Pfarrverband Bogenhausen kämpft um seinen Pater Lutz Hübner – vergebens?

Bogenhausen · »Unser Pater muss bleiben«

Pater Lutz Hübner (2. v. re.) mit Diakon Siegfried Schwinn (re.), Gemeindereferentin Barbara Ploch und  Pastoralreferent Dr. Winfried Ploch. Doch bereits nach wenigen Monaten nahmen die »Kommunikationsstörustörungen« überhand. Jetzt muss Pater Lutz gehen.

Pater Lutz Hübner (2. v. re.) mit Diakon Siegfried Schwinn (re.), Gemeindereferentin Barbara Ploch und Pastoralreferent Dr. Winfried Ploch. Doch bereits nach wenigen Monaten nahmen die »Kommunikationsstörustörungen« überhand. Jetzt muss Pater Lutz gehen.

Bogenhausen · »Da können Sie noch so hartnäckig nachfragen und versuchen mich wie eine Zitrone auszupressen und ich werden auch nicht mehr dazu sagen.« Winfried Röhmel, Sprecher des Erzbischöflichen Ordinariats ist genervt. Kein Wunder schließlich steht er seit Tagen unter Strom. Demonstrationen, Menschenaufläufe, Krisensitzungen – und das alles wegen eines »Routinevorgangs«, so Röhmel, dem Weggang eines Seelsorgers.

Die Gemüter sind erhitzt, sogar von Mobbing ist die Rede. Die Bogenhauser Katholiken wollen kämpfen, schließlich geht es um »ihren« Pater Lutz Hübner. Seit knapp einem Jahr ist der Salesianer für den Pfarrverband Bogenhausen – bestehend aus den drei Gemeinden St. Johann von Capistran, St. Rita und St. Klara zuständig. »Gerade bei den Familien und Jugendlichen war er sehr beliebt«, weiß Pfarrgemeinderätin Beate Schley. Deshalb hat die Gemeindemitglieder die Nachricht vom Weggang des Paters auch eiskalt erwischt.

»Als wir davon erfahren haben, waren wir gerade im Zeltlager«, berichtet Stephanie Maier, Pfarrjugendleiterin von St. Johann von Capistran. Schnell sei klar gewesen, da müsse etwas geschehen. So organisierte man am 6. August kurzerhand eine Demonstration mit rund 100 Gläubigen.

Anfänglich schien diese auch Wirkung zu zeigen. So hieß es am gleichen Tag in der Pfarrversammlung von Seiten des Ordinariats noch, man werde sich Anfang September noch einmal mit der Sache beschäftigen und dann Mitte des Monats eine endgültige Entscheidung treffen. Doch auf Nachfragen im Ordinariat hört man von Röhmel nur: »Pater Lutz wird den Pfarrverband auf jeden Fall Ende September verlassen, um dann seelsorgerliche Tätigkeiten in Odelzhausen zu übernehmen.«

Diese Entscheidung sei keine Kritik an seiner Arbeit, doch die Aussagen von Pastoralreferent Dr. Winfried Ploch lassen Zweifel aufkommen. »Die Zusammenarbeit mit Pater Lutz war anfangs voller Idealismus, wurde aber von Monat zu Monat schlechter.« Im Laufe der Zeit hätten sich Schwierigkeiten herauskristallisiert, die sich aus der Doppelspitze mit Diakon Siegfried Schwinn ergeben hätten. Die Situation habe sich derart zugespitzt, dass sich Pater Lutz noch am 11. Juli während eines gemeinsamen Krisengesprächs im Ordinariat selbst für eine Versetzung aussprach.

Da diese Entscheidung jedoch lediglich aus Ärger und Wut heraus getroffen worden sei – so Pater Lutz bei der Pfarrversammlung – nahm er sie auch prompt am 16. Juli wieder zurück. Doch da war es bereits zu spät und die Entscheidung des Ordinariats stand fest: Pater Lutz geht im September nach Odelzhausen und Pater Aloisius aus Nigeria tritt für ein Jahr seine Nachfolge an. »So haben wir wieder keine beständige Bezugsperson«, beschwert sich Maier.

Gerade jetzt, wo sich eine aktive Jugend gebildet hätte, sei das fatal. Schließlich habe Pater Lutz die Fähigkeit, »den Worten der Bibel einen alltäglichen Bezug zu geben und somit den Glauben auch für junge Leute greifbar zu machen«, schwärmt Maier.

Doch die Aussagen des Ordinariats lassen Hoffnung aufkommen: »Im Herbst 2008 bekommt der Pfarrverband wieder einen festen Pfarrer«, verspricht Röhmel. Bis dahin bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass Pater Aloisius ein weniger stressiges Jahr vor sich hat, als es der allseits als »charismatisch« und »engagiert« beschriebene Pater Lutz hinter sich hat. Von Seiten der Pfarrei war nämlich zu hören, dass das Leiterteam um Diakon Schwinn, der momentan im Urlaub ist und daher keine Aussage zu der Sache machen kann, gegen den Pater agiert hätte – von Mobbing ist die Rede.

Anschuldigungen, die Dr. Ploch vehement von sich weist: »Sicher gab es Spannungen, aber daran sind immer beide Seiten schuld. Es war nie die Rede davon, dass wir den Pater los werden wollen.« Was an den Vorwürfen dran ist, wird sich wohl nicht abschließend klären lassen. Schließlich wollte Pater Lutz sich wegen des schwebenden Verfahrens nicht äußern. Und aus der Gemeinde hört man nur: »Mehr kann ich nicht verraten, sonst gefährde ich meinen Job.«

Artikel vom 14.08.2007
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