Regisseurin Doris Dörrie unterstützt Münchner Hospizdienst Da-Sein

Zentrum · Für ein würdiges Ende

Katharina Rizzi von Da-Sein (links) und Doris Dörrie setzen sich dafür ein, dass Menschen ohne unnötiges Leiden sterben können.Foto: seb

Katharina Rizzi von Da-Sein (links) und Doris Dörrie setzen sich dafür ein, dass Menschen ohne unnötiges Leiden sterben können.Foto: seb

Zentrum · Wohin gehen wir, wenn wir sterben? Viele Menschen verdrängen den Tod, bis sie sich zwangsläufig damit auseinandersetzen müssen. Die Mitarbeiter des Hospizdienstes Da-Sein allerdings beschäftigen sich seit 17 Jahren mit dem Sterben, sie helfen Todkranken sowie deren Angehörigen bei ihrem schwierigen Weg.

Regisseurin Doris Dörrie hat die Patenschaft für den Verein, der seinen Sitz in der Karlstraße hat, übernommen. Am Sonntag wurde im Rahmen einer Da-Sein-Benefizaktion im Mathäser-Filmpalast ihr Film »Kirschblüten – Hanami« vorgeführt.

Für die Vereinsmitglieder ist das Engagement von Doris Dörrie ein Höhepunkt seit dem Bestehen von Da-Sein. »Die Patenschaft steigert den Bekanntheitsgrad unseres Vereins, der auf Spendengelder angewiesen ist«, sagt die 2. Vorsitzende Brigitte Loder.

Dörrie selbst wurde auf traurige Weise mit dem Tod konfrontiert: 1996, bei den Dreharbeiten für ihren Film »Bin ich schön?«, verstarb ihr Ehemann Helge Weindler an Krebs. Der Dreh wurde damals unterbrochen, die Regisseurin suchte erstmals Kontakt zum Verein: »Ich wusste mir selbst nicht zu helfen und habe sehr verzweifelt versucht, von außen Hilfe zu bekommen«, erklärt sie. »Der Verein hat mich sehr unterstützt. Auch deshalb habe ich – ohne zu zögern – der Patenschaft zugestimmt.« In den 80er-Jahren hatte die deutsche Hospizbewegung ihren Anfang genommen, damals hatte sie noch etwas von einer Bürgerinitiative und wurde meist von ehrenamtlichen Helfern organisiert. Die heutige Arbeit findet in einem Netzwerk von Ärzten, Pflegediensten und geschulten Ehrenamtlichen statt. Der Verein Da-Sein, der 1991 noch aus einem Wohnzimmer heraus agieren musste, ist heute eine anerkannte Initiative unter der Leitung von Katharina Rizzi.

Der Schwerpunkt der Vereinsarbeit hat sich in den vergangenen Jahren nicht geändert, die Mitarbeiter begleiten Sterbende in ihrer letzten Lebensphase – und versuchen unter anderem, die Schmerzen der Sterbenden zu lindern. Oft allerdings stößt der Verein auf rechtliche Hindernisse: »Das deutsche Betäubungsmittelgesetz ist sehr eng. Wir könnten unseren Patienten gerade im Bereich der Schmerzlinderung besser helfen, wenn die Auflagen für den Einsatz von Morphinen gelockert würden«, betont Rizzi.

Zu oft werde Morphium, das zu den Opiaten zählt, als benebelnde Droge wahrgenommen, »dabei gibt es viele Patienten in Therapie, die über längere Zeit Morphium verschrieben bekommen und ihrer Arbeit weiter nachgehen können. Wenn wir Morphium verabreichen, wollen wir dem Patienten keinen ›Kick‹ bescheren, sondern Schmerzen minimieren.« Auch Dörrie findet es absurd, einem todkranken Menschen Medikamente vorzuenthalten, aus Angst, er könne davon abhängig werden: »Die schmerzlindernde Palliativmedizin unterstützt den Wunsch, den wir alle haben: Dass wir relativ schmerzfrei sterben können.«

In den Augen von Rizzi ist die westliche Medizin zu sehr auf Heilung und Lebensrettung ausgerichtet. Ärzten würde nicht mehr beigebracht, den Tod zu begleiten. Daher bietet Da-Sein auch Beratung für Ärzte an. Weitere Informationen auf www.hospiz-da-sein.de . Sebastian Bolenius

Artikel vom 27.05.2008
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