im Jahr 2003 bei der Regierung von Oberbayern nach möglichen Auflagen erkundigt, wenn Privatpersonen den Bus chauffieren. Für ihr Konzept war laut Personenbeförderungsgesetz keine Genehmigung nötig, solange nur mit PKW bis zu neun Sitzplätzen einschließlich Fahrer gefahren wird und die Erlöse aus dem Fahrscheinverkauf höchstens die Betriebskosten decken. Die vergangenen fünf Jahre waren für den Biberger Vereinsvorsitzenden Jens Nonnenmacher nicht so einfach zu bewältigen. »Man lebt nur noch für das Projekt«, sagt er. Trotzdem ist er auf das Erreichte stolz und mit dem Herzen dabei. »So wie wir das ›Busunternehmen ohne Gehalt‹ aufgezogen haben, hätte uns das keiner zugetraut.« Und Nonnenmacher warnt Nachahmer wie die in Trudering davor, zu glauben, das Projekt könne kommunal verwaltet werden: »Das funktioniert oft nicht.« Zwar gebe es einen Zuschuss der Gemeinde Oberhaching in Höhe von rund 1500 Euro, der »deckt aber gerade mal so die Kosten«.

Einzig dem kontinuierlichen Engagement von Privatpersonen sei es zu verdanken, dass der Bus seit fünf Jahren fahre. 20 ehrenamtliche Fahrer waren es 2003, mittlerweile sitzen 35 Biberger von Montag bis Freitag am Steuer – im Schnitt zehn Stunden pro Monat in ihrer Freizeit ohne Bezahlung und fahren insgesamt rund 6000 Kilometer pro Jahr.

Die Dorfgemeinschaft sei durch den Bürgerbus näher zusammengerückt, sagt Nonnenmacher. Und man habe bei der Gemeinde mehr durchsetzen können, denn »die sehen dadurch, dass wir nicht nur fordern, sondern etwas zum Gemeindeleben beisteuern.«

Artikel vom 30.07.2008
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