Filmmuseum: Retrospektive des Regisseurs Luis Bunuel

Zentrum · Surreale Wirklichkeiten

L’age D’or sorgte in den 1930er-Jahren für einen Skandal. Quelle: Stadtmuseum

L’age D’or sorgte in den 1930er-Jahren für einen Skandal. Quelle: Stadtmuseum

Zentrum · Mit einer kompletten Retrospektive bis zum 20. Juni, lässt das Filmmuseum München, St.-Jakobs-Platz 1, Luis Bunuels Werk Revue passieren und zeigt nicht nur seine Regiearbeiten, sondern auch Filme, in denen er als Regie-Assistent, Drehbuchautor oder Produzent tätig war. Alle Filme werden in der Originalfassung mit deutschen oder englischen Untertiteln gezeigt.

Die Retrospektive entstand in Zusammenarbeit mit den 58. internationalen Filmfestspielen Berlin 2008. Kaum ein Filmemacher wird so sehr mit dem Surrealismus in Verbindung gebracht wie der Spanier Luis Bunuel. Mit einer der damals wohl provokantesten Szenen der Filmgeschichte begann die lange Filmkarriere des 1900 in Calanda geborenen Regisseurs:

Mit einem simplen Montagetrick ließ er einer jungen Frau Rasiermesser durchs Auge gleiten. »Un Chien Andalou« (»Ein andalusischer Hund«, 1929) begeisterte sowohl Kritiker als auch das Publikum und gilt heute als Klassiker der Avantgarde. Bunuels zweiter Film »L’age D’or« (»Das goldene Zeitalter«) geriet 1930 zum Skandal. Erstmals fand er das Thema, das er im Laufe seines Lebens immer wieder filmisch verwerten würde: Bürgertum und Christentum kehren immer wieder in seinen filmischen Diskursen in Form von harscher und unverblümter Kritik zurück.

Konfrontationen mit der staatlichen und kirchlichen Zensur belgeiteten ihn sein ganzes Filmschaffen hinweg. So auch bei »Viridiana« (1961), das im Spanien unter dem Franco-Regime aufgrund blasphemischer Inhalte verboten wurde und einen Skandal auslöste. Die Zensur jedoch konnte nicht verhindern, dass Bunuel mehrfach auf Festivals ausgezeichnet wurde.

Bunuels Oeuvre einem spezifischen Stil unterzuordnen, dürfte schwer fallen, allein schon angesichts der Bandbreite und wechselnder (sozio-)kultureller Kontexte. Nach eher kurzem Zwischenstopp in den USA nahm er ab Mitte der 40er-Jahre Angebote aus Mexiko wahr. Bis zu seiner Rückkehr nach Spanien 1960 stellte er dort etwa 20 Filme her, darunter von internationalen Festivals viel beachtete und preisgekrönte Werke wie »Los Olvidados« (»Die Vergessenen«, 1950), ein Drama über mexikanische Straßenkinder. Sein Spätwerk realisierte Bunuel dann hauptsächlich in Frankreich, darunter so satirisch groteske Werke, wie »Le Charme discret de la Bourgeoisie« (»Der diskrete Charme Bourgeoisie, 1972) oder »Le Fantome de la Liberté« (»Das Gespenst der Freiheit«, 1974), die vornehmlich dem kritischen Auge Bunuels unterzogen sind.

Mit »Belle de Jour« (»Schöne des Tages«), einer Adaption des gleichnamigen Romans von Joseph Kessel, drehte er 1967 seinen wohl kommerziellsten Spielfilm mit Catherine Deneuve in der Hauptrolle. Will man Bunuels Gesamtwerk nun doch konkretisieren, so lässt sich sein Stil als eine Verwebung von Wirklichkeit, Traum und Einbildung beschreiben, welche er mit surrealen Elementen und dem ihm eigenen Humor anreichert und damit als teils subversive und obskure Welten entfesselt.

Das komplette Programm sowie die genauen Titel und Termine können dem Programmheft des Filmmuseums oder dem Internet unter www.filmmuseum-muenchen.de entnommen werden.

Der Eintritt kostet 4 Euro, ermäßigt 3 Euro. Eine telefonische Kartenvorbestellung ist unter 2 33-2 41 50 möglich.

Artikel vom 01.04.2008
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