Milbertshofen/Am Hart · Seit genau 100 Jahren rot und links

Milbertshofen/Am Hart · Oberbürgermeister Christian Ude frotzelte zwar, so ein hundertjähriges Jubiläum sei »nichts besonderes«, denn in der Schwabinger Schellingstraße hätten sich schließlich die Buchdrucker schon Jahre früher organisiert.

Doch Franz Maget, Fraktionsvorsitzender der SPD im Landtag, rückte die Verhältnisse für seinen Ortsverein schmunzelnd wieder zurecht: »Wir hatten damals hier schon elektrisches Licht, während München, das ja zu der Zeit noch eine andere Gemeinde war, noch Gas benutzte. Hier in Milbertshofen saß also der Fortschritt.«

Die Stimmung war aber nicht nur unter den beiden Münchner »Ober-Roten« bestens auf der 100-jährigen Jubiläumsfeier des Ortsvereins Milbertshofen-Am Hart im Kulturhaus Milbertshofen. Rund 150 Gäste aus Partei, Vereinsleben und Gesellschaft ließen es sich nicht nehmen zu gratulieren.

Der Oberbürgermeister betonte in seiner Rede die Bedeutung der Sozialdemokratie für den Zusammenhalt der Gesellschaft. »Der Kapitalismus bedarf mehr denn je eines sozialen Korrektivs«, sagte das Stadtoberhaupt. Das gelte international wie auf Bundesebene – und eben auch lokal in Stadtquartieren wie Milbertshofen. »Wir müssen das Auseinanderdriften der Stadtgesellschaft verhindern«, betonte Ude. In seinem amüsanten Rückblick auf 100 Jahre SPD in Milbertshofen berichtete Maget von zwei der SPD angehörenden Handwerkern, die in den Altar der Milbertshofener Sankt-Georgs-Kirche einen Zettel geschmuggelt hätten, auf dem sie sich »gegen jede Kirchenherrschaft« ausgesprochen hätten. Das Ganze sei erst bei der Renovierung in den 70er-Jahren aufgeflogen. Dass sich das Verhältnis zur Kirche inzwischen deutlich entspannt hat, belegte die Anwesenheit von Pfarrer Zielinski von der Sankt-Georgs-Kirche auf der Feier. Franz Maget ist bereits seit 36 Jahren Mitglied des Ortsvereins Milbertshofen-Am Hart, Bürgermeisterin Christine Strobl seit 25 Jahren. Die Veranstaltung wurde umrahmt von Showeinlagen der Bollywood-Tanzgruppe des Lion-Feuchtwanger-Gymnasiums, des Männerchors Milbertshofen-Riesenfeld sowie der Jazzband »2 Meter 2 Mark«.

Artikel vom 12.12.2007
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