Advents-Veranstaltung am Isartor sorgt für Zündstoff im Bezirksausschuss

Zentrum · Spiel mit dem Feuer?

Heiße Diskussion über eine Feuerzangenbowle: Im Bezirksausschuss erhitzten sich die Gemüter über eine mögliche Fehlentscheidung der Stadt.	  Foto: VA

Heiße Diskussion über eine Feuerzangenbowle: Im Bezirksausschuss erhitzten sich die Gemüter über eine mögliche Fehlentscheidung der Stadt. Foto: VA

Zentrum · Hartmut Senkel ist jemand, der nach eigenen Angaben versucht, sich »immer gewählt auszudrücken«. Auch am Dienstag vergangener Woche beim Besuch im Bezirksausschuss Altstadt-Lehel (BA 1) war dem Unternehmer die gute Kinderstube anzumerken. Er blieb sachlich – obwohl er »auf 180« war. Denn Senkel fühlte sich als Opfer »politischer Willkür«. Was war geschehen?

Der Unternehmer ist Initiator der »Münchner Feuerzangenbowle«, einer Veranstaltung im Innenhof des Isartors. In einem Misch aus Open-Air-Kino und Punschparty wird dabei zweieinhalb Wochen lang der Film mit Heinz Rühmann gezeigt, während gleichzeitig in einem überdimensionalen Kessel die »größte Feuerzangenbowle der Welt« entzündet wird.

Senkel will den Event in diesem Jahr zum dritten Mal in München organisieren. Der BA hatte dagegen nichts einzuwenden und auch die Stadtverwaltung gab grünes Licht. Doch Anfang vergangener Woche traf eine neue Auflage der Stadtväter Senkel wie ein Blitz aus heiterem Himmel: Ihm wurde mitgeteilt, dass er auf Geheiß der Referentenrunde die Öffnungszeiten seines Events an die des Christkindlmarktes anpassen muss. Die Feuerzangenbowle soll also bereits um 20.30 Uhr ihre Pforten schließen und nicht erst gegen 23 Uhr, wie in den vergangenen Jahren.

»Das bedeutet unser wirtschaftliches Aus«, erklärte Senkel im BA: »Wir leben von der Dämmerung, wir haben keine Laufkundschaft wie auf dem Marienplatz.« Senkel konnte denn auch »keine sachliche Grundlage« für den Beschluss ausmachen – zumal sich die Feuerzangenbowle nur wenige Tage mit dem Christkindlmarkt überschneidet.

Auch BA-Chef Wolfgang Püschel (SPD), der bei der abschließenden Besprechung zwischen Senkel und den Stadtvertretern dabei war, hatte für den Adhoc-Beschluss nur Verwunderung übrig: »In den Gesprächen waren die Öffnungszeiten bislang kein Thema.«

Auch den anderen Gremiumsmitgliedern fehlt jegliches Verständnis: »Es ist Unsinn, dass sich eine neue Veranstaltung an eine traditionelle anpassen muss«, meinte etwa CSU-Vertreter Stefan Blum: »Eigentlich hinken die Öffnungszeiten des Christkindlmarkts den heutigen Lebensgewohnheiten hinterher.« FDP-Kollege Jörg Hoffmann hatte derweil eine Vermutung, was hinter dem Beschluss steckte: »Es gab ja Bestrebungen im Stadtrat, die Feuerzangenbowle zu verhindern«, erinnerte er sich. »Nachdem man das nicht geschafft hat, ist das die Retourkutsche.«

Senkel telefonierte sich am Tag nach der BA-Sitzung die Ohren wund, um die Verwaltung noch von der Zwangsverkürzung abzubringen. Obwohl ihm erklärt wurde, »dass Beschlüsse der Referentenrunde nicht rückgängig zu machen sind«, klopfte er inzwischen die Verwaltung weich: Er muss die Öffnungszeiten nun nur noch an den Tagen anpassen, an denen sich seine Veranstaltung tatsächlich mit dem Christkindlmarkt überschneidet. Danach darf die Bowle bis 22.30 Uhr ausgeschenkt werden – analog zum Eiszauber am Karlsplatz.

»Damit kann ich leben«, kommentierte Senkel den Kompromiss: »Aber ich verstehe das Ganze immer noch nicht.«

Artikel vom 20.11.2007
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