Moosacher Artur-Kutscher-Realschule geht neue Wege mit einem Schulvertrag

Moosach · Unterschrift verpflichtet

Überzeugt von der Sache – Julia Brozat-Essen (2.v.r.) und ihre Mitschüler unterzeichnen den Schulvertrag.	 F.: wei

Überzeugt von der Sache – Julia Brozat-Essen (2.v.r.) und ihre Mitschüler unterzeichnen den Schulvertrag. F.: wei

Moosach · Eine außergewöhnliche Stimmung herrschte am Donnerstagmorgen, 14. Juni, in der städtischen Artur-Kutscher-Realschule – die Aula war festlich geschmückt, die Schüler und Lehrkräfte schick gekleidet und allen Anwesenden war eine gewisse Nervosität anzumerken. Der Anlass für dieses Ambiente war die feierliche Unterzeichnung eines Schulvertrages.

Schulverträge sind in der deutschen Schullandschaft kein Novum mehr. Nun haben auch in Moosach die Verantwortlichen die Effektivität dieser Verträge erkannt. In den Dokumenten vereinbaren Schüler, Lehrkräfte sowie Eltern mit ihrer Unterschrift gewisse Regeln, an die sich alle Unterzeichner zu halten haben. Im Vertrag ist beispielsweise geregelt, wie der Umgang miteinander aussehen soll. Daniela Glogger vom Elternbeirat beschreibt den Inhalt des Vertrages so: »Im Endeffekt steht dort etwas Ähnliches wie in der Schulordnung. Es ist jedoch kindgerecht aufgearbeitet und bleibt den Schülern im Gedächtnis.

Ich hab die Schulordnung früher auch nicht gelesen.« Die Aussage der Verträge, egal ob für die fünfte oder zehnte Klasse, ist zwar die selbe, Unterschiede gibt es trotzdem. »Der Inhalt ist für die verschiedenen Jahrgangsstufen unterschiedlich formuliert. Die höheren Klassen gehen ja auch mit einem differenzierteren Intellekt an die Sache heran«, erzählt Schulleiterin Jutta Marcolesco, die vor Jahren die Vorteile eines solchen Schriftstückes selbst erlebt hatte. So hatte Marcolesco die Leitung über eine zehnte Klasse, in der zum Halbjahr 19 von 30 Schülern die Abschlussprüfung nicht bestanden hätten. Nachdem ein klasseninterner Schulvertrag von allen Beteiligten unterzeichnet worden war, gab es letztendlich nur einen Schüler, der die Prüfung nicht geschafft hatte.

So fühlt sich die Schulleiterin heute bestätigt, wenn sie sagt: »Dieses ›sich verpflichten‹ hat schon eine gewisse Wirkung.« Doch neben dem verpflichtenden Charakter der Verträge ist eine Tatsache laut Lehrerin Cordula Steidle noch wichtiger: »Der Prozess mit den Schülern die Verträge auszuarbeiten, ist ein großer Teil. Es geht darum sich Gedanken zu machen und eine gemeinsame Basis zu finden«. Dieser Meinung ist auch Daniela Glogger, die außerdem hervorhebt: »Es ist ebenfalls wichtig, dass der Vertrag auch für die Lehrkräfte gilt. Sie legen auch mal ein schlechtes Benehmen an den Tag.«

Ein Maßnahmenkatalog ist nicht in die Verträge integriert. Somit müssen Unterzeichner, die vertragsbrüchig geworden sind, nicht mit Konsequenzen rechnen. Laut Glogger haben sich das einige Eltern anders vorgestellt: »Viele wollten einen konkreteren Vertrag mit entsprechenden Maßnahmen.« Dies sei jedoch weiterhin möglich. Der Vertrag könne, wenn notwendig, angepasst werden.

Die elfjährige Julia Brozat-Essen aus der Klasse 5b kann dem Vertrag nur Positives abgewinnen: »Es ist eine gute Idee. Jetzt kann die Lehrerin die lauten Schüler erinnern: ›Ihr habt doch unterschrieben‹.« Trotz der Zuversicht blickt Julia abwartend in die Zukunft: »Ich bin mal gespannt ob es leiser wird.« Andreas Weiß

Artikel vom 26.06.2007
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