Anwohner beschweren sich über Drogensüchtige auf Plätzen in der Innenstadt

Münchner Zentrum · Schwierige Zugvögel

Münchner Zentrum · Eine von Straßen umzingelte Insel ohne ernsthafte Aufenthaltsqualität ist der Artur-Kutscher-Platz. So sieht es zumindest Werner Lederer-Piloty (SPD), Vorsitzender des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann (BA 12). Seit den Umbaumaßnahmen an der Münchner Freiheit ist der Platz zu einem beliebten Treffpunkt von Junkies und notorischen Biertrinkern geworden.

Weil sich Anwohner hierüber beschweren, strebt der BA nun vehement eine Umgestaltung des Ortes an. Allerdings: »Wir werden auch weiter mit Bürgern zusammenleben müssen, die vielleicht etwas dem Alkohol zusprechen«, zeigt sich Lederer-Piloty diplomatisch.

Ähnliche Probleme gibt es einige Kilometer weiter, in Münchens Mitte: »Seit geraumer Zeit hat sich eine harnäckige Drogen- und Pennerszene am Sendlinger-Tor-Platz und der Herzog-Wilhelm-Straße etabliert, die Anwohnern das Fürchten lehrt«, wettert CSU-Stadtrat Richard Quaas. Auch hier mühen sich Polizei und Stadt ab, die Zustände unter Kontrolle zu halten, »aber offensichtlich nicht nachhaltig genug«, so Quaas.

Das von Bürgerseite in den BA Schwabing-West getragene Anliegen ist »Wasser auf sich seit Jahren drehende Mühlen«, sagt die Vorsitzende des Unterausschusses Raumordnung, Petra Piloty (SPD). In der Stadtverwaltung sei der Handlungsbedarf bekannt, das nötige Geld aber nicht vorhanden. Dennoch werde seit Jahren beantragt, dass der Artur-Kutscher-Platz neu gestaltet wird. Im Stadtgebiet gebe es um die 800 Plätze, die einer gestalterischen Überholung bedürften. Grundsätzlich trifft sich die vornehmlich dem Bier zugeneigte Szene am liebsten an der Münchner Freiheit und wandert von dort nur ab, wenn die Polizei eine »Zerstreuungsaktion« vornimmt. Neuer Versammlungsort ist dann oft der Artur-Kutscher-Platz. Im Durchschnitt patrouilliert dort zweimal am Tag eine Polizeistreife.

Für Polizeihauptkommissar Olaf Schleicher ist die Lage aber nicht beunruhigend: »Auf dem Platz finden sich schon immer soziale Randgruppen ein, das ist für uns ›business as usual‹.« Anlieger würden ab und zu beklagen , dass ihre Vorgärten als Toiletten benutzt werden. Wenn es Beschwerden gibt, schreitet die Polizei gegen das wilde Urinieren ein, dann werden Personenkontrollen vorgenommen. »Meistens lösen sich die Versammlungen aber von selbst auf, wenn eine Streife vorbeifährt«, sagt Schleicher; mehr könne die Polizei nicht tun, »wo sollen sie auch sonst hin?«

Das Nomadentum randständiger Szenen beschäftigt die Stadt schon länger: »Das sind Zugvögel, wo immer die Polizei auftaucht, ziehen die weiter«, umschreibt Lederer-Piloty das Problem.

Die Polizeipräsenz am Artur-Kutscher-Platz hält er für sinnvoll: »Wir wollen nicht, dass da mit dem Knüppel draufgehauen wird. Aber in Zusammenarbeit mit Streetworkern ist die Polizeipräsenz der richtige Weg.« Wirkungsvoller als der Einsatz der Ordnungsmacht sei aber immer noch eine vernünftige Bebauung, »miese Gestaltung zieht solche Gruppen eben an.« Am Wedekind-Platz, unweit des Artur-Kutscher-Platzes, gebe es ähnliche Schwierigkeiten, sagt Lederer-Piloty. Dort zeichne sich jedoch eine Lösung ab, ein Umbau sei von der Stadt bereits zugesagt. Mehr zum Thema im »SamstagsBlatt«. Florian Zick

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Artikel vom 24.06.2008
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