Mit einem 1:20-Modell wird der letzte Renaturierungsabschnitt der Isar simuliert

Au · Die Isar im Miniaturformat

Wissenschaftler der TU in Obernach wollen herausfinden, welche Auswirkungen die Renaturierung des sensiblen Isarabsschnitts haben wird. Foto: TU

Wissenschaftler der TU in Obernach wollen herausfinden, welche Auswirkungen die Renaturierung des sensiblen Isarabsschnitts haben wird. Foto: TU

Au · Die Isar soll wieder wild werden – so das ehrgeizige Ziel der Stadt München. Seit mehreren Jahren wird daher der ehemals reißende Gebirgsfluss Stück für Stück aus seinem Betonkorsett befreit. Bis zur Reichenbachbrücke ist man schon vorgedrungen und hat das Flussbett aufgeweitet – ganz zur Freude der Anwohner, die die breiten Liegewiesen an heißen Wochenenden zahlreich bevölkern.

Jetzt wird das sensibelste und schwierigste Teilstück bis zum Deutschen Museum angepackt. Und damit hier absolute Planungssicherheit herrscht, führt die TU München momentan ein Modellversuch im Maßstab 1:20 durch, der die Strömungsverhältnisse der Isar vor und nach der Renaturierung simulieren soll.

»Ziel dieser Maßnahme ist es, die Auswirkungen der Aufweitung des Flussbettes vorab einzuschätzen – denn gerade die kleine Isar ist ein sehr wertvolles und fragiles Biotop«, weiß Andreas Niedermayr, Versuchsleiter an der Forschungsstation der TU München in Obernach. Dazu wird der Flussabschnitt detailgetreu nachgebaut. Sogar die Brücken inklusive Pfeiler werden aus PVC und Holz ihrer tatsächlichen Form entsprechend in das Modell eingesetzt.

»Das ist nötig, weil gerade die Pfeiler einen enormen Einfluss auf die Strömungsverhältnisse haben«, so Niedermayr. Und das wiederum sei wichtig, um festzustellen, ob und wie an welchen Stellen Kies abgetragen beziehungsweise angelagert werde. Der Kies wird durch nur einen Millimeter große Sandkörner dargestellt.

Lang haben die Ingenieure nicht mehr Zeit für ihren Versuch, denn im Winter 2009/2010 wird der letzte Teil der Isarrenaturierung angepackt. Von der Reichenbachbrücke bis zum Deutschen Museum wird dann die Isar aufgeweitet. 30 bis 40 Meter bekommt sie dann mehr Raum. So entsteht ein flaches neues Ufer, wo auch Erholungssuchende auf ihre Kosten kommen. Am Ostufer werden Böschungen abgeflacht und die Hochufer begrünt.

»So ist endlich wieder ein direkter Zugang zur Isar über Kies- und Sandstrände möglich«, freut sich Stephan Kirner vom Wasserwirtschaftsamt München. Gleichzeitig könne so auch noch etwas für den Hochwasserschutz getan werden, weil sich durch das breitere Flussbett die Geschwindigkeit des Fließwassers reduzieren lasse. Auch der unregelmäßige Uferverlauf mit variierendem Gefälle dient dem Schutz vor Hochwasserschäden. »Wir haben also eine sogenannte ›eierlegende Wollmilchsau‹ geschaffen«, meint Kirner schmunzelnd.

Weiteres Ziel der Bauarbeiten ist es, eine Durchgängigkeit zwischen kleiner und großer Isar zu schaffen. Bislang haben Fische keine Möglichkeit, vom Unterwasser der kleinen Isar in den Hauptstrom der großen Isar zu gelangen. Dies soll nun anders werden – mit Hilfe einer Rampe.

Zuschauen wird man den wandernden Fischen allerdings erst im Frühjahr 2010 können – dann soll alles fertig sein.

Artikel vom 07.08.2007
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