Wilheoms-Gymnasium kämpft um seine wertvolle Bibliothek

Rettung für Cicero und Co.

Lehel · Das Wilhelms-Gymnasium in der Thierschstraße ist nicht nur das älteste Gymnasium Oberbayerns, es besitzt auch eine der wertvollsten Bibliotheken des Freistaates.

Zahlreiche historische Unkiate stehen dort in den Regalen. Neben einer 42-bändigen bebilderten Enzyklopädie aus dem 18.Jahrhundert, einem handgeschriebenen Aristoteles-Kommentar und vielen bayerischen Lokalgeschichten, finden sich sämtliche deutsche und lateinische Werke des 17. und 18. Jahrhunderts.

“1559 haben die Jesuiten die Schule gegründet. Da sie finanziell so gut gestellt waren, konnten sie alle, damals aktuellen, Bücher kaufen. Deshalb sind wir so gut ausgestattet”, berichtet Lateinlehrer Reiner Abenstein, der für die katalogisierung der Bibliothek zu ständig ist.

Doch so richtig freuen kann man sich am Wilhelms-Gymnasium nicht über diesen Bücherschatz: Etwa 15 Prozent der 12 000 Bücher sind von Pilzen befallen. Teilweise fressen sich Holzwürmer durch die kostbaren Einbände und Seiten. Restaurierungen sind unumgänglich. Allein das Geld hierfür fehlt, denn die Kosten für eine fachgerechte Konservierung und Restaurierung werden auf 1,3 Millionen Mark geschätzt. Ein Angebot der Staatsbibliothek, den gesamten Bestand zu übernehmen und die Kosten zu tragen, lehnte die Schule entschieden ab.

“Diese Bücher sind ein Teil der Schule, sie gehören hierher”, ist Abensteins einziger Kommentar. “In der Staatsbibliothek würden sie wahrscheinlich aus Platzmangel im Keller verschwinden.” Genau das Gegenteil wollen Direktor Joachim Hopp und seine Kollegen jedoch erreichen: Nach der Instandsetzung soll die Bibliothek für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Bisher konnte sie nur von Schülern der Oberstufe für Facharbeiten genutzt werden. Eine Bank hat nun in Aussicht gestellt, eventuell aus ihrem Kulturetat Mittel zur Verfügung zu stellen. Bis dahin soll die Hilfe von den Eltern kommen. Eine “Putzkollonne” von zirka 70 Eltern hat bereits mit Reinigungsarbeiten begonnen. Doch das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Finanzielle Unterstützung, durch sogennannte Buch-Patenschaften, ist gefragt. Jeder übernimmt die Restaurierung für einen Band und wird dann namentlich in dem Buch verewigt. Da das Gymnasium traditionell von vielen Kindern aus wohlhabenden Familien besucht wird, stehen die Chancen gut, zumindest die wertvollsten Bücher zu retten. Auch die Studiengenossen wurden angeschrieben. Einer von den “Ehemaligen” hat sogar einen Film über die Bibliothek gedreht, der demnächst vorgestellt werden soll. ct

Artikel vom 08.02.2001
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